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" Neue Fassaden – alte Geschichten " – Teil 16 Rätsel um verschollenen Schatz in der Westernstraße 6

Von Andreas Fischer 21.07.2010, 04:50

In der Serie " Neue Fassaden - alte Geschichten " stellt die Harzer Volksstimme historisch interessante Häuser in Wernigerode vor. Mit diesem Thema haben sich auch Heimatforscher wie Dr. Uwe Lagatz und Mitarbeiter der Oskar Kämmer Schule, unterstützt von der KoBa, befasst. Ihre Erforschung fließt in die Beschreibungen mit ein. Der Rundgang führt heute zur Westernstraße 6.

Wernigerode. Vielleicht wird jetzt der Schatz gefunden. Um das Haus Westernstraße 6 rankt sich die Geschichte, wonach um das Jahr 1800, als Wernigerode von französischen Truppen besetzt war, dort im Keller eine Kriegskasse vergraben worden sein soll. Spätere Nachforschungen blieben ergebnislos.

Vielleicht aber findet nun eine Baufirma etwas Wertvolles. Denn das Haus wird gerade umfangreich restauriert. Ziel ist, die drei gegenwärtig leerstehenden Wohnungen zu modernisieren und wieder zu vermieten. Erwogen wird auch, eine vierte Wohnung zu schaffen.

Von den Bauarbeiten nicht betroffen sind die beiden Läden, der " Dampfladen " der Harzer Schmalspurbahn, der sich dort seit rund einem Jahrzehnt befindet, sowie das benachbarte Modegeschäft von Jana und Ingo Härtling. " Das hier ist beste Lage ", schwärmt die Frau des Mieters. Vor allem dank der vielen Touristen sei sie mit dem Umsatz sehr zufrieden. Sie hatten das Geschäft im September 2009 gemietet, nachdem es rund anderthalb Jahre leer gestanden hatte. Dort war vorher ein türkischer Döner-Imbiss untergebracht.

Das Haus gehört zwei Privatleuten, die es nach der Wende erwarben und seitdem über eine nordrhein-westfälische Vermögensverwaltungsgesellschaft managen lassen.

Nicht nur glückliche Tage erlebte das Haus, von dem seit 1456 bekannt ist, dass dort jemand wohnte. Für jenes Jahr wird ein Fricke Meyer in der Chronik vermeldet, dem viele andere Mieter folgten, zwischen 1795 bis 1870 übrigens drei Seifensieder mit dem Namen Hildebrandt. Dieses Haus wurde auch als Brauhaus genutzt. Die jeweiligen Besitzer hatten das Recht, dort Bier zu brauen, ein Privileg, das um 1800 in der Stadt etwa 150 Häuser besaßen. Das Braurecht war übrigens nicht an eine Person oder Familie gebunden, sondern an die Häuser selbst. Entscheidend mit war die Wasserversorgung.

Dieses Haus, das damals die Hausnummer 47 trug, ist allerdings in seinem ursprünglichen Zustand nicht mehr erhalten, da die ganze Nordseite der Westernstraße dem letzten großen Wernigeröder Stadtbrand von 1847 zum Opfer fiel. Damals waren innerhalb von drei Stunden 149 Wohngebäude eingeäschert worden, wie an der Brandmauer des heutigen Hotels " Gothisches Haus " zu lesen ist.

Haus fiel 1847 dem

Stadtbrand zum Opfer

Christian Friedrich Hildebrandt folgte Hermann Hildebrandt, Besitzer der Seifenfabrik, der um 1885 die noch heute gültige Hausnummer 6 bekam. Mit seinem Bruder Otto Hildebrandt betrieb er in dem Geschäft zusätzlich einen Metallhandel. 1905 wurde dort die Adler-Drogerie von Wilhelm Oemisch eröffnet, in der er neben Lacken und Drogen auch Kolonialwaren verkaufte. Er war aber nur Mieter der Räume von der Witwe des Metallhändlers. Als sich die Möglichkeit eröffnete, das Haus gegenüber, Westernstraße 7, zu erwerben, griff der Drogist zu und zog mit seiner Adler-Drogerie um, die mit wechselnden Namen viele Jahrzehnte Bestand hatte und heute als Parfümerie geführt wird. Es wechselten bis heute immer wieder die Mieter der Läden des Hauses, das nur wenige Schritte vom Markt entfernt ist.