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Waldsterben Totholz: Stadt setzt auf Finanzspritze

Die Aufarbeitung des Totholzes im Wernigeröder Stadtwald ist kostenaufwändig. Die Stadt muss ihr Budget um 200.000 Euro aufstocken.

Von Ivonne Sielaff 03.09.2019, 01:01

Wernigerode l Das landesweite Fichtensterben macht auch vor dem Harz und dem Wernigeröder Stadtwald nicht halt. Die verheerenden Stürme und die Trockenheit der letzten Jahre haben den Wäldern zugesetzt. Etliche Bäume sind umgeknickt und damit zu einem perfekten Brutparadies für den Borkenkäfer geworden. Der Baumschädling vermehrt sich deshalb seit einigen Jahren explosionsartig. Um dem entgegenzuwirken, ist es notwendig, das Totholz schnellstmöglich aus dem Wald zu schaffen – was oftmals an die personellen und finanziellen Grenzen der Waldbesitzer geht.

Im Wernigeröder Stadtforst wurden in den vergangenen Monaten bereits Tausende Festmeter Fichtenholz aus dem Wald gezogen. Im ersten Halbjahr überstiegen diese Arbeiten das normale Finanzbudget bei weitem. Es musste bereits um 100.000 Euro aufgestockt werden.

Damit die Arbeiten bis zum Jahresende fortgeführt werden können, sind nun weitere 100.000 Euro nötig. „Die Notwendigkeit ist die gleiche“, so Stadtforstchef Michael Selmikat in der Sitzung des Finanzausschusses. Die gute Nachricht: Durch die im August in Kraft getretene Waldschutzrichtlinie kann die Stadt Fördergeld für die Aufarbeitung von Schadholz stellen. So seien bereits 80.000 Euro rückwirkend für die Monate März bis August beantragt worden. Für die noch anstehenden Arbeiten will die Stadt sich um weiteres Geld bemühen.

Abnehmer für das Holz sind das Sägewerk in Rottleberode und Industriebetriebe wie das Zellstoffwerk in Stendal. „Unser Holz ist kein Schrott“, so Selmikat. „Und das Sägewerk nimmt uns glücklicherweise noch Holz ab.“ Im Moment sei es so, dass die Stadt mit dem Holzverkauf noch Geld verdiene: pro Festmeter etwa zehn Euro Gewinn. Aber die Lage auf dem Holzmarkt sei „katastrophal“, so der Stadtwaldchef. „Die Preise sind dramatisch gesunken, und sie sinken weiter.“ Auch im nächsten Jahr sei keine Besserung in Sicht.

Wie Selmikat informierte, stehen ab Ende September drei Fachfirmen für die Aufarbeitung von bis zu 4000 Festmetern Holz bereit. Vorausgesetzt, das Geld fließt. Im Finanzausschuss und im Ordnungsausschuss gaben Wernigerodes Stadträte bereits grünes Licht. Einheitlicher Tenor: Die Arbeiten sind wichtig. Bindend ist das Votum des Stadtrats am 12. September.

Die kahlen Flächen sollen nach und nach wieder aufgeforstet werden, informierte Selmikat weiter. „Was wir nachpflanzen? Das kommt auf den Standort an.“ Dort , wo es trockener sei, könnten Lärche, Douglasie und Eiche gesetzt werden. Wo es feuchter ist – der Bergahorn. Dort, wo der Waldboden nass ist, würden Erlen gepflanzt. „Und wo Fichten von den Standortbedingungen hingehören, kommen wieder Fichten hin“, so Selmikat. „Es wird ein Mischwald entstehen – aber nicht von heute auf morgen.“