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Schützentag Böllerbatterie kontra Seniorenheim

Zum Deutschen Schützentag in Wernigerode sind auch Böllerschützen geladen. Das gefällt nicht jedem.

Von Jörg Niemann 26.04.2019, 01:01

Wernigerode l Etwa 2500 Schützen, geschätzte 1000 davon aus dem gesamten Bundesgebiet, werden am morgigen Sonnabend in Wernigerode erwartet. Unter den Gästen sind auch Böllerschützen, also Menschen, die ihren Spaß daran haben, mit Schwarzpulver-Explosionen für eine Menge Lärm zu sorgen.
Über Sinn oder Unsinn solcher Freuden wird vielerorts gestritten, problematisch kann es allerdings, wenn die Böllerschützen in größerer Formation auftreten und dann auch noch beabsichtigen, lediglich 70 Meter von einem Altenheim entfernt ihrem Hobby nachzugehen.
So jedenfalls ist es für den morgigen Sonnabend geplant. „Mehrfach wird am Sonnabend auch die Böllerbatterie des Landesschützenverbandes für akustische Akzente sorgen. Die Freunde des Schwarzpulvers, rund 30 Kanonen und Standböller sowie knapp 20 Hand- und Schaftböller sind avisiert, werden zwischen 8.30 und 9.50 Uhr, von 12 bis 13.20 Uhr, von 15 bis 16.20 Uhr sowie gegen 21 Uhr jeweils auf dem Festgelände für ein lautstarkes Spektakel sorgen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesschützenverbands.
Ob Spektakel oder akustischer Unfug, darüber lässt sich streiten. Fest steht, dass von Seiten der Böllerschützen alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten wurden.
Dies bestätigte Tobias Kascha aus dem Büro des Wernigeröder Oberbürgermeisters. „Die Ausrichter des Bundesschützentages haben uns versichert, dass alle Altenheime, das Krankenhaus und auch andere sensible Einrichtungen im Vorfeld über die Böllerei informiert worden sind“, so Kascha. Auch sei das beabsichtigte Böllern bei der Landkreisverwaltung pflichtgemäß angezeigt worden. Von dort seien ihm keine Einwände bekannt. Somit gebe es für die Stadt keinen rechtlichen Grund, regulierend einzuschreiten.
Selbst die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Wernigerode gibt den Böllerschützen freie Hand. Zum einen regelt Paragraf 4, Absatz 7, dass das Böllern zumindest auf Basis der Stadtsatzung erlaubnisfrei möglich ist und zum anderen sind in Wernigerode die Ruhezeiten werktags von 22 bis 6 Uhr und komplett sonntags festgelegt. Da die Schützen an einem Sonnabend böllern wollen, wird sich wohl jeder damit abfinden müssen - auch die Bewohner, des Altenheimes „Haus Altstadttor“, die dem Böllerplatz nur etwa 70 Meter direkt gegenüber liegen.
„Ja, wir haben am Mittwoch eine Information der Schützen erhalten, in der über die Böllerei berichtet wird. Wir haben sie im Fahrstuhl ausgehängt“, war von einer Mitarbeiterin des Altenheimes zu erfahren.
Ein bekennender Freund der Böllerei ist der Wernigeröder Klaus-Dieter Fischer. In einem Leserbrief an die Volksstimme informierte er, dass er im Verfeld des Deutschen Schützentages sogar vorgeschlagen hatte, am „Eisenberg eine Batteriestellung von sechs Geschützen“ einzurichten. Dies sei von den Behörden mangels einer Brandwache abgelehnt worden. „Schade – so hat Wernigerode eine einzige Klangprobe versäumt“ lautet Fischers Fazit. Er muss - laut seiner Mail - „auf ein Echo vom Feinsten über unserer Stadt“ verzichten müssen.