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Streaming-Konzert Musikalisches Lebenszeichen aus Ilsenburgs Heizhaus

Von Holger Manigk 26.04.2021, 13:36
Auftritt ohne Publikum, aber vor der Kamera: Die Brocken City Acoustic Crew brachte Punk-, Folk- und Indie-Songs mit ins Café am Heizhaus - und von dort in viele Wohzimmer im Harz und darüber hinaus.
Auftritt ohne Publikum, aber vor der Kamera: Die Brocken City Acoustic Crew brachte Punk-, Folk- und Indie-Songs mit ins Café am Heizhaus - und von dort in viele Wohzimmer im Harz und darüber hinaus. Foto: Sebastian Umbach

Ilsenburg

Mehr als 1500 Zuhörer haben den Konzert-Doppelpack am Wochenende, 23. und 24. April, aus dem Heizhaus in Ilsenburg verfolgt – aus ihren Wohnzimmern über die Video-Portale YouTube und Twitch im Internet. „Wir hatten sogar Zugriffe aus den USA und dem südlichen Afrika“, berichtet Mitorganisator Sebastian Umbach nach der Premiere.

Damit meldet sich der Verein Kultur, Bildung und Freizeit aus der Ilsestadt nach gut einem Jahr coronabedingter Konzertpause zurück. „Wir wollten ein Zeichen setzen: Kultur ist nicht erledigt, wir wollen eine Perspektive schaffen für Künstler und Bands.“ An dem lange geplanten Streaming-Projekt beteiligten sich mit Traurig aber Wahr, AniLorak – the History of Rock, Impex und der Brocken City Acoustic Crew vier Gruppen aus der Region. „Sie waren alle glücklich, endlich wieder gemeinsam auftreten zu können“, sagt Umbach.

Vorbereitungszeit seit November 2020

Die Idee für das Format sei schon im November 2020 entstanden. „Mediengestalter und Streaming-Fachmann Christian Werner aus Drübeck mit seiner Agentur Raum4-Art und Gabor Schneider aus Rübeland, der schon viele Konzerte im Heizhaus gegeben und organisiert hat, kamen auf uns zu“, berichtet der Stadtjugendpfleger von Ilsenburg und Berater des Vereins. „Sie suchten nach einem passenden Ort für eine Online-Veranstaltung – und waren bei uns genau an der richtigen Adresse.“

Dennoch mussten drei geplante Termine wieder abgesagt werden. „Es gab auch Skeptiker, wir hatten Angst vor Infektionen. Diesmal haben wir es aber durchgezogen“, erläutert Umbach. Das Heizhaus-Team verfüge zwar über 20 Jahre Erfahrung in der Organisation von Konzerten. „Doch vom Aufwand und der Technik war das noch mal eine ganz andere Hausnummer.“

Dank Unterstützung vom Landkreis Harz, der Fördermittel für Jugendarbeit bereitstellte, dem Media-Markt Goslar, MS Electronic aus Ilsenburg, dem Ordnungsamt der Stadt und dem Harzer Cocktail-Taxi, das Online-Gäste mit coolen Drinks zum Konzert versorgte, konnten die zwei Aufzeichnungen am Freitag- und Samstagabend schließlich doch über die Bühne gehen. „Wegen der Ausgangssperre am Sonnabend mussten wir etwas improvisieren“, ergänzt Umbach.

Nur mit Negativ-Test auf die Bühne in Ilsenburg

Das Konzept im Heizhaus an der Tiergartenstraße: „Alle Bands kamen einzeln zu uns – und das nur nach vorherigem Besuch im Corona-Testzentrum mit ,Tüv’.“ So seien nie mehr als acht Personen gleichzeitig auf 300 Quadratmetern Fläche gewesen. „Wir wussten in jeglicher Hinsicht nicht, in welche Richtung die Reise geht, aber die vielen positiven Kommentare im Internet und die Reaktionen der Bands zeigen: Die Entscheidung war goldrichtig.“

Trotzdem hoffen er, der Vorstand und die Mitglieder des Kultur-, Bildung- und Freizeit-Vereins, möglichst bald wieder auf Konzerte mit „weniger komplizierten Bedingungen“ und Publikum im Heizhaus. „Eine Grenze bei der Besucherzahl, Maskenpflicht im Gebäude, Zutritt nur mit negativem Schnelltest - die Möglichkeiten sind vielfältig“ sagt Umbach.

Chancen stehen schlecht für Kinderfest

Kaum Hoffnung habe er dagegen für die 15. Auflage des Kinder- und Straßenfestes in Ilsenburg, die am 30. Mai steigen soll. „So, wie sich die Corona-Situation momentan darstellt, glaube ich nicht an eine ausreichende Entspannung dafür in knapp fünf Wochen.“

Unterdessen läuft die Spendenaktion zum Doppelkonzert noch bis Freitag, 30. April, über den Online-Dienst PayPal. Stand Montag 14 Uhr sind gut 800 Euro eingegangen, 250 davon vom Harzer Cocktail-Taxi. „In absehbarer Zeit brauchen wir eine fünfstellige Summe für Reparaturen am maroden Dach des Heizhauses – dabei soll uns das Geld helfen“, erläutert Sebastian Umbach.

Die beteiligten Bands hätten auf Gagen verzichtet und fast nur eine Aufwandsentschädigung erhalten. Für alle, die die Konzerte verpasst haben, solle in den nächsten Tagen ein Zusammenschnitt ins Portal YouTube gestellt werden. „Fast vier Stunden Musik“, verspricht der Sozialarbeiter.