Kommunales Energieunternehmen zieht Bilanz für die vergangenen zwölf Monate Stadtwerke investieren 7,63 Millionen Euro
Vielen Wernigerödern sind in den vergangenen Tagen Briefe der Stadtwerke ins Haus geflattert. Inhalt ist die anstehende Preiserhöhung. Warum der Strom teurer wird und was das mit der Energiewende zu tun hat, fragte die Volksstimme nach.
Wernigerode l Im vergangenen Jahr besiegelte die Atomkatas-trophe im japanischen Fukushima das Ende der Atomkraft in Deutschland. Die Bevölkerung begann umzudenken. An keinem geringeren Ort als dem Wernige-röder Schloss einigten sich im Mai die 16 Umweltminister der Länder und Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf den Ausstieg bis zum Jahr 2022.
Besonders die Versorger müssen sich auf diese Wende einstellen. So riefen auch die Stadtwerke Wernigerode im Juli 2011 die Abteilung "Erneuerbare Energien" ins Leben. Die Mitarbeiter beschäftigen sich mit der wirtschaftlichen Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen wie Wasserkraft, Photovoltaik und Windenergie. "Im vergangenen Jahr wurden bereits erste Untersuchungen angestellt, diverse Projekte diskutiert und Gespräche mit Beteiligten geführt, so zum Beispiel in Bezug auf die Errichtung einer Wasserkraftanlage in Ilsenburg", teilt Stadtwerke-Pressesprecherin Katja Bröker mit.
Fernwärmeproduktion soll ausgebaut werden
Neben dem Betrieb des Wasserkraftwerkes "Steinerne Renne" strebe das Unternehmen auch in Zukunft den Ausbau der umweltfreundlichen Fernwärmeproduktion an, um den Anteil der eigenen Stromerzeugung zu erhöhen. Derzeit produziert die Stadttochter rund 20 Prozent des Stroms in eigenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.
Es gebe auch Kunden, für die bereits 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien eingekauft und geliefert werde. Kleinere und mittlere Abnehmer versorgen die Stadtwerke auch mit dem selbstproduzierten Naturstrom aus dem Wasserkraftwerk an der Steinernen Renne.
Derzeit beziehen laut Katja Bröker 117 Kunden das Stromprodukt "klick natur" und damit Naturstrom aus dem Wasserkraftwerk. "Darüber hinaus haben wir für zwei weitere Großkunden der Stadtwerke Wernigerode separat Naturstrom beschafft", teilt sie mit. "Während der letzten 14 Jahre haben wir über 140 Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterung der Versorgungsnetze sowie in eine umweltschonende Energieversorgung gesteckt." 2011 wurden insgesamt 7,63 Millionen Euro investiert.
Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert Preisanstieg
Ein Wermutstropfen sind die zum 1. März steigenden Energiepreise. "Hintergrund sind höhere Netzentgelte sowie gestiegene staatliche Abgaben im Zusammenhang mit der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende und dem Ausbau der erneuerbaren Energien", erklärt Katja Bröker. Auf die Höhe der Netznutzungsentgelte und der staatlichen Umlagen haben die Stadtwerke keinen Einfluss. Für einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2500 kWh bedeutet die Erhöhung zusätzliche Kosten von etwa 18 Euro im Jahr.
Die Stadtwerke Wernigerode verstehen sich aber nicht ausschließlich als Energielieferant. Sie betreiben ein ganzes Netzwerk, bestehend aus Anlagen zur Erzeugung und Weiterleitung von Energien und Wasser, halten diese instand, erweitern es bei Bedarf und sichern so ab, dass die Energie auch beim Kunden ankommt.
Als Eigentümer und Betreiber von mehr als 1300 Kilometern Netzen für Strom, Erdgas, Trinkwasser und Fernwärme beschäftigt die Stadttochter derzeit 90 Mitarbeiter. Darunter sind vier Auszubildende. Ein Lehrling wurde im letzten Jahr übernommen. Rund 60000 Euro hat das Unternehmen laut Katja Bröker in die Aus- und Weiterbildung investiert. 2010 waren es rund 50000.
Erschließung "smatvelde" kostet rund 800000 Euro
Zu den größten Projekten im vergangenen Jahr zählte die Anbindung der Stromnetze von Reddeber, Minsleben, Silstedt, Benzingerode, Darlingerode und Teilen von Drübeck an das Netz der Stadtwerke für rund eine Million Euro. Die Erschließung des Gewerbegebietes "smatvelde" mit Strom, Erdgas und Trinkwasser schlug mit etwa 800000 Euro zu Buche. Die Verlegung von Strom- und Trinkwasserleitungen in der Friedrichstraße kostete rund 60000 Euro, wie die Stadtwerke mitteilen.
2012 stehen hier erneut Investitionen an, wenn der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen wird. Außerdem wird die Raabe-Schule an das Fernwärmenetz angeschlossen. Auch am Turbokreisel, im Wohngebiet Horstberg, in der Kohlgartenstraße und im Gewerbegebiet "smatvelde" sind weitere Investitionen für die kommenden zwölf Monate geplant.