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Freiwilligenzahl in Wernigerode auf Rekordtief / Zuwachs dagegen in Benzingerode Weniger Blutspender: Jeder Tropfen zählt

Von Michael Pieper 23.02.2012, 04:24

600 Blutspenden pro Tag sind in Sachsen-Anhalt nötig, um den Bedarf zu decken. Die Zahl der Freiwilligen in Wernigerode ist dennoch leicht rückläufig. Ewald Schaberich vom DRK-Blutspendedienst erklärt, warum sich der kleine Piks lohnt.

Wernigerode l Ein kleiner Piks in den Arm - das tut nicht weh. Oder etwa doch? Offensichtlich steigt in Wernigerode die Scheu vor der Spritze von Jahr zu Jahr. Waren 2007 noch 2022 Frauen und Männer bereit, sich 500 Milliliter Blut abnehmen zu lassen, fiel die Zahl 2011 erstmals unter die 2000er-Marke. Und das, obwohl fünf Termine mehr angeboten wurden. "Wir müssen immer mehr Aufwand betreiben, um die Zahlen halbwegs konstant zu halten", weiß Ewald Schaberich. Der Referent des DRK-Blutspendedienstes sieht in den schlechten Zahlen vor allem die Auswirkungen des demografischen Wandels. Und die machen auch nicht vor der Entwicklung der Erstspenderstatistik halt. Trauten sich 2008 noch 390Freiwillige zum ersten Mal, waren es im vergangenen Jahr nur noch 165 neue Gesichter. Hinzu kommt, dass laut Statistik nur jeder zweite Erstspender zum Wiederholungstäter wird.

Mit gutem Beispiel voran gehen die Benzingeröder. Mehr als doppelt so viele Freiwillige im Vergleich zu 2007 meldeten sich im Vorjahr zur Blutspende in der Mehrzweckhalle. "Das liegt unter anderem an der tollen Arbeit von Petra Bieder und dem Team der Interessengemeinschaft Blutspende", lobt Schaberich das Engagement. Im benachbarten Silstedt schwankten die Zahlen je nach Terminlage, pegelten sich aber um die 300 ein. Im Wernige-röder Ortsteil sind es bei "nur" sechs Erstspendern vor allem die Stammkunden, die für die guten Zahlen verantwortlich zeichnen. "In beiden Orten fühlen sich die Spender gut betreut - und kommen deshalb gern wieder", vermutet der Gebietsreferent. Alle Orte verbinde eine Gemeinschaft: "Wir jammern auf hohem Niveau über sinkende Zahlen." Während bundesweit rund drei Prozent der Bevölkerung regelmäßig zur Blutspende gehen, seien es in Sachsen-Anhalt mit rund sechs Prozent immerhin doppelt so viele. Doch Entwarnung kann der Experte deshalb nicht geben. "Das Deutsche Rote Kreuz versorgt in Sachsen-Anhalt 70 Krankenhäuser. Benötigt werden tagtäglich 600 Spenden." Und zwar auch wochenends und an Feiertagen.

Plasma ist zwei Jahre haltbar, Blutkörperchen nur wenige Tage

Doch wie läuft so eine Blutspende eigentlich ab? "Zunächst füllen die Spender einen Fragebogen zu ihrer Person aus. Dann werden Temperatur, Anzahl der roten Blutkörperchen, Blutdruck und Puls gemessen, um sicher zu gehen, dass die Freiwilligen fit für die Spende sind", erläutert DRK-Arzthelferin Jana Wiesner das Prozedere. Geben die Experten grünes Licht, geht es im Anschluss zum Spenden auf eine Liege. Dabei werden dem "Patienten" etwa 500 Milliliter Blut entnommen.

"Das wird natürlich nicht sofort verwendet. Zuerst untersucht unser Labor in Dessau das Blut auf Krankheitserreger. Danach wird es in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und für die Weitergabe vorbereitet", so DRK-Mitarbeiter Andreas Fricke. "Das gewonnene Plasma kann bis zu zwei Jahre eingefroren werden, die weißen und roten Blutkörperchen sind nur ein paar Tage haltbar." Auch deshalb ist das Rote Kreuz auf viele Blutspender angewiesen.