Miniaturenpark Wernigerodes „Kleiner Harz“ um eine Attraktion reicher
Er soll vor allem für die jüngsten Gäste des Wernigeröder Bürger- und Miniaturenparks ein Hingucker sein: In mühevoller Kleinarbeit ist ein Winz-Lokschuppen entstanden.

Wernigerode - Mit einem Knarzen setzt sich die Lokomotive in Bewegung. Langsam bahnt sie sich ihren Weg durch die Landschaft – vorbei an Felsen, Wiesen und Wäldern. Es zischt und rattert, während der schwarze Koloss sich die Gleise entlang schiebt.
Mit geschlossenen Augen, könnte man fast meinen, dass sich gerade tatsächlich 150 Tonnen in Bewegung gesetzt haben. Dabei sind es nur 2,5 Kilogramm. Denn die Geräuschkulisse der Modellbahn im Miniaturenpark „Kleiner Harz“ klingt überraschend echt.
Auf einer Fläche von 1,5 Hektar können sich Besucher im Bürger- und Miniaturenpark in Wernigerode im Handumdrehen wie Riesen fühlen. Denn dort stehen 60 Harzer Sehenswürdigkeiten. In einem Maßstab von 1:25 sind der Brocken, das Schloss Wernigerode oder das Kloster Drübeck auf einmal zum Greifen nahe.
Lokschuppen ist einziges fiktives Gebäude im Mini-Harz
Und jetzt können sich die Parkbesucher über eine weitere Attraktion freuen. Denn der neueste Zuwachs im Reich der Winzlinge ist ein automatisierter Lokschuppen, in den die Elektroloks reinfahren und auf Vordermann gebracht werden können. Natürlich nur mit einer Portion Fantasie, denn die kleinen aufgestellten Bahnmitarbeiter sind nicht aus Fleisch und Blut, sondern nur aus Kunststoff.
Im Unterschied zu den anderen nachgebauten Sehenswürdigkeiten handelt es sich bei der Lokwerkstatt um ein fiktives Gebäude. Inspiration für den Lokschuppen wurde im Internet gesucht, verrät Chefgärtnerin Sandra Pech. „Im Anschluss haben wir dann einen detaillierten Bauplan erstellt“, erklärt sie weiter. Dabei musste jedoch auf einiges geachtet werden, hebt Park-Sprecherin Kati Müller hervor.
Denn der Lokschuppen besitzt eine Besonderheit: automatisch öffnende Türen. Was für den Außenstehenden wie ein einfacher Mechanismus wirkt, ist mit einigem Aufwand und guter Koordination verbunden. „Das Zusammenspiel der sich nähernden Dampflok und der sich öffnenden Tore war eine technische Herausforderung“, bestätigt Kati Müller.
Mehr als 100 Modellbauer an Ausstellung beteiligt
Doch diese Schwierigkeit scheint das Team des Bürger- und Miniaturenparks Wernigerode gemeistert zu haben. Denn das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ohne Probleme öffnet die Werkstatt ihre Tore und gewährt den schwarzen Loks Eintritt.
Der Bau des Lokschuppens sei eine Ausnahme gewesen, erklärt Kati Müller. „Wir bauen eigentlich keine großen Gebäude mehr, sondern halten lediglich die bestehenden instand“, so die Park-Sprecherin.
Bis 2018 sind die Modellhäuser des Miniaturenparks in Zusammenarbeit mit der Oskar-Kämmer-Schule in Wernigerode entstanden. Über 100 Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren die verschiedenen Modelle des „Kleinen Harz“ mit viel Geduld anhand von Fotos und Zeichnungen hergestellt.
Das Resultat: originalgetreue Unikate, die bei den Besuchern für Freude und großes Staunen sorgen. Seitdem die Kooperation vor drei Jahren ausgelaufen ist, konzentriert sich der Miniaturenpark nur noch auf die Generalüberholung der Sehenswürdigkeiten. Von Oktober bis April kommen die Gebäude dann also in ihr Winterquartier, einer kleinen Werkstatt auf dem Gelände des Bürgerparks, wo die Gebäude von den Mitarbeitern geputzt, gestrichen und repariert werden.
Zwei Monate Handarbeit am Modell-Lokschuppen
Doch wie kam es dann zum Bau des Lokschuppens„Wir wollten den Miniaturenpark für Kinder noch interessanter machen“, erzählt Kati Müller. Denn die jungen Besucher seien fasziniert davon, wenn sich etwas bewege, leuchte oder Geräusche mache, so die Park-Sprecherin.
Daher haben in den vergangenen Monaten Mitarbeiter Axel Alm und sein Kollege Gerd Neumann sich neben den Reparaturarbeiten zusätzlich um den Bau des interaktiven Lokschuppens gekümmert. „Rechnet man die Arbeitszeit an einem Stück zusammen, haben wir über zwei Monate an dem Lokschuppen gearbeitet “, erzählt Axel Alm stolz.
In feiner Handarbeit haben die Beiden mit einem Cutter-Messer Ziegelsteine in die Wände geritzt und dem Gebäude seine Form gegeben. Denn auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermutet, bestehen die Wände und das Dach der Lokwerkstatt aus einer einzigen weißen Platte, verrät Kati Müller.
Kollegin Andrea Schrader hat das Konstrukt dann mit ihren Farbpinseln zum Leben erweckt und für den letzten Schliff gesorgt. Ganze sieben Tage habe sie gebraucht, um die verschiedensten Strukturen und Oberflächen so authentisch wie möglich wirken zu lassen, berichtet Andrea Schrader über die Entstehung des Schuppens.
Ein mühevolles Unterfangen, das offensichtlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Auf die Frage, warum die drei Kollegen sich so viel Arbeit aufbürden, obwohl sie eigentlich schon ihre Rente genießen könnten, antwortet Axel Alm lachend: „Weil es einfach großen Spaß macht!“