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Polizei Verfolgungsjagd und langes Ringen

Zwei Großeinsätze beschäftigen die Polizei im Harz: Warum ein Mann entkommt und den Beamten zufällig „Beifang“ ins Netz geht.

11.11.2020, 17:06

Wernigerode l Ein Autofahrer, der sich zunächst mit der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd geliefert hat und dann flüchten konnte, sowie ein augenscheinlich schwer verwirrter Mann, der sich in einem Abwasserkanal verschanzte: Die Polizeibeamten in Wernigerode haben in der Nacht zum Mittwoch fast zeitgleich alle Hände voll zu tun gehabt, um zwei Zwischenfälle möglichst friedlich zu beenden. Nebenbei gab es noch unerwarteten „Beifang“ in Form eines per Haftbefehl gesuchten Mannes, der eine Geldstrafe offen hatte.

Zunächst sollte gegen 2.25 Uhr im Veckenstedter Weg der Fahrer eines Audi A 4 routinemäßig kontrolliert werden. Doch statt zu stoppen habe der Fahrer aufs Gas getreten und sei mit hohem Tempo via Zaunwiese, Dornbergsweg und Seigerhüttenweg bis in den Pappelweg geflüchtet. „Dort sprang er dann überraschend aus dem noch fahrenden Auto und flüchtete zu Fuß“, so ein Sprecher des Harzer Polizeireviers. Während der Mann auf diese Weise zunächst entkommen konnte, sei der führerlose Audi gegen einen Zaun und schließlich gegen einen Carport gerollt.

Die Polizeibeamten hätten unmittelbar danach im direkten Umfeld des Tatorts eine Nahbereichsfahdung gestartet und dabei einen 40-jährigen Wernigeröder getroffen. Dieser habe zwar mit einem Alibi belegen können, dass er nicht am Steuer des Audi A 4 gesessen habe – gleichwohl schnappten Augenblicke später die Handschellen zu, weil gegen den Mann ein Ersatzhaftbefehl mit dreitägiger Erzwingungshaft vorlag.

In Haft musste der Wernigeröder laut Polizei jedoch nicht, weil er die offene Geldstrafe in Höhe von 60 Euro wenig später entrichten und sich somit von der angedrohten Haft gewissermaßen freikaufen konnte.

Den Schaden am Zaun und am Carport bezifferte Polizeisprecherin Nadine Sünnemann auf rund 1000 Euro, am Fahrzeug des geflüchteten Täters entstand ein Schaden von rund 3000 Euro. Zur Ergreifung des Täters sei ein Fährtenhund eingesetzt worden, der den bislang unbekannten Mann jedoch nicht dingfest machen konnte. Die Ermittlungen zum Täter liefen, das Fahrzeug sei auf Spuren untersucht worden. „Gegen den bisher unbekannt Mann wird wegen Fahrerflucht ermittelt. Warum er vor der Polizei flüchtete, bleibt derzeit unklar“, so Sünnemann.

Gegen 2.45 Uhr informierten Zeugen die Rettungsleitstelle über einen Mann, der in der Theodor-Fontane-Straße dabei war, ins Abwassersystem einzusteigen. „Als unsere ersten Beamten vor Ort ankamen, verschanzte sich der nur spärlich bekleidete Mann im Gully“, so ein leitender Einsatzbeamter des Harzer Polizeireviers. Und damit nicht genug: Der junge Mann – wie sich später herausstellte ein 22-Jähriger aus Wernigerode – habe Selbstmordgedanken geäußert und obendrein die Beamten bedroht. Da die Lage im Abwasserkanal unübersichtlich gewesen sei, habe man die Profis für heikle Lagen vom Spezialeinsatzkommando (SEK) alarmiert. Zudem seien die Experten der Verhandlungsgruppe hinzugerufen worden, um den Mann zur Aufgabe zu bewegen. Das sei nach mehreren Stunden gelungen. Um den gesundheitlichen Zustand des Mannes von Fachleuten untersuchen zu können, sei er in eine Klinik gebracht worden. „Alles in allem waren bis etwa 7 Uhr rund 30 Mann vor Ort – neben diversen Polizeibeamten auch Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Vertreter des Abwasserzweckverbandes“, so der Polizeisprecher.