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Verkehrssicherheit Warum der Oberharz ein Biker-Paradies mit Tücken bleibt

Tricks und Tipps für sichere Motorrad-Ausfahrten, aber auch Kontrollen – darum ging es beim Verkehrssicherheitstag im Oberharz. Die Polizei zieht eine positive Bilanz.

Von Holger Manigk 20.06.2021, 19:38
Beim Verkehrssicherheitstag geht es vor allem um den Dialog mit den Motorradfahrern: Rechtsanwalt Michael Stehling von der Verkehrswacht Harzkreis spricht am  Infostand auf dem Harzdrenalin-Parkplatz mit  Manfred Kopp aus der Nähe von Hamburg.
Beim Verkehrssicherheitstag geht es vor allem um den Dialog mit den Motorradfahrern: Rechtsanwalt Michael Stehling von der Verkehrswacht Harzkreis spricht am Infostand auf dem Harzdrenalin-Parkplatz mit Manfred Kopp aus der Nähe von Hamburg. Foto: Holger Manigk

Rübeland - Enge Kurven zum Reinlegen, gut ausgebaute Straßen und atemberaubendes Panorama – das zieht viele Motorrad-Liebhaber in den Harz. So auch Manfred Kopp aus Hamburg, der sich am Sonnabend, 19. Juni, auf den weiten Weg gemacht hat. Einen Zwischenstopp legte er an der Rappbodetalsperre ein – am Harzdrenalin-Parkplatz hatten sich Beamte des Polizeireviers Harz mit Kollegen aus Niedersachsen und Thüringen, der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) mit einem Überschlagssimulator sowie die Verkehrswacht Harzkreis zum bundesweiten Verkehrssicherheitstag postiert.

„Wir wollen Präventionsarbeit leisten und mit den Motorradfahrern ins Gespräch kommen – in diesem Jahr liegt unser Augenmerk auf dem Motto ,sichtbar sein, sicher sein’“, erläutert Sebastian Fabich. Der Polizeikommissar, der den Aktionstag für das Harzrevier leitet, berichtet aus seiner Erfahrung: „Die Verkehrsdichte in der Region steigt, damit auch die Unfallzahlen.“

Häufung von Unfällen an B 81 und B 242

Ein einzelner Schwerpunkt für Unfälle mit getöteten oder schwerverletzten Bikern lasse sich dabei im Landkreis nicht erkennen, vielmehr gebe es eine „Häufungslinie“ entlang der Bundesstraße 81 von Blankenburg über Hasselfelde bis zum thüringischen Netzkater. Auch auf der B 242 und Landes- sowie Kreisstraßen im Oberharz knalle es überdurchschnittlich oft.

Aus der Statistik ließen sich mehrere Tendenzen ablesen: „In den Monaten mit vielen Touristen auf den Straßen registrieren wir die meisten Motorrad-Unfälle“, erläutert Fabich. So gab es im August 2020 38 Kollisionen, an denen Biker beteiligt waren, während des ersten Corona-Lockdowns im April dagegen nur zehn. Ebenso deutete die Häufung von Unfällen an Wochenenden sowie im Tagesverlauf zwischen 11 und 17 Uhr in Richtung Ausflugsverkehr.

Während es am Sonnabend an der Rappbodetalsperre Tipps für den besseren Umgang mit dem Zweirad gab, wurden zeitgleich mehrere Kontrollstellen aufgebaut – etwa am Waldseebad Hasselfelde bei Rotacker oder an der B 81 zwischen Cattenstedt und Almsfeld am Abzweig nach Wienrode. Der Fokus lag auf Geschwindigkeitsverstößen, der Überwachung von Technik und Bauartveränderungen sowie der Einhaltung von Lärmemissionen, heißt es von der Polizei.

15 Verstöße bei 80 kontrollierten Maschinen

„Insgesamt wurden in zwei Kontrollstellen 80 Motorräder kontrolliert, wobei 15 Verstöße festgestellt und geahndet wurden“, teilt Sprecherin Nadine Sünnemann mit. Vier Mal sei die Betriebserlaubnis erloschen. Ein Fahrer wurde mit Reifen ohne Profil erwischt, zwei hatten eine manipulierte Abgasanlage. Ein Biker hatte seine Maschine so stark verändert, dass die Beamten sie sicherstellen muss. Nun solle in einem Gutachten geprüft werden, inwieweit das Motorrad noch über eine Straßenzulassung verfügt.

Zudem überprüften die Polizisten an sieben Messstellen die Geschwindigkeit von insgesamt 1321 Fahrzeugen. Dabei hätten sie 19 Verstöße festgestellt. Spitzenreiter war ein Autofahrer, der mit 18 Kilometern pro Stunde zu viel durch einen 50-Bereich brauste. „Geschwindigkeitsverstöße konnten nur von zwei Motorradfahrern registriert werden“, ergänzt Sünnemann.

So zieht die Kriminalrätin ein positives Fazit des Aktionstages zur 2009 gestarteten Kooperation „Sicher durch den Harz“: Die Region sei ein beliebtes Ausflugsziel für Motorradfahrer. Viele von ihnen ließen sich von Polizei, Verkehrswacht und ADAC beraten, nahmen Infomaterial und Warnwesten mit. An den Kontrollstellen bemerkten die Beamten, dass das Gros der Biker sich grundsätzlich an Verkehrsregeln halte. Dennoch sollte niemand das Risiko ausblenden: „Kommt es zu einem Unfall mit einem Krad, sind die Fahrer die Schwächeren im Straßenverkehr“, erläutert Nadine Sünnemann.

Sebastian Fabich leitet für die Polizei die Aktion "Sicher durch den Harz".
Sebastian Fabich leitet für die Polizei die Aktion "Sicher durch den Harz".
Foto: Holger Manigk