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Gebrüder Patrick und Hendrik Meyer aus Heudeber fallen auf: Mit knallrotem Framo auf die Baustelle

Von Rainer Marschel 15.09.2010, 04:20

Wenn die Gebrüder Meyer mit ihrem weinroten "Framo" über Land fahren, werden sie ständig mit Lichthupe gegrüßt. Auch mit den Kunden ihrer Dachdecker-Firma kommt man deutlich schneller in Kontakt, wenn sie mit ihrem DDR–Oldie vorfahren.

Heudeber. Framo "V 901/2" heißt das mittlerweile selten auf den Straßen anzutreffende Fahrzeug. In Heudeber gibt es diesen Vorgänger des "B 1000" aus DDR-Zeiten noch, oder besser gesagt, wieder. Als Kinder und selbst noch in der Wendezeit sind sie mit dem Framo ihres Vaters unterwegs gewesen. Die Rede ist von den Gebrüdern Patrick (33) und Hendrik (38) Meyer.

Sie stießen vor ein paar Jahren im Internet auf eine Anzeige aus Thüringen und fuhren sofort hin. Dort stand das, vorher in alle seine Einzelteile zerlegte und wieder neu aufgebaute Objekt ihrer Begierde.

Trabbi–Tacho und Blinker nachgerüstet

Überrascht waren sie dabei schon. Nicht weil er so super in Schuss und auch noch in der damaligen Originalfarbe lackiert war, sondern eher von der "Größe". Ein Begriff, der dem "Framo" eher schmeichelt: "Wir waren regelrecht erschrocken, wie klein das Auto war", meint Patrick Meyer rückblickend. Und diese Einschätzung bezieht sich keinesfalls nur auf das Fahrerhaus mit "handfester Kuschelgarantie". Dem Beifahrer an Ellenbogen oder Knie irgendwie ausweichen zu wollen, muss gar nicht erst versucht werden. Eine Sardinenbüchse ist die wahrscheinlich treffendste Umschreibung der Räumlichkeiten zwischen den beiden "Mini–Rückspiegeln.

Baujahr 1959, bringt das Unikum mit seinen drei Zylindern 28 PS auf die Straße. Unter der Haube quält sich dabei tapfer ein 311-er Wartburg-Motor. Das Besondere ist aber bis heute die Holzrahmenbauweise. Motto: Hast du mal ein Brett für mich? Ich habe mit meinem Wagen gerade einen Baum gestriffen.

Bis auf den Trabbi–Tacho und die nachgerüstete Warnblinkanlage als Auflage des TÜV, besteht das Auto aus Original–Teilen. Kleinigkeiten aus dem Baustoffhandel packen die Meyers, die in Heudeber und Darlingerode Dachdeckerfirmen betreiben, schon mal auf die Ladefläche. Aber den weinroten "Schleicher" der B 6 zuzumuten, "verbietet sich von selbst", so Patrick Meyer. Ebenso wie die Beladung mit den theoretisch zulässigen 500 Kilogramm. Um die Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h überhaupt zu erreichen, habe der "Lastesel" schon mit sich selbst genug zu tun. So bleibt der Framo mehr ein "Nordharzer Flachland-Tiroler". Dabei macht er den Meyers beim Fahren genau so viel Spaß wie jenen, die sich an alte Zeiten erinnern.

Ab und zu nehmen die Meyers an Oldtimertreffen teil. Kaufangebote gab es dabei schon reichlich. Patrick Meyer: "50 Jahre ist das Ding alt, und die nächsten 50 bleibt er erstmal bei uns."

Insofern nur gut, dass zum hauseigenen Fuhrpark auch noch modernere Fahrzeuge gehören. Ob die allerdings ähnlich viel Charme versprühen?