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Feierlicher Gottesdienst morgen in St. Marienkirche für den neuen katholischen Pfarrer Stefan Hansch Mit Joghurtbecher und Capoeira heimisch werden

Von Tom Koch 20.10.2012, 01:17

Wernigerode l Als Hettstedter kennt Stefan Hansch natürlich den Harz. Mit seinem Rennmotorrad hat er die bergigen Kurven mehr als einmal durchbraust. Was für ein Modell? "Eine Ducati 748S, 13Jahre alt, schön verkleidet, halt ein Joghurtbecher", sagt der 42-Jährige und schmunzelt.

Hansch ist der neue Pfarrer der Bonifazius-Pfarrei in Wernigerode. Seit fast zweieinhalb Jahren sind darin die Gemeinden aus Elbingerode, Hessen, Ilsenburg und eben Wernigerode zusammengeschlossen. Winfried Runge, sein Vorgänger, ist dem Ruf des Bischofs gefolgt, ist jetzt in Haldensleben tätig.

Wernigerode ist Hanschs erste Pfarrstelle, dieser Aufgabe begegnet er durchaus mit Respekt, das gibt er unumwunden zu. Mit 2100katholischen Christen ist St. Bonifazius eine große Pfarrei, er will sich nicht verzetteln, möchte auch Ansprechpartner für alle Menschen in der Region sein.

Zugleich, so berichtet er offen, freue er sich auf das Neue: Auf die Kultur und die Kirchenmusik in Wernigerode, auf die Studentengemeinde. Stefan Hansch hat einen Draht zu jungen Menschen, muss er auch: Sechs Jahre lang war er im Bistum in Magdeburg als Jugendpfarrer tätig, war viel unterwegs, auch weltweit.

Seine biographische Reise hätte ihn in der DDR beinahe nach Ilmenau zum Elektrotechnik-Studium geführt. Statt Armeedienst gab es mit der Wende den Zivildienst. Er, der aus einem katholischen Elternhaus stammt, hat Kranke gepflegt, hat Menschen beim Sterben begleitet. Es folgte Hanschs Entschluss, Theologie zu studieren; das Studium in Erfurt, ein Freisemester im irischen Dublin. Erste berufliche Stationen führten den Südharzer nach Eilenburg, Stendal, Wittenberg und Dessau. Ja, sagt Hansch, zu seinem Beruf gehöre, Ämter auf Zeit zu bekleiden. Doch jetzt, da er am Sonntag um 14Uhr in der Marienkirche feierlich in sein Priesteramt eingeführt werde, mag er nicht vom Abschied irgendwann in unbestimmten Jahren aus Wernigerode sprechen.

Zunächst will er "einen Ort finden, wo ich zu Hause bin, die Menschen in ihrem Alltag begleiten". 20Jahre nach seinem Studium ist Wernigerode für ihn ein wichtiger Schritt. Stefan Hansch fühlt sich auf seinem Weg dort angekommen, wo er ihn 1992 begonnen hat.

Wer übrigens bei Capoeira meint, es könnte sich um ein Getränk aus Brasilien handeln, liegt damit nur zur Hälfte falsch. Die Capoeira stammt tatsächlich aus diesem südamerikanischen Land, ist jedoch eine Kampfsportart. "Vielmehr ein Kampftanz, ein nahezu körperloser Sport", erklärt Hansch. Was für eine Fügung, freut sich der Pfarrer, an der nahen Hochschule gibt es eine Capoeira-Sportgruppe.