Was ist in der öffentlichen Verwaltung erlaubt? Bikini ist für Frauen tabu, Männer nicht mit kurzer Hose
Hohe Börde/Irxleben. Die Hitzewelle reißt nicht ab. Der Schweiß fließt auch in der Amtsstube der Gemeindeverwaltung Hohe Börde im Strömen. Linderung vor den ständigen Wärmeschüben könnte spärliche Bekleidung bringen. Doch ist das in der öffentlichen Verwaltung eigentlich erlaubt?
Offizielle Vorschriften einer Kleiderordnung für Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung kennen sowohl Bürgermeisterin Steffi Trittel wie auch Cornelia Kirchner vom zuständigen Hauptamt der Hohen Börde nicht.
"Ehrlich gesagt, genau kann ich diese Frage nicht beantworten. Probleme damit hat es bei uns im Amt auch noch nie gegeben. Bei uns läuft niemand im Badeanzug oder Bikini herum. Wir sind hier alle sittsam", sagt Cornelia Kirchner und kichert. "Amtsangemessen sollte die Bekleidung auch bei der gegenwärtigen Hitze sein. Ein ordentliches Aussehen ist auch in legerer, luftiger Kleidung möglich. Eine Dekolleté bis zum Bauchnabel ist wohl eher unangemessen. Aber strenge Kleiderordnung wie etwa bei den Banken gibt‘s bei uns nicht", erklärt die Amtsfrau.
Bürgermeisterin Steffi Trittel empfiehlt neutrale Bekleidung. "Unsere Mitarbeiter sollten nicht wie in einer Nachtbar herumlaufen. Durchsetzen kann ich da gar nichts, nur Vorbild sein. Als öffentliche Verwaltung gehen wir mit gutem Beispiel voran, auch bei der täglichen Bekleidung. Dazu gehört auch: Alles, was nicht so schön am Körper ist, wird verhüllt und verziert", sagte Steffi Trittel mit einem Augenzwinkern.
Die Herren im Amt tragen keine kurzen Hosen. Das ist ungeschriebenes Gesetz. Steffi Trittel erinnert sich: "Mitte der 90er erklärte ein Berater aus den alten Bundesländern einem unserer Mitarbeiter in Nordgermersleben, der in kurzen Hosen zum Dienst erschienen war: ¿So geht das nicht!‘."
Auch im damaligen Irxleber Verwaltungsamt musste sich Dirk Schumacher Kritik an seinen Shorts vom früheren Hauptamtsleiter Thomas Belte anhören. Seither halten sich die Amtsherren an das Lange-Hosen-Gebot. Büroleiter Roland Bartels will auch gar keine kurzen Hosen im Amt tragen, auch Bauamtsleiter Burkhard Judenberg trägt auf Arbeit lang, aber zu Hause lieber kurz.
Etwas mehr Spielraum haben allerdings die Frauen. Sie dürfen nicht nur Röcke, sondern im Gegensatz zu den Herren auch kurze Hosen im Amt tragen. Die Bürgermeisterin überlässt den Damen selbst, wie sie zum Dienst erscheinen. "Die eine Frau kann mehr, die andere weniger zeigen. Warum soll ein hübscher Körper bis zum Geht-Nicht-Mehr verhüllt werden. Nicht jede Dame hat ja so einen vertrockneten Hals wie ich", sagt Steffi Trittel und lacht von Herzen. Ihrer Erfahrung nach werden allerdings die Amtsstuben der Damen mit reizvoller Bekleidung stärker frequentiert. Da sei es schon vorgekommen, dass ein Bürgermeister mehrmals am Tag mit "dringend zu lösenden Problemen" vor dem Tisch der hübschen Mitarbeiterin stand.