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Ortsentwicklung „Großes Kino“ im Wald

Im Wernigeröder Rathaus ist das Arbeitstreffen mit Ministerpräsident Reiner Haseloff zum Winterberg-Projekt ausgewertet worden.

Von Ivonne Sielaff 12.05.2017, 16:55

Schierke l Ein Ministerpräsident, zwei Minister, ein Staatssekretär, Verwaltungs-Mitarbeiter, eine Handvoll Experten und etwa 30 Journalisten auf einer Tour am Schierker Winterberg: „Das war großes Kino“, fasste es Andreas Meling, Schierke-Beauftragter im Wernigeröder Rathaus, zusammen. Autokolonne vom Parkhaus, Wanderung querfeldein, nasse Füße bei einigen – begleitet von einer oftmals hitzigen Debatte. Regierungspolitiker und Fachleute verschanzten sich später für gut eine Stunde im Schierker Rathaus, um dann vor die versammelte Presse zu treten.

Das Ganzjahres-Erlebnisgebiet „Winterberg“ hängt am seidenen Faden, weil die Trasse für die geplante Seilbahn ein FFH-Gebiet tangiert. Wird dabei in den geschützten Lebensraum Moorwald eingegriffen? An dieser Frage scheiden sich in Magdeburg die Geister. Wenn nein, hat das Gemeinschaftsprojekt von Stadt und einer privaten Investorengruppe gute Chancen, realisiert zu werden. Wenn ja, ist das 30-Millionen-Euro-Vorhaben gestorben. Die Frage konnte – wie zu erwarten war – bei dem Arbeitstreffen im Schierker Wald nicht beantwortet werden. Dafür gab es von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) das Versprechen auf eine Entscheidung im Raumordnungsverfahren Ende Juni.

„Ich kann mich an kaum einen Pressetermin erinnern, der so massiv nachgefragt war“, sagte Andreas Meling am Freitag im Volksstimme-Gespräch. Wichtig sei es gewesen, das Thema von der politischen Ebene wieder auf die fachliche zu bringen. Das Projekt polarisiere, die Detailfragen seien schwierig. Meling hofft nun auf Klärung durch das Drittgutachten, auf das sich die Landespolitiker geeinigt haben.

„Mich hat beeindruckt, wie sich der Ministerpräsident da reingehängt hat“, sagte Volker Friedrich, Stellvertreter des Oberbürgermeisters. „Ich hatte das Gefühl, jetzt geht es endlich voran – auch wenn noch nicht klar ist, in welche Richtung.“ Zudem habe das Landesoberhaupt durchblicken lassen, dass er sich das Projekt aus wirtschaftspolitischer Sicht wünsche.

In der Wernigeröder Stadtverwaltung hatte man sich akribisch auf den hohen Besuch vorbereitet. „Wir haben anderthalb Wochen auf diesen Termin hingearbeitet“, blickte Meling zurück.

Etliche Telefonate und Abstimmungen, ein Treffen in der Staatskanzlei, die Organisation der Shuttlebusse samt Fahrer, Getränke, Kuchen, Häppchen, WLAN, Infomaterial und Arbeitsplätze für die Journalisten im Rathaus – „der Aufwand war immens“, so Tobias Kascha, Büroleiter des Oberbürgermeisters. Ziel sei gewesen, als Stadt einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Die Schierker Bürgerinitiative „Pro Winterberg“ hatte sich ebenso für den Besuch des Ministerpräsidenten gerüstet. „Wir haben zwei Plakate aufgehangen“, so Werner Vesterling von der Initiative. Eines am Ortseingang und eines unübersehbar an der Fußgängerbücke am Parkhaus. „Ehrlichkeit und Gerechtigkeit“ stand darauf geschrieben. „Das ist es, was wir fordern“, so Vesterling. Es sei wichtig, miteinander zu reden. Deshalb habe er den Termin auch begrüßt. „Wir Schierker wollen nicht vergessen werden. Wir leben vom Tourismus.“

Schierkes Bürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU) zeigte sich nach dem Arbeitstreffen ein wenig enttäuscht. „Ich hatte mir klare Aussagen gewünscht.“ Dennoch sei sie optimistisch. „Ich hoffe auf einen Kompromiss und darauf, dass die Seilbahn gebaut wird“, so Hopstock.

Investor Gerhard Bürger musste das Erlebte erst einmal sacken lassen. „Diese geballte Ladung Intelligenz, die politische Prominenz, die vielen Meinungen, die aufeinander geprallt sind – darüber musste ich eine Nacht schlafen“, so Bürger. Sein Fazit: „Insgesamt sehe ich das Treffen positiv.“ Er habe ein gutes Gefühl, glaube noch daran, dass das Projekt eine Genehmigung erhält. „Wir müssen nun das Gutachten Ende Juni abwarten und danach die Weichen stellen.“