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200 Metaller demonstrieren in Ilsenburg für mehr Lohn "Warnschuss" an die Arbeitgeber

30.09.2010, 04:16

Mit einem Warnstreik haben gestern früh rund 200 Metallarbeiter der Ilsenburger Grobblech GmbH für mehr Lohn demonstriert. Damit wollen Betriebsrat und Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen.

Ilsenburg (rar). "Lieber mal zwei Stunden im Regen stehen, als dauerhaft bei Niedriglohn." Ullrich Förster, Betriebsratsvorsitzender der Ilsenburger Grobblech GmbH, gibt sich vor dem Werktor "seines" Unternehmens kämpferisch. In der Finsterniss sowie im schwachen Schein mehrerer Feuerkörbe, treffen die Kollegen der Nacht- auf jene der Frühschicht. Insgesamt mehr als 200 Metaller folgen am frühen Mittwochmorgen dem Aufruf ihrer Gewerkschaft zum Warnstreik.

Aktueller Anlass sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen, bei denen sich die Arbeitgeberseite bisher kompromisslos zeige, so die Gewerkschaft. Im Vorfeld hatte die IG Metall unter anderem eine sechsprozentige Einkommenserhöhung für die 8 000 ostdeutschen Beschäftigten in der Stahlindustrie gefordert. Zudem geht es der Gewerkschaft um tarifliche Regelungen für Leiharbeiter (sie arbeiten zum Teil für die Hälfte des üblichen Lohns; im Falle von Grobblech ist allerdings gleicher Lohn für gleiche Arbeit längst durchgesetzt) sowie eine stärkere Entlastung älterer Arbeitnehmer (Harzer Volksstimme berichtete).

Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Halberstadt, Rüdiger Schnell, dazu: "Sollten sich die Arbeitgeber jetzt weiterhin nicht bewegen, werden wir mehr Druck machen. Dann müssen wir eben noch eine Schippe zulegen."

"Trotz Krise 26 Millionen Euro in Ilsenburg verdient"

Auch wenn sich der Gewinn bei Grobblech krisenbedingt während der letzten 18 Monate minimiert habe, so Ullrich Förster, habe das Unternehmen immer noch "26 Millionen Euro in genau dieser Zeit in Ilsenburg verdient". Der Landesvorsitzende des DGB, Udo Gebhardt, versicherte den IG Metallern die Solidarität seiner Mitglieder.

In Sachsen-Anhalt würden die niedrigsten Löhne bundesweit gezahlt. Die Zahl der Mini-Jobber habe sich mit 207 000 seit 1996 verdoppelt. Täglich steige auch die Zahl der befristet Beschäftigten, gegenwärtig seien es in Sachsen-Anhalt 65 000. Firmen, die ihre Leiharbeiter mit weniger als vier Euro pro Stunde abspeisten, seien unakzeptabel. 25 000 gab es vor der Krise. "Sie waren die ersten, die gehen mussten. Jetzt werden etliche wieder eingestellt, während ganze Stammbelegschaften in Kurzarbeit blieben. Von denen, die heute in Sachsen-Anhalt arbeitslos werden, landeten 60 Prozent sofort in Hartz IV", zählten die Gewerkschafter vor.