Zentralfriedhof verbessert Service Neu: Bestattung unter Bäumen
Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel und macht auch vor dem Zentralfriedhof in Hasserode nicht Halt. So werden ab 2013 Bestattungen unter Bäumen angeboten. Auch der Service wird verbessert.
Wernigerode l Urnen sind in, Erdbestattungen dagegen nicht. "Die Friedhofskultur befindet sich im Wandel," sagt Frank Schmidt, der als Gartenamtsleiter auch für die Friedhöfe in Wernigerode und den Ortsteilen zuständig ist. 180 Mal entschieden sich Hinterbliebene im vergangenen Jahr für Urnen- und nur 19 Mal für Erdbestattungen. "Der Trend geht weg vom großen Familiengrab. Zu teuer, zu pflegeintensiv", so Schmidt. Pflegeleichtere und kostengünstigere Varianten werden bevorzugt.
Auch die Wernigeröder Friedhofsverwaltung will sich dem neuen Trend nicht verschließen. So sollen auf dem Zentralfriedhof in Hasserode für 2013 zwei neue Grabfelder angelegt werden. Im Eichenhain können Ehepaare zwei Urnengräber nebeneinander kaufen. Bestattungen an alten Bäumen sind im Buchenhain möglich. "Dazu bieten wir verrottbare Urnen an, die sich nach und nach auflösen." Für Angehörige sei es ein tröstender Gedanke, dass der Verstorbene so Teil des Baumes wird.
"Mit diesem Angebot erhoffen wir uns mehr Aufträge", sagt Frank Schmidt. Von 8000 Grabstellen seien derzeit nur 4515 belegt. "Wir wollen zwar nicht mit anderen Friedhöfen konkurrieren. Aber die Zahlen sprechen für sich." So wurden vor zehn Jahren noch zwei Drittel der Verstorbenen auf dem Friedhof am Eichberg bestattet. Inzwischen sind es nur noch knapp 55 Prozent. 45 Prozent der Toten finden auf dem kirchlichen Theobaldi-Friedhof ihre Ruhe. Für den Friedhof in Nöschenrode würden unter anderem die topografischen Gegebenheiten sprechen.
"Das ist unser Manko", sagt Schmidt. Der städtische Friedhof sei 1885 an den Hängen des Eichbergs angelegt worden. Damit fangen die Probleme für Frank Schmidt und seine Kollegen an. "Die Erdschicht ist nur 30 Zentimeter tief, darunter liegt eine Tonschieferschicht." Neue Gräber würden sich nur mit Hilfe eines Pressluftmeißels ausheben lassen. "Manchmal sind zwei Mitarbeiter zwei Tage lang damit beschäftigt." Zudem seien die Gräber an besonders steilen Hanglagen schwer zugänglich und damit schwierig zu pflegen. "Deshalb werden wir diese Grabstellen nicht wieder neu belegen."
281 000 Euro Einnahmen im Jahr 2011 und trotzdem Defizit
In den Vorjahren sei versucht worden, die Bewirtschaftungskosten zu senken, den Service zu verbessern und den Friedhof durch Bänke und Wegweiser attraktiver zu gestalten. Viel Mühe bereite nach wie vor die Pflege des 16 Hektar großen Areals. "Allein das Wegenetz erstreckt sich über 15 Kilometer", so Schmidt. Die meisten Wege seien nicht befestigt. Bei jedem Starkregen werde Erde weggespült. Unmengen an Herbstlaub müssten derzeit beseitigt werden. Dazu komme, dass der Friedhof von Wildschweinen heimgesucht wird, die die Erde aufwühlen.
281 000 Euro seien 2011 eingenommen worden. "Dennoch arbeiten wir nicht kostendeckend", sagt Schmidt, der es nicht als oberstes Ziel sieht, mit einem Friedhof Gewinn zu machen. "Zu unseren Aufgaben gehört auch die Erhaltung von historisch wertvollen Gräbern und Ruhestätten bekannter Persönlichkeiten. Damit ist der Friedhof so etwas wie das Geschichtsbuch der Stadt."