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Vandalismus Entsetzen über Bienenmord

Wer vergreift sich an Bienenstöcken und tötet Tausende Tiere? Das Entsetzen über den Vandalismus im Wernigeröder Bürgerpark ist groß.

Von Ivonne Sielaff 30.01.2019, 00:01

Wernigerode l Tausende Bienen liegen um die Holzkisten herum. Einige hocken noch in kleinen Trauben zusammen, sie sind auf ihren Waben verendet. Andere haben es geschafft, ein paar Meter weit zu fliegen, ehe sie der Kältetod einholte. Das Bild, das sich im Wernigeröder Bürgerpark bietet, gleicht einem Massaker.
Unbekannte waren vor wenigen Tagen in die Parkanlage am Dornbergsweg eingebrochen und hatten dort Bienenstöcke von zwei Imkern umgestoßen. Das Entsetzen über die Tat ist groß. „Das ist nicht einfach nur Sachbeschädigung, hier wurden Leben zerstört“, sagt Imker Enrico Kretschmar, dem der Anblick die Tränen in die Augen treibt.
Bis Montag sei er auf der Grünen Woche in Berlin gewesen, um seinen Honig vorzustellen. Nach seiner Rückkehr warteten „Ärger und Chaos“ auf ihn. „Mir blutet das Herz. Das ist Irrsinn“, sagt Kretschmar. Von Klein auf habe er in der familieneigenen Imkerei mit Bienen zu tun gehabt. „Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt – dass sich jemand mutwillig an den Bienen vergreift.“
Die Tiere hätten keine Chance gehabt, so Kretschmar. Normalerweise sitzen Bienen in der kalten Jahreszeit in einer Wintertraube, in der sie sich gegenseitig vor der Kälte schützen. „Werden sie gestört, gehen sie auseinander. Weil sie nicht wieder zusammenfinden, erfrieren sie.“ Der Schaden sei die eine Sache, sagt der Imker. „Mir tut es vor allem um die Bienen leid – und für die Kinder.“
Seine beiden Bienenvölker im Bürgerpark sammeln die Blütenpollen nämlich nicht für ihn, sondern für die Harzblick-Schüler. Der 58-Jährige leitet in der Grundschule eine Bienen-AG. Erst im vergangenen Jahr hatten er und 20 Grundschüler die Bienenstöcke aufgestellt. Beide Völker hätten über den Sommer „wunderbaren“ Honig produziert, sagt Kretschmar. Jeden Montag waren die Mädchen und Jungen während der Bienensaison im Bürgerpark, um nach ihren Schützlingen zu sehen. Die Kinder seien nun „tief traurig und enttäuscht“, so Kretschmar. Wie er auch selbst. „Man baut sich was auf mit den Kindern, freut sich, dass es funktioniert. Und dann so was.“
Die Harzblick-Grundschule ist nicht die einzige Schule, mit der Enrico Kretschmar zusammenarbeitet. Im Landkreis Harz betreut der Hessener insgesamt acht Schulimkereien. Zum einen, um die Kinder für das Thema Bienen zu sensibilisieren. Aber auch, um sie für die Imkerei zu interessieren. Auch die Bienenhalter seien auf Nachwuchs angewiesen.
Der Anschlag auf die Bienen im Bürgerpark wirft den Imker und seine Grundschüler nun „ziemlich zurück“. „Wir müssen noch einmal komplett von vorne anfangen“, sagt Kretschmar. Aber der 58-Jährige will die Mädchen und Jungen seiner Arbeitsgemeinschaft ermutigen. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagt er.
Hintergrund: Es ist nicht das erste Mal, dass Bienen in diesem Winter Opfer von Randalierern wurden. Erst am 13. Januar hatten Unbekannte Bienenstöcke in Drübeck umgeworfen und Tausende Tiere getötet.