Stabkirche Stiege wird zügig abgebaut
Wie es mit dem Umzug der hölzernen Kapelle von Albrechtshaus in den Stieger Ortskern weitergeht

Stiege
Der Chorraum ist weg. Wo zuvor hölzerne Wände den Rahmen für einst reich verzierte, bunte Kirchenfenster abgaben, ist nun der Blick ins Kirchenschiff frei. Der Abbau der Kapelle, die einst für die Patienten der Lungenheilanstalt Albrechtshaus bei Stiege errichtet wurde, geht mit großen Schritten voran. „Das waren vier Wochen harte Arbeit“, sagt Regina Bierwisch vom Verein Stabkirche Stiege, der den Umzug des Gotteshauses in den Ortskern organisiert. Seitdem Ende März der Turm samt Turmzier abgenommen wurde, sind große Teile des hölzernen Bauwerks demontiert worden.
Die Mitarbeiter der Werkstätten für Denkmalpflege aus Quedlinburg sind derzeit täglich von früh bis spät damit beschäftigt, die zusammengesteckten Holzbohlen voneinander zu lösen. „Sie gehen mit dem Stemmeisen in die Spalten und heben die Bohlen ganz vorsichtig heraus. Das funktioniert meist“, hat die stellvertretende Vereinsvorsitzende Monika Uecker beobachtet.
Der Abbau schreite problemlos voran, sagt auch Frank Habenreich. „Nächste Woche kommen die Seitenwände und der Eingangsbereich an die Reihe“, so der Vorarbeiter der Werkstätten für Denkmalpflege. Bis der Wiederaufbau beginnen kann, werden die Holzbohlen am neuen Standort gelagert. Der Verein hat dafür Container angemietet. Jeweils freitags werden die in der Woche abgebauten Teile abtransportiert, erklärt Habenreich.
Der Großteil des Holzes könne für den Wiederaufbau verwendet werden, sagt Monika Uecker. „Die Substanz ist eigentlich sehr gut.“ Am neuen Standort kontrolliere der Holzrestaurator die Bohlen und reinige sie, sofern erforderlich. Gleichwohl müsse auch einiges an Material ausgetauscht werden. Daher hat der Verein 80 Quadratmeter Holz bestellt, mit denen schadhafte Balken ersetzt werden sollen. „Nach längerer Suche ist es uns gelungen, ein Sägewerk in Hessen zu finden, das wie gewünscht liefern kann“, sagt Regina Bierwisch. Ebenso seien Dachziegel als Ersatz für die morschen Vorgänger bestellt worden.
Eichenschwellen haben zu stark gelitten
Nicht mehr zu gebrauchen seien Teile der Deckenverschalung, die besonders auf der Wetterseite gelitten habe, sowie ein größerer Teil der Eichenschwellen, auf denen die Holzbohlenwände geruht haben. Monika Uecker schätzt, dass mindestens 50 Prozent der Schwellen erneuert werden müssten. „Aber das muss von den Holzschutzgutachtern noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden“, sagt die Vizevorsitzende.
Nicht aufgegangen ist der Plan, die beiden gemauerten Kamine in einem Stück in Richtung Stiege zu transportieren. „Die Mauern hätten das nicht ausgehalten“, so Monika Uecker. Daher seien die Kamine abgerissen worden und würden am neuen Standort wieder aufgemauert. Als Ganzes konnten aber die Sandsteinsimse geborgen werden.
In einem Stück sollen ebenfalls die Kanzel und die Empore abtransportiert werden. „Wenn die Wände und das Dach offen sind, kommt der Kran heran“, erläutert Monika Uecker. Lange dürfte es bis dahin nicht mehr dauern: Laut aktuellem Bauzeitenplan soll die Demontage bis zum 21. Mai abgeschlossen werden. Danach sollen sich alle Aktivitäten auf den Aufbau der Kirche am neuen Standort nahe des Stieger Bahnhofs konzentrieren.
Inneneinrichtung wird aufpoliert
Derweil ist Zeit, um die Innenausstattung der hölzernen Kirche auf Vordermann zu bringen. Türen, Fenster und die Bleiglasfenster seien zur Aufarbeitung in der Werkstatt. Ebenso würden die Glocke und die Kronleuchter instandgesetzt, berichtet Monika Uecker.
Besondere Aufmerksamkeit erhalten derzeit die desolaten Chorfenster: In der Glaswerkstatt Schneemelcher in Quedlinburg wird an Entwürfen gearbeitet, nach denen die Motive der zerstörten Glasscheiben rekonstruiert werden.
Das Unternehmen verfügt als Nachfolger der Glaswerkstatt Müller, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Originalfenster gestaltet hat, über die Planunterlagen, die seinerzeit verwendet wurden. Diese werden für den Nachbau der Fenster genutzt. Beim Vor-Ort-Termin mit dem Landesamt für Denkmalpflege und den Vereinsmitgliedern solle festgelegt werden, wie genau die neuen Kirchenfenster aussehen sollen, berichtet Mitarbeiterin Thekla Berlin.
Zunehmend rückt die Gestaltung des Außengeländes in den Fokus der Planungen. Der Verein sammelt dafür weiterhin Anregungen, sagt Monika Uecker. Voraussichtlich werde der ehemalige Bahnhofspark, in dem die Stabkirche errichtet wird, wieder wie eine Gartenanlage gestaltet, mit Rundgang und Sitzbänken, die die AFG Harz derzeit herstellt. Als Ersatz für Bäume, die gefällt wurden, könnten Hecken dienen, die das Areal von dem noch errichtenden Parkplatz trennen. Gesucht werde zudem ein neuer Namen für das Gelände. Vorschläge seien willkommen, so Monika Uecker.


