1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Meseberg ist noch immer sangesfreudig

Chor Meseberg ist noch immer sangesfreudig

Der Meseberger Chor „Freundschaft“ wird 70. Der Verein ist ist nicht mehr aus der Kulturlandschaft der Niederen Börde wegzudenken.

Von Julia Schneider 26.07.2017, 01:01

Meseberg l Meseberg ist seit jeher ein sangesfreudiges Dorf. Das untermauert ein Blick in die Geschichte des Ortes, der heute zur Gemeinde Niedere Börde gehört. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Meseberg zwei Männerchöre, einen bürgerlichen Gesangverein und einen Arbeitergesangverein. Um 1890, so heißt es in einer Chronik, hätten sich junge Arbeiter zusammengetan und den Arbeitergesangverein gegründet. Im Jahr 1912 sei ein zweiter Chor entstanden, in dem „junge Bauernjungen“ nach harter Tagesarbeit einmal wöchentlich im Dorfkrug zusammen kamen und übten.

Als Ende der 1930er Jahre jedoch der Zweite Weltkrieg ausbrach, verstummte der Chorgesang in Meseberg. Erst nach Kriegsende entdeckten die Einwohner ihre Liebe zur Musik wieder – 1947 wurde schließlich ein neuer Chor gegründet, der die Sangestradition in Meseberg fortsetzte. Dieser gemischte Chor besteht bis heute und kann deshalb in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiern. „Das machen wir am Sonnabend mit allen Mitgliedern“, verrät Wolfgang Schulze. Der Meseberger Ortsbürgermeister ist der Vorsitzende des Chores „Freundschaft“, der derzeit aus 22 aktiven Mitgliedern und 10 passiven Mitgliedern besteht. Zum runden Chorgeburtstag werden die Männer und Frauen eine Kremserfahrt unternehmen, die sie sowohl zum Essen nach Mose und zum Kaffeetrinken nach Lindhorst führt, als auch zwischendurch nach Colbitz, wo eine Führung durch das Wasserwerk ansteht.

Ein großes Sängerfest, wie es beispielsweise im Rahmen des Gemeindefestes vor fünf Jahren gefeiert wurde, wird es in diesem Jahr allerdings nicht geben. „So ein Sängerfest ist arbeits- und kostenintensiv. Es muss eigentlich immer in einen größeren Rahmen, also ein Gemeindefest oder ähnliches eingebettet sein, sonst wäre es nicht zu stemmen“, erläutert Wolfgang Schulze.

Deshalb haben sich die Chormitglieder darauf geeinigt, eine solch große Veranstaltung erst in fünf Jahren, also zum 75-jährigen Bestehen, wieder zu organisieren. Bis dahin treffen sie sich aber nicht minder eifrig für ihr Hobby. Der Chor „Freundschaft“ tritt nicht nur bei traditionellen Veranstaltungen in Meseberg auf, wie der Feier zum 1. Mai oder dem Adventssingen, sondern auch bei Gemeindefesten in allen Ortsteilen der Niederen Börde. Geprobt wird zudem wöchentlich – immer dienstags von 20 bis 22 Uhr im Gemeindesaal.

Der älteste Sänger, der noch regelmäßig mit den Chormitgliedern auf der Bühne steht, ist Gerhard Paasche. Mit seinen 94 Jahren ist er schon lange beim Meseberger Chor dabei. Viele der Frauen und Männer singen dort schon über 30 oder 40 Jahre. Am längsten – nämlich 50 Jahre lang – sind Wolfgang Schulze und Heinz Schübel dabei.

„Wir kamen damals durch unsere Eltern dazu“, erinnert sich Wolfgang Schulze. Während früher die Jugend einfach mit zu den Proben und Auftritten geschleppt wurde, ist es heute nicht mehr ganz so einfach mit dem Nachwuchs. Der wird nämlich beim Meseberger Chor händeringend gesucht. Und dabei ist der Chor „Freundschaft“ gar nicht altbacken, sondern studiert neben den traditionellen Volksliedern auch moderne Schlager, beispielsweise von Helene Fischer, ein. Damals sah es mit den Mitgliederzahlen noch anders aus. Nachdem 1949 Karl Plate zurück in seine Heimat kehrte und die Chorleitung übernahm, blühte der Verein auf und verzeichnete 56 aktive Sänger. Er wurde weit über die Grenzen des Heimatkreises bekannt, fuhr zu Auftritten nach Berlin und in andere Städte. Das schaffte allerdings auch Überforderung bei den Mitgliedern – mit der Folge, dass der Chor einige Jahre ruhte.

Ein Neuanfang wurde 1967 gemacht: Musikalischer Leiter des Chores wurde Musiklehrer Peter Hocke. Den Vorsitz übernahm Lehrer Walter Schulze. Peter Hocke leitete „seinen Chor“ aufopferungsvoll 27 Jahre lang. Es war ein Schicksalsschlag für die Sänger, als der Leiter 1994 verstarb. In ihrer ausweglos erscheinenden Situation wandten sich die Meseberger an Dieter Wahnschaap, den Leiter des Samsweger Männerchores „Liederkranz“. Auf die Frage, ob er auch den Meseberger Chor noch übernehmen würde, antwortete er mit „Ja!“ und hat diese Zusage bis heute gehalten. Aus Altersgründen gab Walter Schulze schließlich 1996 den Vorsitz des Chores an seinen Sohn Wolfgang ab. Seitdem Jahr ist der Chor auch ein eingetragener Verein.

Der Chorgesang – darin sind sich die Mitglieder einig – soll in Meseberg weiter eine Heimat haben. Deshalb sind neue Sänger jederzeit willkommen.