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Winterdienst Wernigerode befreit sich aus Schnee

Wernigerode kämpft sich aus Schneemassen frei. Am Wochenende waren Bauhof, Firmen und Freiwillige im Einsatz.

Von Holger Manigk 15.02.2021, 00:01

Wernigerode l Im Zehn-Minuten-Takt pendelt der Lkw zwischen Kantstraße und einer der Abladehalden für Schnee in Wernigerode. „Eine Ladung sind rund zwölf Kubikmeter“, rechnet Johannes Frankenfeld von Umwelttechnik & Wasserbau (U&W) vor. Seine Mitarbeiter schieben am Sonnabend (13. Februar)Sonderschichten mit schwerer Technik wie Bagger und Radlader – um möglichst schnell möglichst viele Straßen in der bunten Stadt am Harz wieder befahrbar zu machen.

„Am Montag haben wir – wie viele andere Baufirmen – mit der Stadt abgesprochen, wo wir helfen können. Seit Dienstag sind wir im Räumeinsatz: Zunächst haben wir die Großparkplätze am Katzenteich und Ochsenteich sowie in der Feldstraße freigeschoben“, erläutert Frankenfeld. Am Wochenende folgten nun Röntgen- und Kantstraße sowie der Eisenberg. „Danach geht es Unterm Ratskopf und am Sonnenbrink weiter sowie in Plemnitzstraße, Georgistraße und Bodestraße“, sagt der 31-Jährige, der sich „an so viel Neuschnee in so kurzer Zeit“ nicht erinnern kann.

Dieser habe die Spezialisten für Wasserbaustellen aus dem Winterschlaf gerissen: „Unsere Fahrzeuge standen auf dem Hof, die mussten wir erstmal enteisen und flott machen“, so Frankenfeld. Absprachen mit der Stadtverwaltung über die nächsten Angriffspunkte für die sieben U&W-Fahrzeuge sowie für die Räumung nötige kurzfristige Straßensperrungen liefen „unkompliziert und reibungslos – da ziehen alle an einem Strang“, lobt der Bauunternehmer.

Unterdessen schaufeln fast 30 Mitglieder des Wernigeröder Sportvereins Rot-Weiß Wege rund um Markstraße, Rathaus, Schiefes Haus und Klint frei. „Ich habe am Freitagabend gefragt, wer Zeit und Lust hat – und nun ist in unserer Schneeschiebe-Truppe alles von Floorballern bis Boxern vertreten“, erläutert Vereinsmanager Mario Vordank.

Für dieses spontane Hilfsangebot ist Stadtbetriebsamtsleiter Tobias Kascha ebenso dankbar wie für das Engagement der Baufirmen: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sie uns auch am Sonnabend unterstützen – ob CKS, Stratie, U&W, Beier Schachtsanierung, Michael Joseph, Mario Polke, Hochbau Tschepella, Scheffer Rohrleitungsbau, die Agrargenossenschaft Vorharz Silstedt-Benzingerode oder Firma Sobert und viele Helfer in den Ortsteilen: Gemeinsam bekommen wir die Lage langsam in den Griff.“

Dazu sei der städtische Winterdienst das ganze Wochenende über im Einsatz gewesen: Enge Innenstadt-Gässchen wie Büchtingen- und Kochstraße seien nun geräumt, dazu Minslebener und Max-Otto-Straße und die Karl-Marx-Straße in der Burgbreite. „Besonders anspruchsvoll war die Arbeit in der Louis-Braille-Straße und am Großen Bleek – dabei ging es uns vor allem darum, Gefahr für Begegnungsverkehr an den steilsten Stellen zu entschärfen und Bussen eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen“, erläutert Kascha.

Als nächstes stünden auf der Prioritätenliste der Stadtverwaltung Sandbrink, Mönchstieg, Lüttgenfeldstraße und Pfälzer Gasse in Unterhasserode sowie Teile der Burgstraße und der Horstberg. „Ein weiteres Nadelöhr ist die Lindenallee – dort müssen wir die Straße wieder auf zwei Spuren verbreitern“, ergänzt der Chef-Winterdienstler und bittet Besitzer der am Straßenrand geparkten Autos, sie zu vom Schnee zu befreien und Richtung Anger-Parkplatz oder Katzenteich umzusetzen.

Der Kampf gegen die Schneemassen werde sicher noch die ganze Woche andauern. „Das ist eine unheimlich anstrengende Zeit für unsere Mitarbeiter, die aber weiter hochmotiviert voll durchziehen – Hut ab dafür“, sagt Tobias Kascha. Wie viel der städtische Bauhof und die externen Partner leisten, lasse sich an den zwei wachsenden Schneehalden im Gewerbegebiet Smatvelde ablesen.

Bange Blicke richten sich indes vor allem auf den Wetterbericht: Nach dem Dauerfrost der vergangenen Tage soll ab heute die Warmfront eines Tiefs über dem Ostatlantik für einen Wetterwechsel sorgen, so die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Es wird deutlich milder.“

Auf die drohende Hochwasser-Gefahr durch das Tauwetter bereitet sich die Verwaltung des Landkreises Harz vor: In den nächsten Tagen sollen 150 000 Sandsäcke für Städte und Gemeinden bestellt werden, teilt Landrat Thomas Balcerowski (CDU) mit.