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Tierschutz Auf Wernigerodes Straßen lauert Krötentod

Kröten wandern wieder durch Oberhasserode. Anwohner rettet sie vor dem Massensterben.

12.04.2018, 07:00

Wernigerode l Wenn es warm wird, werden sie aktiv. Kleine, Warzentiere, die mal allein, mal huckepack, über die Straßen kriechen. Es sind Kröten, die auf dem Weg in die Gärten am Ferienpark sind. Sie kommen aus dem nahe gelegenen Teich, der ihnen den idealen Unterschlupf zum Paaren und Laichen bietet. Doch nicht immer erreichen sie ihr Ziel: Oft werden sie während ihrer Wanderschaft von Autos überfahren.

Am Langen Stieg in Oberhasserode, einem der Orte in Wernigerode und Umgebung, an denen im Moment die meisten Kröten auf Wanderschaft gehen, mahnt ein Schild die Autofahrer auf der Hauptstraße zur Vorsicht. „Daran hält sich aber niemand. Die Autos zischen vorbei – man hört es erst ploppen wie Luftfolie, und dann sieht man nur noch die Leichen der Tiere“, sagt Anwohner Henrik Günnel.

Dank ihm gibt es an dieser Stelle noch Hoffnung für die Kröten. Ausgerüstet mit einem roten Eimer und in Begleitung seines Hundes Malou geht er jeden Frühling nach der Arbeit auf die Pirsch, um so viele Kröten wie möglich vor dem Tod durch Überfahren zu retten. Es ist Tierliebe, die den 44-Jährigen antreibt. Er läuft meist insgesamt drei Runden am Abend, um so viele Lurche wie möglich einzusammeln.

„Wenn jeder hier 30 fahren würde, wäre es gar kein Problem“, sagt der Anwohner. Bei geringem Tempo könnten Autofahrer behutsam um die Kröten herum fahren. Weil er auf seinen Runden täglich sieht, dass Fahrer keine Rücksicht auf die Tiere nehmen, sieht er sich zur Rettungsaktion gezwungen. „Natürlich kann man nicht alle aufsammeln.“

Aber er freue sich, dass viele Anwohner seinem Beispiel folgen und mit anpacken. „Es sind vor allem die Kinder, die zunächst fragen, was denn da im Eimer sei“, so Günnel.

Dass der Wernigeröder auf seinen Wanderungen seinen Hund dabei hat, hat einen ganz bestimmten Zweck: Er weist sein Herrchen auf Bewegung hin. „Wenn Malou eine Kröte sieht, zuckt er erst zurück, dann will er spielen“, erklärt Günnel. Das Verhalten seines Hundes gibt ihm die Möglichkeit, die Kröte zu sehen und einzusammeln.

Im Moment sind sehr viele Amphibien unterwegs. Das liege an den sommerlichen Temperaturen. „Nach der Winterruhe erwachen die Kröten bei konstant höheren Temperaturen aus ihrer Winterstarre und drängen zur Fortpflanzung in Richtung umliegender Gewässer“, erläutert Günnel. Manchmal ist er somit auch umsonst unterwegs: An kühleren Abenden sind die Kröten nicht auf der Straße, denn kalte Temperaturen schränkten ihre Motorik ein. Es seien längst nicht nur Kröten, die dem Verkehr zum Opfer fallen. „Laubfrösche, Molche, seltene Kröten und sogar einen Feuersalamander hatte ich schon im Eimer“, sagt der Krötenretter.

Auch die Stadt ist dabei, etwas für die Rettung der Lurche zu tun, sagt eine Mitarbeiterin des Gartenamtes. Die beiden kritischen Stellen in Wernigerode seien Hasserode und zum anderen der Wildpark. Im Christianental sind bereits spezielle Zäune für die Amphibien aufgestellt, in Oberhasserode sollen sie demnächst folgen. Sie werden von den wandernden Lurchen als Hindernis wahr genommen. Sie fallen dann in die bereit gestellten Fangeimer.