Corona-Pandemie So bereitet sich Wernigerodes Kammerorchester auf Schlossfestspiele vor
Corona hat Wernigerodes Kammerorchester verstummen lassen. Jetzt wollen die Musiker wieder aufspielen. Die Schlossfestspiele sind gesetzt.

Wernigerode - Es geht wieder los. Für Christian Fitzner und die Musiker des Philharmonischen Kammerorchesters sind die sinkenden Infektionszahlen viel mehr als nur ein Hoffnungsschimmer. Das Ensemble stand endlich wieder vor Publikum. Zwei Auftritte – bei den Bad Harzburger Musiktagen und im Wernigeröder Marstall – „das war wirklich schön“, sagt Fitzner. „Vor allem für die Musiker. Auch wenn wir uns erst wieder reinfinden mussten nach fast anderthalb Jahren ohne Öffentlichkeit.“
Die letzten Monate seien „frustrierend“ gewesen, so der Orchesterchef. Aber er habe nun mal akzeptieren müssen, dass es wegen der Corona-Pandemie einfach nicht ging. Um so mehr freue er sich nun auf das, was hoffentlich kommt. Denn trotz der Zwangspause wurde hinter den Kulissen geplant – und das nicht wenig.
„Ich bin wild entschlossen, die Wernigeröder Schlossfestspiele mit der Oper ’La Tragedie de Carmen’ durchzuziehen. Das habe ich den Sängern versprochen.“ Die internationalen Solisten seien bereits für das vergangene Jahr gecastet worden. „Wirklich tolle Sänger.“ Da konnten die Schlossfestspiele wegen der Corona-Pandemie aber nur im Kleinstformat über die Bühne gehen. Die Oper – in jedem Jahr Herzstück des Klassikfestivals – musste gänzlich ausfallen. „Die Sänger sind alle wieder an Bord. Sie stecken mitten in den Vorbereitungen.“
Im Moment wissen wir nur, dass wir dürfen. Aber wir wissen eben noch nicht wie.
Christian Fitzner, Chef des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode
Prognosen darüber, in welchem Rahmen, mit welchen Beschränkungen die einzelnen Aufführungen stattfinden, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeben, sagt Fitzner. „Wir müssen die nächste Verordnung Ende Juni abwarten. Dann wissen wir mehr.“ Glücklicherweise würden die Zahlen ja überall sinken, was ihn optimistisch stimme. „Aber wer weiß, was Ende Juli ist“, so der Orchesterchef. „Für den Moment wissen wir nur, dass wir dürfen. Aber wir wissen eben noch nicht wie.“
Fakt ist, es müsse eine Kombi-Lösung mit Schlosshof und Marstall geben. „Das muss beides funktionieren.“ Sobald die Verordnung da ist, könne man weiter planen. Der Kartenverkauf für die Schlossfestspiele starte deshalb frühestens Anfang Juli.
Was das weitere Programm des Musikfestivals angeht, hat Fitzner dagegen schon genaue Vorstellungen. „Ich will eine First Night mit dem Cristin Claas Trio. Das ist etwas lockerer. Ich will nach der Zeit ungern mit etwas Ernstem beginnen.“ Die Carmen-Oper sei ohnehin nur eine kleine Produktion. „Das war von Anfang an so geplant und hatte nichts mit Corona, sondern mit der Finanzierung zu tun.“ Die Oper sei nur 70 Minuten lang, habe keine Pause. „Wer hätte gedacht, dass das mal von Vorteil ist“, so Fitzner. „Es wird eine tolle Inszenierung. Ich mag das Stück unheimlich.“ Auch eine Last Night soll es geben. „Da richte ich mich dann nach den Rahmenbedingungen, die Ende August für uns gelten.“
Auch neben der Planung der Schlossfestspiele war Christian Fitzner in den letzten Monaten gut beschäftigt. „Ich hatte viel Organisatorisches zu tun wegen der Konzertkirche. Ich bin total am Rödeln.“
Der Konzertsaal ist mit 500 Plätzen nicht zu riesig. Das können wir uns zutrauen.
Christian Fitzner, Chef des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode
Die Liebfrauenkirche wird derzeit von der Kulturstiftung Wernigerode zur Veranstaltungsstätte umgebaut. „Wir gehen fest davon aus, dass das Eröffnungskonzert am 17. Dezember stattfindet.“ Auch am 18. und 19. Dezember wolle das Ensemble dort vor Publikum spielen. Gleichzeitig soll das ehemalige Gotteshaus neues Domizil und Probenstätte des Kammerorchesters werden. „Aus dem alten Quartier am Heltauer Platz sind wir seit Januar raus.“
Und noch eine weitere Aufgabe hat Christian Fitzner in Bezug auf das neue Konzerthaus übernommen. Das Orchester wird dort künftig nicht nur als Mieter, sondern auch als Veranstalter fungieren. „Das heißt, die Planung und Vermarktung sämtlicher Konzerte geht an uns.“ Eigentlich – so war es vorgesehen – sollte dies unter Federführung der Kulturstiftung laufen.
„Für uns ist das eine große Herausforderung. Aber wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass das die sinnvollste Lösung für alle ist.“ Schließlich müsse der Konzertplan mit dem Probenplan des Orchesters abgestimmt werden – „auch wenn wir damit das finanzielle Risiko tragen“.
Die Planung für 2022 sei so gut wie vollendet. „Wir sind fast voll.“ Die Klassikfans könnten sich auf viele musikalische Gäste im Konzerthaus Liebfrauen freuen. Der Orchesterchef geht von einer gewissen Anlaufphase aus, bis die Leute tatsächlich wieder unbeschwert zu Konzerten strömen. „Die Lockerheit wird erstmal fehlen – nach einer so langen Zeit der sozialen Distanz.“ Fitzner wünscht sich dennoch für jedes der Konzerte ein volles Haus. „Der Konzertsaal ist mit 500 Plätzen nicht zu riesig. Das können wir uns zutrauen.“Kommentar