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Weihnachtsmarkt Zwischen Glühwein und Corona

Wernigerodes Stadträte haben es in der Hand, ob 2020 ein Weihnachtsmarkt stattfindet oder nicht. Durch Corona wird alles anders und teurer.

Von Ivonne Sielaff 17.10.2020, 01:01

Wernigerode l Das wird eine teure Bescherung. Wernigerodes Weihnachtsmarkt sorgt in 2020 für ein dickes Minus. 100.000 Euro mehr soll der Budenzauber zwischen Markt und Stadtecke kosten. Schuld sind die Corona-Pandemie und die entsprechenden Auflagen, an sich die Veranstalter halten müssen.

Den Hut auf hat in diesem Jahr erstmals die Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) als Tochterunternehmen der Stadt. „Diese Aufgabe trifft uns in einer Phase größter Verunsicherung“, so WTG-Chef Andreas Meling, der zusammen mit seinem Stellvertreter Roman Müller über die wichtigsten Neuigkeiten informierte. „Wir hoffen, dass der Weihnachtsmarkt stattfinden kann. Aber wir sind an die Pandemieverordnung gebunden.“

Aktuell gilt die 8. Fassung. Danach sind Weihnachtsmärkte in Sachsen-Anhalt unter strengsten Sicherheits- und Hygienebestimmungen möglich. „Unser Hygienekonzept stimmen wir derzeit mit dem Landkreis ab“, so Meling. Das Schlagwort der Stunde sei „Entzerrung“. Soll heißen: „Den hübschen, kleinen Weihnachtsmarkt, wie wir ihn kennen, wird es 2020 nicht geben“, stellte der WTG-Chef klar.

Ansammlungen von mehr als zehn Personen sind untersagt. Deshalb wird es laut Meling keine Livemusik und kein Bühnenprogramm geben. Die traditionelle Eröffnung mit dem Glühweinausschank von OB Peter Gaffert (parteilos) falle ebenfalls ins Wasser. Aber wie in jedem Jahr sei die Innenstadt festlich beleuchtet, und ein Weihnachtsbaum schmücke das Rathaus.

Positiver Nebeneffekt: Durch die aufgezwungene Entzerrung können deutlich mehr Verkaufsstände aufgestellt werden als gewöhnlich. „Wir sind jetzt bei 60 Buden“, so Roman Müller. Diese sollen mit großen Abständen fast in der gesamten Altstadt verteilt werden. „Oberpfarrkirchhof, Klint, Blumenuhr, Markt, Breite Straße, Nico, Kohlmarkt, Krellsche Schmiede und Rimker Tor“, zählte Müller auf. Der Nico und der Marktplatz, wo normalerweise das weihnachtliche Treiben pulsiert, sollen ausgedünnt werden. „Ich kann Sie aber beruhigen: Glühwein wird es geben.“

Bis April seien die Bewerbungen der Händler bei der WTG eingegangen. „Wir haben dann von einer Verordnung zur nächsten geschaut“, so Müller. „Deswegen sind wir etwas spät dran. Aber wir denken, dass es funktioniert.“ Die Händler seien alle angeschrieben. „Die Verträge sind raus. Wir erwarten die Rückmeldungen bis Ende Oktober.“ Einige Standbetreiber hätten sich bereits sehr erleichtert gezeigt. „Für sie war es ein fürchterliches Jahr.“ Was die Corona-Regeln betreffe, seien die Händler aber auch selbst in der Pflicht. „Einige sind da schon tätig geworden.

Vor den Buden werden Abstandsmarkierung aufgeklebt, um zu enge Schlangenbildung zu verhindern. Mund-Nasen-Schutz werde dringend empfohlen. „Außerdem wollen wir ganz viel informieren“, so Müller weiter. Die Corona-Regeln würden an Infopunkten und an Hygienestationen mit Desinfektionsmittel aushängen. Dazu kommen zusätzliche Toiletten, die halbstündig gereinigt werden müssten. Und privates Sicherheitspersonal, das im Auftrag der WTG die Regeln überwacht.

Und das kostet eben alles in allem 100.000 Euro zusätzlich. Von den kalkulierten 190.000 Euro Gesamtkosten könnten nur 90 000 Euro über Standgebühren refinanziert werden. WTG-Chef Meling hofft deshalb auf einen Schulterschluss mit der Stadt und dem Stadtrat. Denn Wernigerodes Lokalpolitiker sollen nun grünes Licht für einen Zuschuss von 100.000 Euro aus der Stadtkasse geben. „Sie sollen die Möglichkeit haben, zu sagen: ‚Wir wollen es. Das ist es uns wert‘.“

Das heißt aber andersrum auch: Stimmen die Stadträte dagegen, ist der Weihnachtsmarkt gecancelt. In der Stadtratssitzung am 5. November soll die Entscheidung fallen. Laut Meling würden es die Nachbarstädte Quedlinburg und Goslar ähnlich handhaben. „Fakt ist, sollte eine Stadt wegfallen, führt das zu einer Überforderungen der anderen Städte“, gab Meling vorab zu bedenken.

Wernigerode, Goslar und Quedlinburg gehören in der Weihnachtszeit zu den meistbesuchten Städten des Harzes. Hotels und Pensionen sind über Weihnachten und den Jahreswechsel regelmäßig ausgebucht. Dazu kommen Abertausende Tagesgäste, die mit Bus, Auto oder Bahn anreisen, um in den Harzstädtchen in weihnachtliche Atmosphäre einzutauchen.

So ist auch für dieses Jahr damit zu rechnen, dass Wernigerode voll ist. Momentan wisse aber niemand, wie sich das Infektionsgeschehen entwickle, so der WTG-Chef. Geplant sei, den Markt vom 27. November bis zum 22. Dezember zu öffnen. „Aber das ist nur Stand heute“, betonte Meling. „In welcher Größe, und was geht und was nicht, entscheidet sich in den nächsten Wochen.“ Fest stehe: „Dieser Weihnachtsmarkt wird uns an die Grenzen dessen führen, was leistbar ist.“