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Vereinsvorsitzender Dr. Falk Götzel hat bereits Ideen für Ersatz der alten Bilder im Kaisersaal "Rettung hat Vorrang vor allem anderen"

Von Andreas Bürkner 18.01.2012, 04:25

Das Große Schloss sorgt seit Monaten für Schlagzeilen in vielerlei Hinsicht. Der Theaterflügel ist gesichert. Trotz des Verlustes sollen die Porträts wieder im Kaisersaal zu sehen sein - wenn Dächer dicht und der Hausschwamm beseitigt sind.

Blankenburg l Den Blick aufs Große Schloss hat Dr. Falk Götzel nicht nur von seinem Arbeitszimmer. Seit dem vergangenen Jahr ist er Vorsitzender des Vereins "Rettung Großes Schloss Blankenburg" und muss auch sonst das Geschehen auf der "Großbaustelle" mit wachen Augen verfolgen.

"Die Bilder waren ein Leckerbissen für den Hausschwamm."

Dr. Falk Götzel

"Die Rettung der Gebäude hat Vorrang vor allen anderen Aufgaben", reagiert der Zahnarzt eher gelassen auf die Abholung der sieben Gemälde durch die Erben des früheren Regenten. "Der Kaisersaal ist nicht erste Priorität", betont Falk Götzel, dafür hätte es über Jahre keine Chance gegeben.

Der Erhalt des Schlosses sei schon schwer genug, zumal die Zuwendungen von Bund, Land, Lotto und Kulturstiftung nur der Sanierung der Gebäude dienen dürften.

Allerdings stört nicht nur den Vereinsvorsitzenden die Entscheidung des Landesamtes, die Gemälde, "immerhin der wertvollste Teil der europäischen Geschichte des Herrscherhauses", als bewegliches Gut einzustufen. "Wir haben sie zum eigenen Schutz herausgenommen", sagt er. "Sie waren ein Leckerbissen für den Hausschwamm." Eigentlich müsste man uns dafür dankbar sein. Doch genau diese Tat diene den "Amtsschimmeln" als Argument, so Götzel, der eine Wiederkehr bereits abgeschrieben habe.

"Natürlich wollen wir später den Kaisersaal in seinem Ursprung herstellen, so der Vorsitzende. Es wurden die Gemälde digital erfasst, um daraus Kunstdrucke zu fertigen. Aber auch nachgemalte Bilder nach der Vorlage wären als Alternative möglich. Zwar würde der Kaisersaal dadurch an Wert verlieren, der Raumeindruck bleibe aber erhalten. "Geld dafür müsste das Land doch haben", sagt er, immerhin habe es den Wertausgleich gespart. Götzel ärgert die unterschiedliche Bewertung, an der die Verhandlungen scheiterten.

"Grundsätzlich muss das Land abwägen", blickt der Vereinsvorsitzende in die Zukunft, "welche Kulturgüter für die Region wichtig sind." Eine Chance auf Dauerleihgaben der Eigentümer wie in anderen Orten habe Blankenburg nach der Wende verspielt.