Festveranstaltungen erinnern an den großen Sohn und Universalgelehrten Johann Heinrich Schulze Colbitz feiert 325. Geburtstag seines Wunderkindes
Den 325. Geburtstag ihres großen Sohnes Johann Heinrich Schulze feierten die Colbitzer am Sonnabend. Schulze gilt als einer der letzten Universalgelehrten, dessen bekannteste Entdeckung zur chemischen Grundlage der Fotografie wurde.
Colbitz l Ein paar Tropfen gereichen zu Weltruhm. Eher zufällig hatte Schulze 1717 im Experimentierlabor seines Mentors Friedrich Hoffmann (berühmt für "Hoffmanns Tropfen" ) in Halle festgestellt, das Silbersalze auf Kreide unter Lichteinwirkung dunkeln. Dies sollte sich später als eine der wesentlichen wissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung der Fotografie erweisen.
Mit einem Schauspiel und Liedern gaben am Sonnabend die Colbitzer Grundschüler zusammen mit ehemaligen Schülern in historischem Gewand gekleidet einen Einblick in das Leben jenes Mannes, der ihrer Schule den Namen gab. Das kleine Schauspiel hat die Colbitzerin Erika Scheele geschrieben. Der heute 89-Jährigen, dem damaligen Pfarrer Johannes Karcher und den von Erika Schele vor 50 Jahren gegründeten Johann-Heinrich-Schulze-Freunden ist es zu verdanken, dass Johann Heinrich Schulze in Colbitz unvergessen bleibt.
Erika Schele hatte 1962 den Kontakt zur Hallenser Universität hergestellt, seither bestehen enge Bande zwischen Schulzes wissenschaftlicher Wirkungsstätte und seinem Geburtstort in der Heide. Jener besonderen Geschichte um die Anfänge der Schulzefreunde und über die Bedeutung Johann Heinrich Schulzes hat der renommierte Wissenschaftlicher Paul Rabe in einem Beitrag für das Buch "Deutsche Kinder" ein literarisches Denkmal gesetzt. Sein Titel: "Wunderkind aus Colbitz - Waisenhauskind aus Halle".
Ohne den berühmten Sohn wäre auch nie die inzwischen 20-jährige Colbitzer Partnerschaft mit der fränkischen Gemeinde Altdorf entstanden. Denn: An der Altdorfer Universität hatte Schulze von 1720 bis 1732 gelehrt und dort 1727 seine Entdeckung von 1717 zum zweiten Mal publiziert.
Nach der Altdorfer Zeit berief ihn seine Heimatuniversität Halle wieder zurück. Schulze war da bereits ein renommierter Gelehrter - reifte in Halle zu einem der letzten Gelehrten mit universalem Wissen auf vielen Wissenschaftsgebieten (siehe Kasten). Als Anerkennung für Erika Scheles Verdienste überreichte ihr eine Abordnung der Gemeinde und der Schulze-Freunde einen Ehrenteller. An der morgendlichen Festveranstaltung konnte Erika Schele nicht teilnehmen. Ehrengäste, wie der stellvertretende Bürgermeister von Altdorf Hartmut Herzog, Kreisdezernent Joachim Hoeft und der Schulze-Experte Hans Dieter Zimmermann von der Uni Halle ließen der Seele der Colbitzer Schulze-Freunde beste Genesungswünsche übermitteln.
Klaus-Dieter Gutsche erinnerte während des Festaktes an das Wirken der Schulze-Freunde, und Hans Dieter Zimmermann würdigte die Bedeutung Schulzes als Wissenschaftler. Seit zehn Jahren erinnert eine von den Schulze-Freunden konzipierte Ausstellung auf dem Colbitzer Museumshof an das Wirken von Johann Heinrich Schulze, an sein Leben in Colbitz, seine Lebensstationen in den Franckeschen Stiftungen zu Halle und an den Universitäten von Altdorf und Halle.
Nach einem Besuch des Museumshofes legten die Ehrengäste ein Gebinde am Schulze-Denkmal nieder. Dann ließen die Grundschüler die Silbersalze zu Schulzes Initialen dunkeln - JHS.