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Analyse Ein Dorfkonsum lohnt sich nicht

Die Stadtverwaltung Wolmirstedt wollte wissen, ob ein Dorfladen in den Ortsteilen Zukunft hat und eine Analyse in Auftrag gegeben.

Von Gudrun Billowie 06.09.2019, 01:01

Wolmirstedt l Im Glindenberger Dorfladen sind seit zweieinhalb Jahren die Rollläden geschlossen. Ulrich Müller hatte 27 Jahre lang die Glindenberger mit Lebensmitteln und allerlei Haushaltsdingen versorgt, mit frischen Brötchen und Zeitschriften, doch wirklich rentiert hat sich der Laden irgendwann nicht mehr. Ulrich Müller fand eine Anstellung und schloss das kleine Geschäft zu.

„Viele Glindenberger bedauern das“, weiß Ortsbürgermeisterin Gerhild Schmidt. Doch große Einkäufe hat kaum jemand im Dorfkonsum erledigt, er diente eher dazu, vergessene Dinge bereitzuhalten. Die Stadtverwaltung wollte es dennoch wissen, hat eine Analyse beauftragt, die ermittelt, ob der Wunsch nach einem Laden weiterverfolgt oder gänzlich begraben werden soll. Das Ergebnis ist eindeutig: Weder in Farsleben noch in Glindenberg kann so ein kleines Geschäft wirklich bestehen.

Von einem Dorfladen in Glindenberg wird abgeraten, in Farsleben wird eine Chance eingeräumt. Aber nur, wenn es gelingt, täglich viele Kunden zu locken, neben dem Kerngeschäft auch an ältere Menschen und Gewerbebetriebe geliefert wird. Als günstig wird angesehen, wenn ergänzende Sortimente wie ein Fleisch-Shop, eine Poststelle oder ein Versandhandel integriert sind und der Dorfladen besonders beliebt ist, weil die Betreiber ein hohes Engagement zeigen. Ganz besonders wichtig wäre, dass auch Bürger aus Mose, Zielitz, Schricke und Loitsche diesen Dorfladen nutzen. Die Studie hat gezählt, dass zu gewöhnlichen Ladenöffnungszeiten etwa 6500 Pkw im Farsleber Gebiet unterwegs sind.

Doch die Zahl sagt nichts aus. Viele durchqueren den Ort auf dem Weg zwischen Wolmirstedt und Zielitz. Ob auch nur ein Bruchteil davon in Farsleben anhält, um im Dorfladen einzukaufen, selbst, wenn er an der Durchfahrtsstraße liegt, darf bezweifelt werden. In der Studie ist zudem vermerkt, wie nah vorhandene Einkaufsmöglichkeiten sind: der Landhandel in Mose ist zwei Fahrminuten entfernt, der Lebensmittelmarkt in Zielitz drei Fahrminuten und die Lebensmittelmärkte im Wolmirstedter Lindenpark ebenfalls drei Fahrminuten.

Einem Dorfladen in Glindenberg werden noch weniger Chancen eingeräumt. Auch wenn die Nahversorger in Wolmirstedt und Magdeburg etwa sieben Fahrminuten entfernt liegen, geht die Studie davon aus, dass die Glindenberger kaum im eigenen Ort einkaufen würden. Da Glindenberg vor allem als Wohn- und Schlafkommune betrachtet wird, tagsüber kaum Bewegung im Dorf ist und viele Einwohner zu ihren Arbeitsstellen pendeln, wird davon ausgegangen, dass sie bereits den Heimweg nutzen, um sich in den umliegenden Supermärkten einzudecken. Das deckt sich mit den Erfahrungen, die Ulrich Müller gemacht hat.

Sollte der Bedarf in Glindenberg dennoch deutlich werden, wird ein Lieferservice für Anwohner empfohlen. Diese Möglichkeit erachtet auch die Verwaltung als einzig umsetzbare.

Die Studie bestätigt, was viele Bürger erleben und hat das Empfinden mit Zahlen untersetzt. Und die Erfahrungen ehemaliger Ladeninhaber wie Ulrich Müller bestätigt.