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SeilbahnBUND droht mit Klage gegen Winterberg-Projekt

BUND-Chef zweifelt drittes Gutachten zum Winterberg-Projekt an. Um geschützte Moorwaldflächen zu erhalten, will der Verband klagen.

Von Ivonne Sielaff 30.09.2017, 01:01

Wernigerode l Der BUND droht mit einer Klage gegen das Winterberg-Projekt in Schierke. „Wir werden entsprechende Rechtsmittel einlegen, um dieses Gebiet zu verteidigen“, so der Bundesvorsitzende Prof. Hubert Weiger.
Der Bundes für Umweltschutz und Natur hatte am Freitagnachmittag zu einer Pressekonferenz in Wernigerode geladen. Vorher hatten der Forstwissenschaftler Weiger und weitere BUND-Vertreter in einer dreistündigen Wanderung das Gebiet am Schierker Winterberg erkundet, auf dem ein Investor mit der Stadt Wernigerode ein Ganzjahres-Erlebnisgebiet entwickeln will. Um das Projekt zu realisieren, müssen 20 Hektar Wald gerodet werden. Zudem tangiert die geplante Seilbahntrasse geschützte Moorwaldflächen, zum Teil im FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat). „Der Lebensraum Moorwald ist prioritär nach europäischer Gesetzgebung“, sagte Weiger. Nur aus zwingendem öffentlichen Interesse dürfe in einen solchen Lebensraum eingegriffen werden. „Bei Gefahr für Leib und Leben oder zur Existenzsicherung“, so Weiger. Bei dem Winterberg-Vorhaben handele es sich um ein großtouristisches Projekt, das nicht zwingend dem Gemeinwohl diene, sondern den Interessen der Investoren.
Im Hinblick auf das laufende Raumordnungsverfahren fordert Weiger von der Landesregierung, „entsprechende Gesetze zu beachten“. Das Verkehrsministerium hatte Anfang September ein drittes Gutachten veröffentlicht, in dem die Moorwaldflächen im betroffenen Gebiet kartiert wurden. „Wir sind erstaunt, dass die Kartierungsmethoden im Auftrag der Politik so verändert wurden, dass der Moorwald kleingerechnet wurde“, so BUND-Landeschef Ralf Meyer. „Die deutliche Reduktion der Moorwaldflächen im Vergleich zur Kartierung des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) sei „überraschend“ und stelle eine Fachbehörde in Frage. „Wir gehen von einer Privilegierung des Projektes aus“, so Meyer weiter. Die Abweichung von in Sachsen-Anhalt geltenden Kartieranleitungen sei „unzulässig“. Aber auch das „sogenannte Drittgutachten“ zeige, „der Moorwald ist da – trotz Kleinrechnung“, sagte Meyer. „Das kann nicht ignoriert werden. Dort, wo der Moorwald zerstört wird, ist das Projekt nicht genehmigungsfähig.“
Dazu komme, dass Wintertourismus in Mittelgebirgen in Zeiten des Klimawandels keine Zukunft habe, fügte Hubert Weiger an. „Unser Appell: Es müssen Alternativen entwickelt werden. Die Zukunft ist der Naturtourismus. Solche Konzepte unterstützen wir – nicht die Zerstörung der Natur.“ Es gebe einen regelrechten „Boom geführter Touren in kleinen Gruppen“. Der BUND sei bereit, sich einzubringen.
Ralf Meyer machte deutlich, dass es die Pflicht des Landes sei, einen prioritären Lebensraum wie Moorwald zu schützen und weiterzuentwickeln. Deshalb habe Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) richtig gehandelt, als sie am 12.?September die Vertragsunterzeichnung zum Flächentausch für das Winterberg-Gebiet in letzter Sekunde stoppte und seitdem blockiert. „Es kann nicht sein, dass Flächen mit dem Ziel getauscht werden, sie zu zerstören“, so Meyer.
An der Pressekonferenz hatten Mitglieder der Bürgerinitiative „Pro Winterberg“ teilgenommen. Sie waren enttäuscht, wollen aber noch einmal das Gespräch mit dem BUND suchen. Vertreter der Stadtverwaltung waren nicht erschienen.