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Tourismus GmbH Wernigerode dreht am Weihnachtsmarkt

Der Weihnachtsmarkt-Besucher in Wernigerode wird davon am allerwenigsten mitbekommen. Der Markt soll einen anderen Veranstalter bekommen.

Von Ivonne Sielaff 17.12.2019, 00:01

Wernigerode l Wernigerodes Weihnachtsmarkt ist ein ganz besonderer. Nicht nur wegen der einzigartigen Atmosphäre inmitten jahrhundertealter Fachwerkhäuser. Besonders auch – weil er seit den 1990er Jahren vom Ordnungsamt der Stadt Wernigerode organisiert wird.

Aber das soll sich nach Wunsch der Verwaltungsspitze schon ab dem nächsten Jahr ändern. „Geplant ist eine Übergabe an die Wernigerode Tourismus GmbH (WTG), die den Markt ab 2020 professionell organisieren und vermarkten soll“, bestätigt Rathaussprecher Tobias Kascha auf Volksstimme-Nachfrage. Die WTG-Mitarbeiter könnten dabei mit ihrem breit gefächerten Fachwissen bei der Organisation von Großveranstaltungen und deren Vermarktung punkten, so die Hoffnung. Auch im Hinblick auf die gut besuchten Konkurrenzmärkte in Nachbarstädten wie Quedlinburg und Goslar.

Es gibt aber eine bürokratische Hürde in Wernigerode, die vorher zu überwinden ist: die geltende Weihnachtsmarktsatzung. Darin sind unter anderem Gestaltung, Öffnungszeiten und Gebühren für den Weihnachtsmarkt geregelt, der Markt ist „öffentliche Einrichtung“ und die Stadt als Veranstalter festgeschrieben. Die Satzung müsste vor einer Übergabe an die WTG aufgehoben werden.

Und das ist nur durch einen Beschluss des Stadtrats möglich. Laut Tobias Kascha wird im Rathaus gerade an einer Vorlage zur Satzungsaufhebung gearbeitet. Diese soll dem Stadtrat im Frühjahr zur Diskussion und dann zur Abstimmung vorgelegt werden.

Und das bereits zum zweiten Mal. Schon im April versuchte die Verwaltung die Satzung aufzuheben. Damals gab es allerdings heftigen Gegenwind aus den Reihen des Stadtrats. So befürchteten einige Politiker, dass ihnen mit der Aufgabe der Satzung ihre Einflussnahme auf die Gestaltung des Marktes und die Entscheidungsgewalt genommen werde. Außerdem wurde bemängelt, dass es weder eine Gestaltungsrichtlinie noch ein Konzept für die Zukunft gebe. Nachdem mehrere Fachausschüsse gegen die Aufhebung der Satzung gestimmt hatten, zog die Verwaltung die Vorlage zurück.

Vorerst. Hinter verschlossenen Türen wurde der Wechsel weiter vorangetrieben. Wie Tobias Kascha informiert, wurde die Beschlussvorlage überarbeitet. Die Hinweise aus dem Stadtrat seien berücksichtigt worden. Zudem werde die WTG konzeptionelle Vorschläge einbringen.

Schon jetzt ist aber klar: Für den Weihnachtsmarkt 2020 muss es eine Übergangslösung oder „partnerschaftliche Zusammenarbeit“ zwischen Stadt und WTG geben, „weil man im kommenden Jahr noch nicht alles klar trennen kann“, so der Rathaussprecher. Und dabei werde es auch nach der Übertragung an die WTG bleiben. „Die Wernigerode Tourismus GmbH wird immer noch bei einigen Dingen auf die Verwaltung angewiesen sein und umgekehrt“, so Kascha. „Wir werden uns, wie auch bei anderen Veranstaltungenn gemeinsam unterstützen.“

Hintergrund: Die Weihnachtsmarktsatzung wurde erst im Jahr 2017 verabschiedet. Vorangegangen waren intensive Diskussionen und die mehrjährige Arbeit einer AG, bei der neben den Vorstellungen der Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter auch die Ideen von Händlern und Touristikern einflossen.