15 Jahre Museumshof "Ernst Koch" in Silstedt Von Förderern gehegtes Kleinod lässt "Landgeschichte(n) hautnah erleben"
Silstedt. Er hat sich längst vom Geheimtipp zu einem Zentrum der ländlichen Tradition und Kultur gemausert: Der Museumshof "Ernst Koch".
Im Februar 1995 hatten 27 Silstedter den gleichnamigen Förderverein gegründet. Heute zählt er 44 Mitglieder, berichtet deren Vorsitzender Dieter Müller. Der 64-Jährige führt die Geschicke seit Sommer 2006.
Für eine symbolische Mark hatte Ernst Koch (1905 – 2000) damals seinen gut 350 Jahre alten Dreiseithof Am Plan 4a an die Stadt Wernigerode ver-kauft. Unter zwei Bedingungen: Er soll seinen Namen tragen und das schwere ländliche Leben anschaulich dargestellt werden. Beide Vorgaben wurden erfüllt.
In den vergangenen 15 Jahren seit der offiziellen Eröffnung im Rahmen der 1000-Jahr-Feier am 7. September 1995 ist die Sammlung historischer Zeugnisse stetig gewachsen. Etwa 1500 Exponate mögen es heute sein, schätzt Dieter Müller. Der Vereinschef: "Das sind überwiegend Leihgaben und Schenkungen von Silstedtern, aber auch aus der Umgebung." Und: "Die Leute bringen heute noch was."
Und so gibt es für die Besucher tatsächlich viel zu sehen. So u. a. ein Erinnerungszimmer für Ernst Koch und eine Wohnung, wie sie vor 80 bis 100 Jahren eingerichtet war. In einer Scheune sind liebevoll restaurierte landwirtschaftliche Geräte zu bestaunen. Ebenso ausgiebig gewürdigt werden die alten Handwerksberufe vom Moster bis zum Stellmacher. Müller: "Wir haben außerdem jedes Jahr etwa vier Ausstellungen." Die wichtigste ist immer jene zur Adventszeit mit Puppen. Der Wernigeröder: "2009 hatten wir 14 verschiedene Märchen. Diesmal werden es wieder so viel." Die Vorbereitung einer Schau dauert immer etwa vier Wochen. Finanziell wird die Einrichtung durch die Stadtverwaltung unterstützt. Fachlichen Beistand gewähren die Mitarbeiter des Harzmuseums.
Fast 24 000 Gäste bisher
In einer kleineren Abteilung bieten die Silstedter ebenfalls regelmäßig Projekttage für Schulklassen an. Aus Wernigerode, Derenburg und dem Halberstädter Raum werden diese Veranstaltungen auch gut genutzt. Dieter Müller: "Wir wären nicht böse, wenn auch aus Blankenburg und dem Oberharz Schüler kämen."
Jährlich 2000 und bisher insgesamt knapp 24 000 Besucher haben der Vorsitzende und seine Mitstreiter bislang begrüßen dürfen. Wobei der Museumshof 1998/99 geschlossen war, weil er umfassend saniert wurde. "Kleinigkeiten" erledigen die Silstedter ohnehin in Eigenregie. So haben sie zum Beispiel den Kuhstall gemalert. Natürlich ehrenamtlich wie bei jedem anderen Engagement für das Kleinod auch.
Mit dem Erntedankfest ist die eigentliche Saison von Mai bis Oktober beendet. Dann stehen nur noch Weihnachtsfeiern an.
Da bleibt den Winter über auch Zeit, über nächste Projekte nachzudenken. Dieter Müller: "Das ist schwierig, denn man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen." Dennoch gibt es bereits erste Ideen. Der Vorsitzende: "Uns schwebt vor, die landwirtschaftliche Entwicklung nach 1945 aufzuarbeiten. Das fehlt im Museum, aber es gehört zu unserer Geschichte."
Dieter Müller hat Ernst Koch übrigens nie persönlich kennengelernt. Vor seiner Zeit in Silstedt war der diplomierte Agraringenieur und nach der Wende zum Umweltberater mit Schwerpunkt Pädagogik umgeschulte Vereinschef 13 Jahre lang in Wasserleben auf der Domäne tätig gewesen. Als seine berufliche Existenz dort "auf der Kippe stand", hat ihn Sil-stedts Bürgermeister Karl-Heinz Mänz "abgeworben". Schließlich ist ihm der Museumshof auch persönlich sehr wichtig. Dieter Müller: "Herr Mänz hatte damals den Gedankenblitz, hier eine Heimatstube zu etablieren."
Wer "Landgeschichte(n) hautnah erleben" möchte, hat dazu donnerstags von 14 bis 17 Uhr und sonnabends zwischen 10 und 12 Uhr die Gelegenheit dazu. Bis zum 15. Oktober wird zudem nach Absprache noch Buttern mit Verkostung aus dem historischen Fass von 1900 angeboten.