Bauarbeiten in Wernigerode Schandfleck in Bahnhofstraße verschwindet
Wernigerode l In der Bahnhofstraße Nummer 22 tut sich etwas. Seit kurzem sind Bauarbeiter dabei, das Gebäude, das seit Jahren dem Verfall preisgegeben war, wieder herzustellen. In die Villa, die im Jahr 1880 erbaut worden ist, werden Gäste des benachbarten Hotels "Altora" einziehen. Geschäftsführer Maurice Fritschler nutzt die Gelegenheit, sein Haus zu erweitern. "Bei uns ist das baulich nicht mehr möglich", sagt der Hotelchef.
Acht Doppelzimmer und zwei Suiten mit gehobenem Standard sollen in dem Gebäude entstehen. "Alle Zimmer bekommen den Eisenbahnblick. Dieser ist besonders begehrt", sagt Fritschler - das "Altora" vermarktet sich als Eisenbahnhotel und viele Fans der Harzer Schmalspurbahn quartieren sich in dem gegenüber dem Bahnhof gelegenen Haus ein.
Das Hotel übernimmt das Haus als Mieter. Bauherr und zugleich Eigentümer des Gebäudes ist die Greszik und Schneider GmbH aus Hameln. Die Niedersachsen hatten bereits 1995 das Grundstück gekauft, auf dem sie das 2007 eröffnete Betreuungs- und Pflegezentrum "Altstadtresidenz" errichteten.
Für die dazugehörige Villa hatten die beiden Architekten, die in Wernigerode außerdem das Einkaufszentrum "Harzpark" gebaut haben, aber lange keine Verwendung. "Wir haben zunächst versucht, dort Pflegezimmer und betreutes Wohnen einzurichten", erklärt Gerhard Greszik.
Nach der endgültigen Absage des Pflegezentrums brachte Thomas Mendritzki, Leiter des Wernigeröder Bauverwaltungsamtes, die Bauherren und den Hotelchef zusammen. "Aus städtebaulicher Sicht ist es wichtig, dass das Gebäude erhalten wird, denn es bildet den optischen Abschluss der Altstadt", betont Mendritzki. Das Einzeldenkmal besteche außerdem durch den vielfältigen Zierrat, der die Fachwerkfassade schmückt. "In saniertem Zustand ist das sicherlich ein Hingucker."
Die Straßenfront wird erhalten, versichert Architekt Greszik. Die Giebel werden erneuert und mit der typischen Holzverschalung versehen. "Der Dachstuhl muss komplett neu hergestellt werden", weiß der Investor. Feuchtigkeit hat die Balken im Lauf der Jahre faulen lassen. Auf der Rückseite wird ein neues Treppenhaus mit behindertengerechtem Aufgang angebaut. "Die Etagen werden barrierefrei erschlossen", so Greszik.
Eine Million Euro investieren die Bauherren in das Gebäude. Im Frühjahr kommenden Jahres soll die Sanierung abgeschlossen werden. Dann kann das "Altora"-Hotel die Räume übernehmen. Wenn es nach Maurice Fritschler gegangen wäre, dann hätte er die neuen Zimmer gerne schon in diesem Frühjahr vermietet. Denn die Nachfrage ist groß: "Ab Mitte Mai wären sie schon komplett ausgebucht gewesen."