Tausende Zuschauer erhalten Einblick in die 1075-jährige Geschichte Derenburgs Strohkopp-Legende samt Glocke im Festzug
Zwei Jahre lang haben die Organisatoren im Kulturverein den Festumzug vorbereitet. Der Blick in die 1075-jährige Geschichte Derenburgs hat alle Erwartungen übertroffen. Bunt bebildert reichte er von den Königen Heinrich und Otto über die Strohkopp-Legende bis in die Gegenwart.
Derenburg l Sorgenvoll haben die Macher des Festumzuges gen Himmel geblickt. Doch nach zwei Jahren der Vorbereitung hielt der Wettergott den Regen zurück. In fast 70verschiedenen Bildern haben die Zuschauer 1075 Jahre Derenburg erleben können. So weit reicht die erste Erwähnung zurück. In wundervollen Kostümen - teils selbst geschneidert, teils vom Kostümverleih - zogen Jung und Alt zu Fuß oder auf Wagen durch die von vielen Zuschauern gesäumten Straßen. Sogar ein Ochsengespann reihte sich in den Zug ein. An der Spitze ritten hinter historisch gekleideten Derenburger Spielleuten Heinrich I. und Otto I. Ihnen werden die Gründung von Derenburg sowie der erste Nachweis zugeschrieben.
An Meilensteine der Geschichte erinnerten der Reichstag der Äbtissin, die Hexenverbrennungen und Hinrichtungen auf dem Richteberg, die Besetzungen der Stadt in verschiedenen Kriegen und die Herkunft des Spitznamens "Strohkopp".
Dereinst gelang es spitzfindigen Derenburgern der Legende nach bei einem Streit um eine auf der Ortsgrenze gefundenen Glocke, sich mit Stroh umwickelten Wagenrädern einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern zu verschaffen, wie es seitdem schon jedes Derenburger Kind erfährt. Nichts also mit Stroh im Kopf.
Die Anzahl der Traktoren, Landmaschinen und Pferdegespanne zeigte den Besuchern des Marsches durch die Stadt, dass Derenburg eine ebenso lange landwirtschaftliche Tradition besitzt. Weniger bekannt sind die Bezüge zum Bergbau. An die "Derenburger Schicht" erinnerten die Knappen aus Elbingerode. Etwa 30 bis 40 Kumpel, die in den Gruben des Oberharzes und bei Hüttenrode arbeiteten, wohnten in Derenburg. Damit der Transportaufwand so gering wie möglich blieb, wurden sie alle in eine Schicht gesteckt - daher der Name.
Brücke-Verein und VHS-Bildungswerk Blankenburg nutzte samt amtierendem Bürgermeister und Blütenkönigin die Chance, für die in drei Wochen beginnende Festwoche in Blankenburg zu werben, allen voran Joachim Schulze. Der Chef der Blankenburger Vorbereitungsgruppe und Partner der Derenburger gewann dabei noch manche Erkenntnisse.
Schule, Kindergarten und -krippe sowie Vereine gehörten ebenso zu den Bildern wie die DDR-Zeit und der Mauerfall. Als Hingucker erwies sich "Gemeindeschwester Agnes" auf ihrer "Schwalbe". Dumm nur, dass ihr Gefährt irgendwann den Geist aufgab und sie das Moped schieben musste. Die Derenburger Karnevalisten zogen bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr durch die Stadt. "Sie aber im Sommer zu erleben, passiert auch nicht oft", staunten die Besucher.
Die finsteren Mienen der Macher wegen der Wolken zu Beginn hellten sich immer mehr auf. Als die letzten Akteure nach über zwei Kilometern am Ziel eintrafen, fielen zwar ein paar Tropfen, aber das war es auch schon. Was bleibt, sind die vielen Eindrücke. "Das war viel besser als zur 1050-Jahr-Feier", sagte Bürgermeister Reinhard Brandt und war voll des Lobes über die Beteiligten.