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Güterverkehr Unterstützung für Bahnnetz der Fels-Werke im Oberharz

Die Fels-Werke in Rübeland transportieren einen Großteil ihrer Produkte per Bahn . Für die Erneuerung des Gleisnetzes gibt es nun Hilfe vom Land Sachsen-Anhalt.

Von Katrin Schröder 09.05.2021, 18:59
Bei der Übergabe des Förderbescheids für die Erneuerung des Bahnnetzes der Fels-Werke in Rübeland (von links): Andreas Harms, Geschäftsführer der Fels-Netz GmbH, Burkhard Naffin, Vorsitzender der Geschätsführung der Fels-Werke Goslar, die CDU-Landtagsabgeordnete Angela Gorr, Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU).
Bei der Übergabe des Förderbescheids für die Erneuerung des Bahnnetzes der Fels-Werke in Rübeland (von links): Andreas Harms, Geschäftsführer der Fels-Netz GmbH, Burkhard Naffin, Vorsitzender der Geschätsführung der Fels-Werke Goslar, die CDU-Landtagsabgeordnete Angela Gorr, Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU). Foto: Katrin Schröder

Rübeland/Elbingerode

Die Fels-Werke planen, 2021 rund 290.000 Euro in die Erneuerung ihres Schienennetzes in Rübeland und Elbingerode zu investieren. Dabei greift das Land dem Unternehmen kräftig unter die Arme: Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) brachte am Freitag, 7. Mai, einen Fördergeldbescheid über 145.000 Euro nach Rübeland.

Vorgesehen ist, zwei Weichen auf dem Hornberg sowie das Gleis 1 in Rübeland zu erneuern. Dort werde der größte Teil der Fels-Produkte verladen, berichtet Andreas Harms, Geschäftsführer der für den Güterverkehr zuständigen Fels-Netz GmbH. Rund 1,5 Millionen Tonnen Kalk- und Kalksteinprodukte verlassen jährlich per Bahn das Unternehmen mit seinen Standorten in Rübeland, am Hornberg und im Kalten Tal.

80 Prozent davon laufen über das Gleis 1 in Rübeland, darunter sehr viele Lieferungen für einen Großkunden des Unternehmens in Salzgitter. „Wenn das nicht in Ordnung ist, dann haben wir ein Problem“, so Harms. Je zehn Prozent der Produkte werden an den Standorten am Hornberg und im Kalten Tal verladen.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Land Sachsen-Anhalt die Fels-Werke bei der Instandhaltung ihres Gleisnetzes unterstützt. Seit 2003 seien mehr als 2,5 Millionen Euro Fördergeld geflossen, betont der Verkehrsminister. Bis 2013 habe man zu diesem Zweck europäische Förderprogramme nutzen können, seitdem schieße man ausschließlich aus der Landeskasse zu. Das Geld sei gut investiert, so Webel: „Wir wollen weiterhin, dass die Transporte auf der Straße minimiert werden.“

Gleissanierung als Daueraufgabe

Mithilfe der regelmäßigen Finanzspritzen sei die Rübelandbahn in den zurückliegenden Jahren bereits komplett saniert worden, heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsministeriums. Die Instandhaltung der Gleise sei aber eine Daueraufgabe. „Wir wissen: Der Verschleiß ist enorm“, so Thomas Webel.

Das bestätigt Burkhard Naffin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Muttergesellschaft der Fels-Werke mit Sitz in Goslar. „Es ist eine große Hilfe für uns, wenn das Land uns unterstützt.“ Fünf bis sechs Züge verließen täglich die Fels-Werke, in denen rund um die Uhr gearbeitet wird. Ein bis zwei gingen in Richtung Salzgitter und vier zu den Kraftwerkskunden. Gerade die letzteren Züge seien lang und schwer und bedeuteten eine besondere Belastung für das Gleisnetz, sagt Harms.

2021 seien Investitionssumme und Förderung vergleichsweise überschaubar. 2020 sei aber bereits rund eine Million Euro investiert worden, wovon das Land 460.000 Euro förderte. Davon seien in allen Werke Weichen erneuert worden, erklärt Fels-Netz-Geschäftsführer Harms.

Mehr Werksbahn statt Lkw-Verkehr im Oberharz

Für 2022 ist die Verlagerung von Transporten, die bisher per Lkw abgewickelt worden, auf die Werksbahn geplant. Es handele sich dabei um ein Spezialprodukt für den Großkunden in Salzgitter: Der Fließkalk der Fels-Werke werde dort zur Roheisenentschwefelung benötigt. „Wir möchten diese Lieferungen gerne auf die Scheine schieben und in die bestehenden Züge eingliedern“, erklärt Naffin.

Bei mehr als einer Million Tonnen Lieferaufkommen, die per Zug nach Niedersachsen geliefert würden, ließen sich die 20.000 Tonnen Fließkalk problemlos integrieren. Es seien aber noch weitere Absprachen mit den Gesellschaftern nötig, bevor es grünes Licht für das Projekt gebe.

Spürbare Entlastung für Anwohner

Für Anwohner würde dies eine spürbare Entlastung bedeuten: Rund 500 Lkw mit einem Transportvolumen von je 40 Tonnen würden dauerhaft von der Straße verschwinden. Dies wirke sich nicht nur in Rübeland und Elbingerode direkt aus, sondern auch in den benachbarten Ortsteilen der Oberharzstadt und angrenzenden Kommunen wie Wernigerode, betonte die CDU-Landtagsabgeordnete Angela Gorr.

Die Fels-Werke GmbH ist der zweitgrößte Hersteller von Kalksteinprodukten in Deutschland. Das Unternehmen betreibt in Sachsen-Anhalt an seinen Standorten in Rübeland Kalkwerke (Rübeland, Kaltes Tal und Hornberg) mitsamt den entsprechenden Anschlussbahnen sowie das öffentliche Eisenbahninfrastrukturunternehmen Fels Netz. Deutschlandweit produziert die Firma rund fünf Millionen Tonnen Kalk und Kalkstein. Wichtige Kunden, die mit der Bahn beliefert werden, sind die Stahlindustrie und die Braunkohlekraftwerke in Ostdeutschland.

Bis zu 50 Prozent Förderung für Sanierungsprojekte im Güterbahnvekehr vergibt das Land über ein eigens aufgelegtes Programm mit dem Titel „Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Investitionen zur Stärkung des regionalen Schienengüterverkehrs in Sachsen-Anhalt“.

Bislang keine Negativ-Folgen der Corona-Krise

Von der Corona-Krise sei das Unternehmen derzeit kaum betroffen, sagt der Vorstandsvorsitzende Naffin über die geschäftliche Lage. „Wir sind momentan sehr zufrieden.“ Sorgen bereite allerdings der Blick in die Zukunft, da zu befürchten stehe, dass die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft und einzelne Unternehmen erst in den kommenden Jahren zum Tragen kämen.

Zu kämpfen hätten die Fels-Werke noch mit den Folgen des diesjährigen harten Winters. Bei Eis und Schnee sowie Temperaturen von zeitweise minus 28 Grad seien im Werk Öfen ausgefallen, die noch nicht vollständig wieder repariert oder ersetzt werden konnten. Auch die Weichen seien, gleichwohl beheizt, teilweise nicht mehr funktionsfähig gewesen.