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Harz-Klinikum Wernigerode organisiert Diabetessprechstunden und Workshops für Kinder, Eltern und Erzieher Training fürs Pieksen, Essen und Blutzuckermessen

Von Jens Müller 01.03.2012, 05:21

Wernigerode l Der Fünfjährige Ian besucht die "Waldgruppe" im Kindergarten, er geht schwimmen und lebt "so normal wie möglich", sagt seine Mutter Jennifer Krüger. Doch normal ist für Ian auch der ständige Piekser in seine Finger, wenn er Blut auf einen Teststreifen tropfen muss, um seinen Blutzucker zu messen. Und das acht- bis zehnmal am Tag. Bereits im Alter von 13 Monaten hatten Ärzte festgestellt, das Ian zuckerkrank ist. Seither muss ihm das lebenswichtige Insulin, das sein Körper nicht selbst in ausreichender Menge produzieren kann, über eine Pumpe injiziert werden.

"Das verlangt eine Menge von den Kindern, den Eltern, aber auch von Erziehern und Pädagogen ab", weiß Kinderärztin Dr. Uta Grumpelt. Denn neben dem regelmäßigen Blutzuckermessen sind auch das Führen eines Tagebuchs, die richtige Ernährung und der Umgang mit der Insulinpumpe unerlässlich. Um ihnen das nötige Rüstzeug für ein Leben mit "diabetes mellitus" zu geben, bietet die Wernigeröder Kinderklinik gemeinsam mit dem Medizinischen Versorgungszentrum in der Ilsenburger Straße nicht nur regelmäßige Sprechstunden an, sondern organisiert auch Workshops. Rund 50 Interessierte, darunter viele Eltern mit ihren Kindern, konnten sich beim jüngsten "Diabetestag" unter anderem mit der sensorunterstützten Insulinpumpentherapie vertraut machen. Der Vorteil der neuen Pumpengeneration: Die Geräte sorgen für einen harmonischeren Verlauf der Zuckerkurve über den gesamten Tag. Starke Schwankungen, beispielsweise durch Sport oder auch während der Nacht, werden damit vermieden. "Die Angst vor Unterzuckerung ist schon heftig. Viele Eltern stehen ein bis zweimal nachts auf, um die Werte ihrer Kinder zu kontrollieren", erläutert Diabetesberaterin Bärbel Ehlers. Bei den neuen Insulinpumpen übernimmt ein Sensor die Kontrollfunktion. Liegt eine Unterzuckerung vor, ertönt ein Signalton. "Alle in der Insulinpumpe gespeicherten Daten können zusätzlich auch über einen Computer dargestellt werden und gestatten einen komplexen Einblick in den Therapieverlauf", erläutert Dr. Uta Grumpelt. "Ein Leben ohne Pumpe ist für die erkrankten Kinder nicht vorstellbar, aber solch eine Therapie macht ihr Leben freier und leichter", erläutert sie.

Die Angebote des Harz-Klinikums würden ständig an die Bedingungen und die Entwicklung der Kinder angepasst. Zwischen 60 und 70 junge Diabetespatienten werden pro Quartal dort intensiv betreut. "Dabei bildet die ambulante und stationäre Behandlung eine echte Einheit", betont die Kinderärztin und verweist auf ein großes Diabetesteam mit Ärzten, Kinderkrankenschwestern, Psychologen, Ernährungsberatern, Physiotherapeuten, Diabetologen, Diabetesberatern und Sozialpädagogen.