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Kultur Neustart für Veranstaltungsort Werk 3 in Benneckenstein

Das Werk 3 in Benneckenstein steht, wenn die Pandemie es zulässt, für Feste und Feiern bereit. Mithilfe von Leader-Fördergeld wird ein Anbau an der früheren Fabrikhalle errichtet.

Von Katrin Schröder Aktualisiert: 14.4.2021, 10:26

Benneckenstein. Ein lange Tafel mit 70 Stühlen, eine riesige Kochinsel, an der Schmalseite ein Klavier und an den Wänden großformatige historische Fotos aus der Familiengeschichte: Das Werk 3 bietet viele Möglichkeiten für Feste und Veranstaltungen. Hans-Dieter Otto scheint es selbst ein wenig zu überraschen, wie sich eins ins andere gefügt hat. „Es gab keinen Plan, es hat sich so ergeben. Wir wollten bloß grillen“, sagt der Unternehmer aus Benneckenstein, der die Fabrikhalle zum Veranstaltungsort umgebaut hat. Mit Fördergeld aus dem Leader-Programm lässt er derzeit einen Anbau errichten.

Denn ohne ausreichend Platz für Küche und Sanitäranlagen ließe sich das Werk 3 nicht betreiben, erklärt Otto beim Rundgang. An den Saal grenzen Lagerräume und Spülküche, die aber zu wenig Platz bieten, wenn größere Gesellschaften sich einmieten. Und das sollen sie, sobald die Corona-Krise dies wieder zulässt. „Wir können hier jederzeit Veranstaltungen und Firmenfeiern organisieren“, so Otto. Teamtrainings seien ebenso möglich wie Schaukochen und Kurse. Auch Vereine seien willkommen, sagt der 57-Jährige.

Einiges hat bereits stattgefunden – der Neujahrsempfang des Vereins Kulturrevier Harz im vergangenen Jahr zum Beispiel, ein Boogie-Woogie-Konzert, für das das Klavier gebraucht wurde, Silvesterfeiern und Teambuilding-Seminare für Firmen. Letztere bietet das Unternehmen Younit, ebenfalls Mieter auf dem Gelände an der Richard-Adam-Straße, zu pandemiefreien Zeiten an.

Wechselvolle Geschichte

Eins führte zum anderen – von der Fabrikhalle, die 1930 gebaut wurde und zu DDR-Zeiten das Werk 3 des VEB Harzer Holzindustrie beherbergte, hin zur Polsterei, die die Stuhlfabrik nach der Wende dort einrichtete, als Mieter von Hans-Dieter Otto, der Hallen und Gelände 1994 gekauft hatte. Beides nutzte er später für seine Spedition, die er vor Jahren aber nach Nordhausen verlagerte.

Von da an kamen die Anstöße von außen: Ein Bekannter, der als Profi im Barbecue-Bereich unterwegs ist, wollte seine Grillshows in der Halle aufzeichnen. Otto installierte eine Heizung, Grill und Dunstabzug. Weitere Interessenten folgten, und der 57-Jährige meldete ein Gewerbe an, um das rund 500 Quadratmeter große Werk 3, das er Schritt für Schritt weiter ausbaute, vermieten zu dürfen. „Dann kam ich an eine Grenze mit der Frage: Was machen wir daraus?“, sagt Otto.

An diesem Punkt wandte er sich an das Management der Leader-Gruppe Harz und brachte einen Antrag auf den Weg, der im vergangenen Jahr positiv beschieden wurde.

Zuschuss vereinfacht große Investition

Für den Anbau konnte er daher einen Zuschuss von 50.000 Euro einplanen. „Es macht die Sache ein wenig einfacher“, sagt der Unternehmer, der trotzdem viel eigenes Geld in die Hand nimmt. Auf rund 600.000 Euro summiere sich die Investition in das Gesamtprojekt, schätzt Otto. Mit rund 100.000 Euro werde allein der Rohbau für den neuen Gebäudeteil zu Buche schlagen.

Doch das ehemalige Industriegelände birgt viel Potenzial, davon ist Hans-Dieter Otto überzeugt. „Es gibt viele Pläne, aber es ist noch nicht alles ausgereift.“ Ein Café könne er sich vorstellen, auch für einen Biergarten und Spielgeräte wäre Platz. Wanderer könnten eine Rast einlegen, sagt er mit Blick auf das Rote Sofa, das nahebei einen festen Platz erhalten hat. Das über zwei Meter hohe Sitzmöbel war 2019 Requisit beim TheaterNatur-Festival, war erst bei Otto eingelagert und ist nun Sonderstempelstelle der Harzer Wandernadel.

Mit dem Anbau werde nun die Basis für alles geschaffen – wenn auch mit ein wenig Verzögerung. Die Baugenehmigung habe auf sich warten lassen, der heftige Wintereinbruch in diesem Jahr tat ein übriges, ebenso wie die Konjunktur im Baugewerbe. „Man bekommt einfach keine Handwerker“, hat Otto festgestellt.

Barrierefrei und kontaktlos

Das Dach ist jedoch mittlerweile fast fertig, der Estrich wird am Freitag eingebracht. Danach sind die Trockenbauer und die Fliesenleger am Zug. Im Anschluss können der Putz aufgebracht und die Sanitäranlagen eingebaut werden. Diese wurden barrierefrei und nach modernen Standards geplant – der Besuch auf dem „stillen Örtchen“ kann etwa durch elektrische Schiebetüren weitgehend kontaktlos erfolgen.

Im Küchenbereich ist neben der geräumigen Spülküche unter anderem eine Kühlzelle vorgesehen, die Grillfleisch und andere Lebensmittel frisch hält. Mitte des Jahres werden die Arbeiten abgeschlossen sein, schätzt Hans-Dieter Otto. Der Neustart für das Werk 3 lasse sich unter Corona-Bedingungen aber nur schwer planen. „Ich würde gern etwas machen, weiß aber nicht, was möglich sein wird.“