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Tourismus Schloss Wernigerode: Neue Erlebnis-App wird Ende Juli freigeschaltet

Dank einer neuen App passt Wernigerodes Schloss demnächst in die Hosentasche. Sozusagen. Das digitale Angebot soll die Orientierung und Aufenthaltsqualität der Besucher verbessern. Gefördert wird das Projekt durch das Wirtschaftsministerium.

Von Ivonne Sielaff 21.05.2021, 16:36
Wernigerodes Schloss ist künftig auch über eine Erlebnis-App zu besichtigen. Darin enthalten sind viele Informationen zu Museum und Service. Einen Besuch des Schlosses ersetzt die App aber nicht.
Wernigerodes Schloss ist künftig auch über eine Erlebnis-App zu besichtigen. Darin enthalten sind viele Informationen zu Museum und Service. Einen Besuch des Schlosses ersetzt die App aber nicht. Foto: Ivonne Sielaff

Wernigerode - Ein Klick eröffnet Welten – für Kunst- und Geschichtsinteressierte, aber auch für ganz normale Besucher des Wernigeröder Schlosses. Das beliebte Wahrzeichen wird in Kürze auch per Erlebnis-App zu besichtigen sein. Ein digitales Angebot, das über gängige Apps weit hinausgeht, wie Schlosschef Christian Juranek informiert. „Apps kennt inzwischen fast jeder. Da fängt man an zu gähnen“, so Juranek selbstbewusst. „Wir machen da mehr.“ Das Schloss nutze eine sogenannte PWA – eine progressive Web App, mit der Inhalte jederzeit aktuell heruntergeladen werden können, ohne dass die App ständig aktualisiert werden müsse.

In der sachsen-anhaltinischen Museumslandschaft sei dieses Angebot laut Juranek bislang einzigartig. „Das hat noch keiner gemacht“, so der Schlosschef.

Die App vereint vier Funktionen. Zum einem einen Audioguide, der auf Deutsch, Englisch, Russisch und Japanisch abrufbar ist. Gleichzeitig beantwortet die App alle Fragen rund um das Thema Besucherservice. Es gibt unter anderem einen Rundgangplan und die Speisekarte des Schlosscafés. Sogar über den Standort der WC wird informiert. Darüber hinaus wird das gesamte Inventar des Schlosses, darunter sämtliche Kunstobjekte, vorgestellt. „Das geschieht über eine Verknüpfung mit der Plattform ’Museum digital’“, so Juranek. Selbst das „baufeste Kunstinventar“ - wie beispielsweise der Altar in der Schlosskirche - könne abgerufen werden. Als vierte Funktion werden Datenbanken in die App eingespeist, die die Historie rund um das Schloss aufbereiten. Die App soll Besuchern die Erschließung des Schlosses erleichtern, so die Hoffnung von Christian Juranek. „Sie können selbstbestimmt eine Vielzahl an Informationen abrufen und werden bei der Orientierung und der Aufenthaltsqualität digital unterstützt – ein entscheidender Schritt in Richtung Zukunft von Museumspädagogik und Serviceorientierung.“

80.000 Euro Anschubfinanzierung vom Wirtschaftsministerium

Gefördert wird die Erlebnis-App vom Wirtschaftsministerium im Rahmen der „Digitalen Agenda“ des Landes. Den Förderscheck über 80.000 Euro hat Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Freitag überreicht. „Wir sind als Ministerium interessiert daran, solche innovativen Modelle zu fördern“, so Willingmann. Das Angebot richte sich gleichermaßen an Kinder, Hobbyhistoriker und Wissenschaftler. „Genau das macht den Reiz aus und macht es förderfähig.“

Auch Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), gleichzeitig Chef der Schloss-Stiftung, zeigt sich von dem digitalen Angebot begeistert. Das Schloss sei mit 200.000 Gästen pro Jahr die am stärksten besuchte Einrichtung im Harz. „Auch wenn wir durch Corona momentan nicht gerade mit Einnahmen gesegnet sind“, so Gaffert, der auf ein schnelles Ende des Lockdowns hofft. „Die Auswirkungen sind überall zu spüren. Ein Ort wie Wernigerode braucht die Touristen.“ Der App wünsche er viel Erfolg. „Aber nicht zu viel. Nicht, dass sie die Leute davon abhält, ins Museum zu kommen.“ Diese Gefahr besteht nicht, ist Schlosschef Juranek überzeugt. Die App sei eine Ergänzung. Sie ersetze selbstverständlich nicht den Besuch des Schlosses.

App wird Schritt für Schritt erweitert

Die eigentliche Arbeit liegt nun noch vor Christian Juranek und seinem Team. „Für uns ist das ein Riesenprojekt, das uns in den nächsten zwei bis drei Jahren beschäftigen wird.“ Immerhin umfasse das Museum insgesamt 50 Räume, die nach und nach Eingang in die App finden sollen. „Bis Dezember wollen wir erst einmal die Schlosskirche, den Schlosshof, den Festsaal, das Königswohnzimmer sowie das Porzellanzimmer schaffen.“ Danach würden weitere Inhalte sukzessive eingespeist. Die Förderung vom Wirtschaftsministerium sei deshalb als Anschubfinanzierung zu verstehen. „Im nächsten Jahr wird es sicher einen neuen Antrag geben“, kündigt der Schlosschef an. Die App selbst soll bereits Ende Juli an den Start gehen. „Wir wollen sie schon frühzeitig freischalten, um zu sehen, wo es möglicherweise hakt“, begründet Juranek.

Voraussetzung für das digitale Angebot ist eine starke WLAN-Infrastruktur. „Wir haben auf unserem Bergfried seit zehn Jahren einen Sender, der die ganze Stadt mit drahtlosem Internet versorgt“, so der Schlosschef. „Das mussten wir nun runter in unser Museum holen.“ Entlang des Rundgangs seien deshalb 42 leistungsstarke Repeater verteilt worden – finanziert ebenfalls über ein Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD, 2. von links) über gibt den Förderbescheid über 80.000 Euro an Schlosschef Christian Juranek (3. von links). Mit dabei sind OB Peter Gaffert (parteilos) und Angela Gorr (CDU) von der Stiftung Schloss Wenigerode.
Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD, 2. von links) über gibt den Förderbescheid über 80.000 Euro an Schlosschef Christian Juranek (3. von links). Mit dabei sind OB Peter Gaffert (parteilos) und Angela Gorr (CDU) von der Stiftung Schloss Wenigerode.
Foto: Ivonne Sielaff