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Minslebener Gutsmüller Hermann Alber ist im Alter von 62 Jahren gestorben Trauer um Weinkenner, Charmeur und Pragmatiker

Von Julia Bruns 05.03.2013, 02:19

Wernigerode l Der Minslebener Gutsmüller Hermann Alber ist in der vergangenen Woche im Alter von 62 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

"Er tauchte plötzlich in Minsleben auf, sah die Gutsmühle, verliebte sich sofort in sie und kaufte sie", erinnert sich Peter Lehmann, der wie Hermann Alber, sein Freund und langjähriger Weggefährte im Mühlenverein, vor mehr als zehn Jahren von Potsdam in den Harz zog. Dort hatte der Lebensmittelingenieur, der aus Süddeutschland stammt, die berühmte Sanssouci-Mühle betrieben. 2001 entschied er sich, in Minsleben die Gutsmühle zu neuem Leben zu erwecken, baute auf dem Grundstück einzigartige Ferienwohnungen aus, die mit Heuboden und viel Flair als Geheimtipp in der ganzen Republik galten. Hunderte Brotkurse gab der studierte Sozialpädagoge an der Volkshochschule und während der Landesgartenschau an einem eigens für ihn aufgestellten Lehmofen im Bürgerpark.

Das einfache, schlichte Leben faszinierte Alber, der auch als ausgesprochener Weinkenner galt. "Er sprühte vor Ideen und hat in seinem Leben fast alles gemacht, war aber nie irgendwo angestellt", erzählt Lehmann. "Viele wissen gar nicht, dass er perfekt griechisch sprach, weil er lange in Griechenland gelebt hatte."

Alber sei ein idealistischer Pragmatiker, ein Lebemann und wahrer Romantiker gewesen. "Andere würden sagen, er war ein Spinner", sagt Peter Lehmann und lacht. "Bewundernswert, wie er spontan machte, was ihm vor die Füße fiel, ohne lange nachzudenken." Und das ohne viel Schlaf, wie Lehmann verrät: "Zwei, drei Stunden - mehr brauchte er nicht."

"Er selbst war auch Künstler, war musikbegeistert und liebte Folklore", so Lehmann. "Was er nicht konnte, war sich binden und etwas konsequent zu Ende zu bringen." Mit Behörden habe er zudem oft im Clinch gelegen. "Papiere und Vorschriften, damit konnte er einfach nichts anfangen."

Seine soziale Ader hat nicht nur sein treuer Weggefährte, der Hund "Schlumpi", erleben dürfen. "Er hatte lange das Sorgerecht für einen behinderten Mann, der mit ihm auf dem Hof lebte", sagt Lehmann. Herrmann Alber war aber auch ein Sammler, der sich von nichts trennen konnte, der bäuerliche Handwerksgeräte und vieles mehr in seiner Mühle verstaute. Mit den Ausstellungen in seiner Galerie auf dem Kornboden lockte er viele Besucher von nah und fern in die Gutsmühle. Wie es nach dem Tod von Alber mit der Mühle weitergeht, ist offen.