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Wirtschaft Nachwuchs aus Wernigerodes Partnerstadt Hoi An lernt im Harz

Was die Wernigeröder Projektverantwortlichen mit vietnamesischen Partnern planen

03.05.2021, 06:30
Unterstützen das Ausbildungsprojekt: Peter Gaffert und Andreas Meling  (hinten von links) sowie Kristin Dormann, Huong Trute und Katja Feldmer (vorn von links).
Unterstützen das Ausbildungsprojekt: Peter Gaffert und Andreas Meling (hinten von links) sowie Kristin Dormann, Huong Trute und Katja Feldmer (vorn von links). Foto: Ariane Hofmann

Wernigerode

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Trotz Corona-Pandemie läuft der Austausch zwischen Wernigerode und dem vietnamesischen Hoi An derzeit auf Hochtouren. Die Partnerstädte treiben das Projekt „Wirtschafts- und Sozialpartner“ (kurz: WiSo) voran, das nun in die heiße Phase eintritt, wie Kristin Dormann, Leiterin des Oberbürgermeister-Büros, berichtet.

Federführend ist die Akademie Überlingen in Wernigerode, die seit Anfang 2020 darauf hinarbeitet, jungen Vietnamesen eine Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen. „Ziel ist es, dem Fachkräftemangel im Harz entgegenzuwirken“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Gefördert wird das Projekt von Sozial- und Wirtschaftsministerium und mit EU-Geld.

Bei einem Arbeitstreffen gab Projektleiterin Katja Feldmer von der Akademie einen Überblick über den aktuellen Stand. Derzeit absolvieren 32 junge Vietnamesen in ihrer Heimat einen Deutsch-Sprachkurs, um im Sommer eine Ausbildung in Harzer Unternehmen zu beginnen.

Sprachlehrer sind vor Ort

Bis zum Frühjahr lief der Kontakt – dem Hochwasser in Hoi An und der Corona-Pandemie geschuldet – komplett online ab. Anfang des Jahres konnte ein Pädagoge aus dem Harz nach Vietnam reisen. „Seit kurzem ist eine weitere Lehrerin aus Wernigerode vor Ort, um die Auszubildenden zu schulen. Das macht eine Menge aus“, sagt Kristin Dormann. Das Coronavirus sei in Hoi An kein Problem: Derzeit gebe es keine Fälle, weiß die Büroleiterin. Damit es so bleibt, sind die Auflagen streng: So mussten die Harzer erst in Quarantäne.

Die Projektteilnehmer sollen möglichst rasch Deutsch lernen. Etwa 20 von ihnen haben bereits das Sprachlevel B1 Goethe-Zertifikat erlangt. Ziel ist das Level B2, das flüssige Gespräche mit Muttersprachlern ermöglicht. Angewendet werden können die Kenntnisse etwa in Bewerbungsgesprächen, die digital stattfinden. Bislang wurden sechs Ausbildungsverträge verbindlich unterzeichnet, in Vorbereitung sind vier weitere Verträge.

Vor allem Betriebe aus Gastgewerbe, Pflege und Handwerk suchen Fachkräfte. In Wernigerode ist die Vielfalt der Angebote groß. Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind das Harzer Kultur- und Kongresshotel, das Restaurant „Orchidea Huong“ sowie das Hotel „Weißer Hirsch“ beteiligt.

Pflege und Handwerk

Im Pflegebereich bietet die Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode (GSW) Plätze an. Im Handwerk hält Industriebau Wernigerode Ausbildungsplätze vor. Auch die Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) wird eine Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausbilden. Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) lobt das Projekt ebenso wie WTG-Geschäftsführer Andreas Meling: Junge Menschen bekämen eine Perspektive, der Tourismus, obwohl derzeit coronabedingt lahmgelegt, brauche Nachwuchs. Weitere Betriebe, die teilnehmen, sind das Landhaus Zu den Rothen Forellen in Ilsenburg, das Alten- und Pflegeheim Bleichenkopf in Elbingerode, die Recycling und Sanierung Thale GmbH sowie die Halko GmbH (Halberstädter Würstchen).

In der Vorbereitungsphase in Hoi An und während der Ausbildung im Harz werden die jungen Vietnamesen von der Akademie Überlingen und den Projektpartnern betreut. Dazu gehören das Wernigeröder Interkulturelle Netzwerk (WIN), die Industrie- und Handelskammer Magdeburg, der allgemeine Arbeitgeberverband Harz (AGV), die Handwerkskammer Magdeburg, die Neue Evangelische Kirchengemeinde, das Volkskomitee Hoi An und die Stadt Wernigerode.

Gemeinsam mit Huong Trute vom WIN-Verein und Katja Feldmer von der Akademie Überlingen will Kristin Dormann die Städtepartnerschaft ausbauen. „Nach den schweren Unwettern im Spätherbst möchten wir weitere Projekte auf den Weg bringen und Themen unserer Zeit wie Klimawandel und Klimaschutz gemeinschaftlich bearbeiten.“