Hilfsaktion Tschernobylhilfe organisiert Kinderfest in Weißrussland statt Ferien im Harz
Trotz Corona und anderer Katastrophen reißt die Hilfe aus dem Harz für die von dem Reaktorunfall in Tschernobyl betroffenen Kinder nicht ab. Da in diesem Jahr kein Ferienaufenthalt organisiert werden konnte, reiste der Vorstand der Tschernobylhilfe Harz selbst nach Weißrussland, um vor Ort Gutes zu tun.

Blankenburg - „Trotz geschlossener Grenzen haben wir es geschafft, mit dem Auto vom 1. bis 10. August nach Weißrussland zu reisen“, berichtet stolz René Foltis, der nach dem strapaziösen Ausflug wieder zurück im Harz ist. Mit im Gepäck hatten er und seine Tochter Marie vom Verein Tschernobylhilfe Harz zahlreiche Sachspenden, die sie in der Schule und im Kindergarten von Struga sowie in der Schule in Reschitza übergaben. Mit ihnen ist der Harzer Verein seit fast 20 Jahren eng verbunden.
Spenden vor Ort übergeben
Normalerweise organisieren die Harzer regelmäßig Ferienaufenthalte für die weißrussischen Kinder, die auch 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in einem radioaktiv hoch belasteten Gebiet leben. Aufgrund der Corona-Pandemie war es in diesem Jahr wieder nicht möglich, Mädchen und Jungen aus der Region nach Deutschland zu holen. „Deshalb haben wir beschlossen, im August zu den Kindern nach Struga und Reschitza in Weißrussland zu reisen, um dort zumindest einen Tag ein Fest für die Kinder zu veranstalten und einige Sachspenden zu übergeben“, so René Foltis.
Die Schulrucksäcke, Sportbeutel, Bücher, Bälle und Stifte sowie Papier und viele weitere Schul-Utensilien wurden überwiegend aus Deutschland mitgebracht, zum Teil auch in Weißrussland gekauft. Höhepunkt war natürlich das große Fest am 4. August in Stolin.
Erlebnisreicher Tag in Stolin
„An diesem Tag verabredeten wir uns mit den Kindern aus Reschitza und Struga um 10 Uhr am Brunnen im Stadtzentrum von Stolin, um von dort aus einen Erlebnistag zu starten“, erzählt René Foltis. 23 Kinder folgten der Einladung, zwei konnten krankheitsbedingt nicht teilnehmen. Ausgewählt für diesen Tag waren alle im Oktober 2020 für Deutschland neu registrierten Kinder aus beiden Schulen, einige Mädchen und Jungen, die2019 im Harz waren, Vertreter der beiden Schulen sowie die Direktoren.
Spontaner Rummelbesuch für die Kinder
Bei schönem Sommerwetter startete der Tag mit einem gemeinsamen Kennenlernen: „Es wurden Fotos gemacht, wir tauschten uns mit den Direktoren aus und lernten auch die vielen neuen Kinder schon etwas näher kennen“, berichtet der Vereinschef. Kurz darauf startete pünktlich ein Animationsprogramm im nahe gelegenen Hotel „Gorin“, in dem in der unteren Etage eine Art Spielehaus für Kinder eröffnet wurde. „Dort konnten sich die Kinder erst einmal richtig austoben auf Trampolinen, Rutschen und anderen Spielmöglichkeiten. Dann begannen einige Tanz-, Sport-, Rate- und Denkspiele in der Gruppe, es gab auch kleine Preise für die Sieger.“ Zufrieden, dankbar und schon etwas erschöpft ging es zum Mittagessen ins Restaurant „Slawianka“. Es folgte ein Spaziergang zum Eiscafé, wo alle Kinder glücklich ein großes Eis schlemmten.
Neue Schulrucksäcke und Sportbeutel
„Gegenüber befindet sich Stolins großer, weitläufiger Park, in dem gerade ein kleiner Rummel aufgebaut war. Dies nutzten wir natürlich, handelten mit dem Chef einen Pauschalpreis aus, und die Kinder konnten für eine Stunde alles nutzen, so oft sie wollten und so lange sie konnten“, erzählt René Foltis von diesem spontanen Erlebnis, was die Harzer den Mädchen und Jungen ermöglichen konnten. Im Anschluss bekamen alle Kinder neue Schulrucksäcke mit Sportbeuteln, die tags zuvor mühsam in den Geschäften in Stolin zusammengetragen worden waren.
„In den Rucksäcken brachten wir vorher noch einige Schulutensilien, Süßigkeiten und Spielzeug unter. Die Kinder waren überglücklich, im Nachhinein gab es noch großen Dank von den Eltern, für die es immer eine große finanzielle Belastung ist, die Kinder mit allem Nötigen auszustatten“, so Foltis.
Immer noch Flugverbot
Für das kommende Jahr plant sein Verein in jedem Fall wieder einen Kinderaufenthalt im Harz und bereitet diesen bereits vor – auch wenn derzeit noch offen sei, ob und wie die Kinder nach Deutschland einreisen können. Denn aufgrund des Flugverbotes für die weißrussische Fluggesellschaft Belavia müssten die Kinder über Moskau fliegen, was die Reisekosten auf 10.000 Euro verdoppeln würde und vom Verein kaum zu stemmen wäre. „Deshalb können wir, wenn sich am Flugverbot nichts ändert, nur die Hälfte der Kinder nach Deutschland holen. Endgültig entscheiden wird sich dies Ende Januar 2022“, blickt René Foltis voraus. „Sollten sie auch 2022 nicht einreisen dürfen, wollen wir wieder zu ihnen reisen und dort in Weißrussland ein paar schöne Tage für die Kinder auf die Beine stellen.“

