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Survival-Camp Überleben im Oberharz-Wald

Kalter Dauerregen stört beim zweiten Harzer Bushcraft & Survival-Neujahrstreffen in Sorge kaum. Manche hatten Spaß, manche gaben auf.

Von Burkhard Falkner 09.01.2019, 00:01

Sorge l Weiter vom nächsten Ort entfernt zu sein als im Schlittenhunde-Erlebniscamp Sorge, das ist in der Oberharzstadt wohl nur schwer möglich. Wo andere längst den nächsten Kiosk oder ein Gasthaus suchen, sich mancher gar um den Rückweg aus dem dichten Wald an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sorgt, da fühlen sich die rund 70 Überlebens- oder Survival-Freunde erst richtig wohl. Schon die lange Anfahrt durch den menschenleeren Wald ist für viele sichtlich eine Freude.

Sie reisen dazu aus ganz Deutschland an, aus Kassel, Mühlhausen und Halle ebenso wie aus Friesland und Berlin. Sie werden locker wie herzlich vom Survivaltour-Führer René Golz sowie dem Chef des Schlittenhunde-Erlebniscamps, Jens Ertel, begrüßt und gleich weiter ins Gelände geschickt.

So beginnt das auf drei Tage und zwei Nächte angesetzte Bushcraft & Survival-Neujahrstreffen 2019. Es ist das zweite seiner Art, nachdem René Golz und Freunde schon 2018 Jahr mit etlichen Gästen auf Benneckensteins Waldschneise den Grundstein für diese minimalistische, auf die Natur fokussierte Tourismus-Art gelegt hatten. Sehnsucht nach dem Ausstieg aus dem Alltagstrott, wenn auch auf Zeit, scheint alle zu einigen.

„Mal nur auf sich selbst gestellt sein“, ist für den einen der Reiz, wie er sagt. Ganz ohne Federbett, Fernsehen oder Vollpension. Ein anderer lobt die Abwesenheit von Vorschriften, wobei sich der schonende Umgang mit der Natur doch von selbst vestehe. So sucht sich jeder ein Plätzchen im weitläufigen Waldgelände, baut sich ganz individuell seinen Schlafplatz - manchmal idyllisch an einer Quelle, manchmal mit Extra-Dach und Holzverschlag.

Der Regen ist bei diesem zweiten Harzer Neujahrstreffen ein Dauergast. Er zwingt über Nacht sechs Gäste dann doch ins Auto und auf die Heimfahrt. Ihre Schlafplätze waren voll Wasser, lagen vielleicht an der falschen Stelle – manchmal hat das Überleben in der Natur eben doch auch Grenzen.

Die größte Zahl der Gäste aber bleibt standhaft. Das hautnahe Naturerleben ist für die meisten schon Entschädigung genug für feuchte Klamotten, und nur das zähle, wie etliche Teilnehmer betonen. Und: Der Wald bei Sorge sei schon ein besonders schönes Fleckchen.

Das sieht Organisator René Golz ebenso und dankt Jens Ertel für die Öffnung seines Schlittenhunde-Erlebniscamps für das Treffen. Ertel ist selbst Überlebenskünstler, bietet seit längerem in seinem Camp bei Sorge geführte Wanderungen, Schlittenhundefahrten und auch Beratung beim Umgang mit Problemhunden für Touristen an. Er selbst hält Grönlandhunde, kommt mit ihnen bestens zurecht und freut sich nun über das Neujahrstreffen.

Das wird bis zum Tag drei mit dem Kampf gegen das Wetter, gemeinsamen Treffs mal mittags am Suppenkessel, vor allem aber abends am Lagerfeuer fortgesetzt. Dann sind sie zu hören, die Tipps, wie man im Regen mit Zunder Feuer macht oder wie man sich ohne Strom im Winter längere Zeit fit hält und anderes mehr. Erfahrungen werden ausgetauscht, auch Adressen. So lernen sich Magdeburger Survivalfreunde kennen und verabreden sich.

Durchweg gelobt wird das Areal für dieses besondere Campen im Einklang mit der Natur. Das nasse Wetter, so wird versichert, schmälere den Erfolg des Neujahrstreffens überhaupt nicht. Es hätten ja auch zwei Meter Schnee liegen können, meint einer. Es klingt fast schon wie ein Wunsch.

Auch das 3. Survival-Neujahrstreffen, so René Golz nach der ersten Auswertung, soll 2020 im Schlittenhunde-Erlebniscamp Sorge stattfinden.