Warum der Harzort Elend für einen Berliner zur zweiten Heimat wurde
Torsten Biener ist so etwas wie Harzer ehrenhalber. Der Berliner ist in Hasselfelde geboren und pflegt enge Bande zum Waldbad Elend und den Mitgliedern des Fördervereins. Als Teil des Folk-Duos „Axel’s Law“ spielt er regelmäßig vor Ort.

Elend - Für Torsten Biener ist der Harz eine zweite Heimat. „Als Kind bin ich immer hier im Urlaub gewesen. Meine Großeltern wohnen in Benneckenstein“, sagt der Berliner. Als Musiker und Teil des Folk-Duos Axel’s Law hat er sich einen Namen in der Region gemacht, als Gründungsmitglied des Fördervereins für das Waldbad Elend unterstützt er dessen Fortbestand. Und mit Peter Hunger, dem Wirt der dortigen Schenke, verbindet ihn eine enge Freundschaft.
Streng genommen ist Torsten Biener sogar ein Eingeborener. „Richtig ist, dass ich ein gebürtiger Harzer bin, obwohl ich hier nie ernsthaft gewohnt habe“, so der 56-Jährige. Durch Zufall kam er in Hasselfelde zur Welt, als dort seine hochschwangere Mutter zu Besuch war. Der Zufall verschlug ihn auch nach Elend ins Waldbad. „Als nach der Wende alle ins Ausland gefahren sind, haben wir den Harz neu entdeckt“, sagt Biener, der bei der Berufsfeuerwehr Berlin arbeitet.
In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Musiker, tritt gemeinsam mit dem Geiger Axel Muschen und in wechselnder Begleitung als Axel’s Law auf. Während Biener sich musikalisch dem „Fiddle Folk“ verschrieben hat, ist Muschen als Berufsmusiker auf vielen weiteren Hochzeiten unterwegs, etwa klassisch mit den Berliner Symphonikern und in verschiedenen Jazz-, Folk- und Tango-Formationen.
Treffen unter Musikern
Die Musik beschäftigt Torsten Biener auch im Urlaub. „Als wir mal wieder im Harz waren, dachte ich, es wäre schön, hier zu spielen“, berichtet er. Die Gelegenheit bot sich in der Waldbadschenke , wo er auf Peter Hunger traf. Der 62-Jährige bewirtschaftet das Lokal und ist selbst Musiker. Seit dem siebten Lebensjahr spielt er Saxofon. Von dem sporadischen Gast aus Berlin war er erst wenig beeindruckt, schon gar nicht, als der ankündigte, auftreten zu wollen. „Das kommt sehr häufig vor“, so Hunger – und nicht jeder Hobbymusiker sei ein Virtuose.
Als Torsten Biener mit Geiger Axel Muschen hereinkam, sah er seinen Feierabend in Gefahr. „Ich habe gedacht: Das hat mir gerade noch gefehlt“, erinnert sich Hunger. Doch als die Berliner loslegten, war die Skepsis verflogen. „Nach vier Takten habe ich gemerkt, wo der Hase läuft.“ Den Musiker Torsten Biener lobt Peter Hunger in den höchsten Tönen. „Er ist ein begnadeter Gitarrist und ein toller Sänger.“ Egal, was er auf der Bühne anfange, die Leute seien begeistert.
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: „Ich habe sofort gemerkt, dass der Mann aus dem professionellen Bereich ist. Er hat’s einfach drauf“, sagt Torsten Biener über Peter Hunger. Das zeigte sich beim gemeinsamen Improvisieren. „Dadurch, dass er das Metier von A bis Z beherrscht, kann Peter sich überall einklinken.“ Auch Hungers Frau Anette sei als Sängerin top. „Die beiden sind richtige Rampensäue“, sagt Biener.
Musikalische Wellenlänge
Der Berliner und der Elender liegen nicht nur musikalisch auf einer Wellenlänge: Inzwischen verbinde sie eine enge Freundschaft. „Es kommt nicht oft vor, dass man im fortgeschrittenen Alter noch so gute Freunde findet“, sagt Biener. Als „Haus- und Hofmusiker“, wie Hunger Torsten Biener nennt, spielte der Berliner bei der Irischen Nacht im Waldbad, dann bei Geburtstagen, im Irish Pub in Wernigerode, bei Kellerkonzerten und der Schierker Walpurgis.
Auf seinen Vorschlag gehe die Walpurgis im Waldbad zurück. „Das sollte keine Konkurrenz zu anderen Festen sein, sondern eine Alternative mit handgemachter Musik“, so Biener. Zu den ersten Partys vor zehn Jahren kam nur eine Handvoll Besucher, doch inzwischen hat sich die Veranstaltung etabliert – auch weil immer wieder überregionale oder gar internationale Musiker auftraten. „Das wurde von Jahr zu Jahr größer. Es hat sich zu einem echten Event entwickelt“, sagt Biener.
In der Harzer Musikszene ist er angekommen. „Der Kreis wurde immer größer“, sagt der Berliner. Mindestens viermal pro Jahr seien Axel’s Law in der Region zu hören. „Wir haben im Harz ordentlich zu tun“, so der 56-Jährige. Privat sei er noch deutlich häufiger in Elend, auf Zwischenstopps bei Touren in Richtung Westen oder wenn im Waldbad etwas anliegt.
Zur Vereinsgründung angereist
Denn Torsten Biener und seine Frau Wencke Zeigert sind Gründungsmitglieder im Förderverein für das Waldbad. Durch die Kontakte nach Elend erfuhren sie seinerzeit, dass das Waldbad auf der Kippe stand. „Da haben wir natürlich gesagt: Das darf nicht sein.“
Zur Gründung des Waldbadvereins reiste das Paar eigens aus Berlin an und staunte, wie viele sich versammelt hatten. „Ich dachte: Mensch, wo gibt’s das noch? So eine schöne Dorfgemeinschaft. Das war toll“, sagt Torsten Biener.
Die Berliner wurden als Auswärtige anfangs bestaunt. Doch mittlerweile gebe es Vereinsmitglieder, die sogar noch weiter entfernt wohnen. Die Mitgliedschaft verpflichte, sagte er. „Wir können zwar nicht zu jedem Subbotnik erscheinen, aber wenn wir da sind, helfen wir.“ Als Großstädter sei ihm deutlich bewusst, welche Idylle das Waldbad biete. „Das ist eine Augenweide, ein Kleinod. Es ist einfach wunderschön.“