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Corona Barleber Gastronomen sind optimistisch

Die Gastronomiebetriebe in Barleben und der Niederen Börde öffnen in der kommenden Woche wieder die Pforten für ihre Gäste.

Von Christian Besecke 17.05.2020, 02:00

Barleben/Niedere Börde l Eigentlich können Gastronomen ihre Räumlichkeiten bereits am Montag wieder für Publikum öffnen. Dazu bedarf es aber einer Genehmigung des Landkreises, die unter besonderen Auflagen und nach einer Kontrolle erteilt werden kann. Der Prozedur wollten sich aber weder Andreas Lessig, Inhaber des Lokals „Zur Post“ in Groß Ammensleben, noch Stefan Buhtz von „Buhtzis Kneipe“ aussetzen. Daher starten die beiden am Freitag ins Geschäft.

Milika Frangu, Inhaberin des „Syrtaki“ in Barleben, hat andere Pläne. Sie will ihr Restaurant am Dienstag um 11. 30 Uhr wieder öffnen, der Landkreis habe das bereits genehmigt. „Am Montag haben wir sowieso Ruhetag“, sagt sie. Bislang bot das Restaurant einen Außer-Haus-Verkauf an, daher war auch das Personal weiterhin im Einsatz – bis auf die Pauschalkräfte. Wie sich das in der Zukunft entwickeln wird, müsse aber erst einmal abgewartet werden.

Die Inhaberin ist froh, dass die Gäste jetzt wieder zu ihr kommen können, aber auch ein wenig traurig. „Die ganzen Vorgaben zum Schutz vor Corona müssen eingehalten werden“, sagt sie. „Das setzen wir alles um, wie es gefordert wird. Aber Gastronomie ist auch noch mehr.“ So erwarten die Besucher, dass sie bewirtet werden, aber eben auch noch mehr. Dazu zählen mal ein Spaß, nette Gespräche und ein Lächeln. Die Abstandsbeschränkungen und der Mundschutz engen die Möglichkeiten doch etwas ein.

„Wir gehen optimistisch an die Arbeit, das Leben geht weiter“, sagt sie. „Es überwiegt die Freude, dass die Menschen wieder bei uns sein können.“ Im Terrassenbereich auf dem Hof der Mittellandhalle sieht sie keine Probleme in Sachen Mindestabstand. Im Gastraum müssen die Tische jedoch reduziert werden.

Ein weiterer Punkt ist die Zettelwirtschaft, die auf die Inhaber zukommt. So müssen sich die Gäste in eine Liste eintragen und die Gastronomen müssen einen Blick darauf haben. Es sind außerdem Hinweise in den Räumlichkeiten anzubringen. Stefan Buhtz zählt beim Termin mit der Volksstimme mal eben sechs Aushänge auf. Dazu kommen dann noch zwei Listen, darunter die, in welche sich die Gäste mit allen ihren Daten eintragen müssen.

„Ich mache auch erst am 22. Mai auf“, sagt er. „Bis dahin habe ich aber noch reichlich zu tun. Für den Papierkram hätte ich gut und gern eine Sekretärin gebrauchen können.“ Er steht allein hinter dem Tresen, kocht und bewirtet die Besucher. „Das ist in dem Fall ein Vorteil“, sagt er. „Andere haben noch etliche Leute an Personal. Das stelle ich mir schwer vor, denn man hat immerhin eine Verantwortung.“ Ihn haben Bekannte und die Familie unterstützt, es gab sogar eine Spendensammlung.

„Die Menschen haben sich bei mir telefonisch gemeldet und nachgefragt, wie es weitergehen wird“, erzählt er. „So etwas macht Mut.“ Auf jeden Fall hat er, wie die anderen Gastronomen auch, einen Plan entwickelt, wie die Bestimmungen umzusetzen sind. „Die Hygienebestimmungen sind ohnehin recht deutlich formuliert“, sagt er. „Sie jetzt im Einzelnen noch einmal auszuhängen, erscheint zwar als doppelte Arbeit. Aber, wir machen auch das, wie es angeordnet ist.“ Kurios erscheinen Empfehlungen zum Mundschutz. Der sollte beim Betreten der Lokalität aufgesetzt sein, kann dann aber dann abgenommen werden. Beim Gang zu den Toiletten sollte er möglichst wieder getragen werden.

Er und die anderen Gastwirte hoffen, dass sich die potenziellen Gäste davon nicht abschrecken lassen. „Das Ausfüllen der Gästeliste dürfte noch einmal spannend werden“, schätzt er ein. „Wir müssen als besondere Aufgabe noch einmal zusätzlich darauf achten.“ So werde die Umsetzung der Vorgaben einfach nach unten delegiert. Das sei letztendlich auch mit der Beauftragung der Behörden vor Ort geschehen. „Ich mache da auch niemand beim Landkreis einen Vorwurf“, äußert er sich. „Letztendlich müssen die Mitarbeiter die Vorschriften umsetzen und sehen wie sie damit klarkommen. Ihnen geht es also fast so wie uns.“

Für ihn bedeutet die Umsetzung, dass sich die 35 Sitzplätze auf 17,5 in den Räumlichkeiten verringern. „Mal sehen, wer als halber Gast durchgehen kann“, merkt er schmunzelnd an. Ärgerlich findet er die Umsetzung der von der Bundesregierung ins Spiel gebrachten Sieben-Prozent-Regel. Auf Speisen soll nur eine Mehrwertsteuer von sieben Prozent erhoben werden. „Dabei geht es mir nicht um die Berechnung, das ist zu leisten“, sagt er. „Warum gilt diese Mehrwertsteuer nicht auf den Gesamtumsatz eines Gastronomen?“ Gefordert wird das zumindest von Gastrostammtisch Sachsen-Anhalt. Den Arbeitskreis leitet Matthias Nawroth vom „Ratskeller“ in Magdeburg. Buhtz ist Mitglied in der entsprechenden Whatsapp-Gruppe und daher immer auf dem neuesten Stand.

„Die Regelung bietet doch wieder Raum für Missbrauch“, erklärt er. „Was, wenn ein findiger Mensch eine Gurke oder eine Olive in einen Cocktail tut und ihm dann meinetwegen einen typischen Nachtischnamen verpasst?“

Andreas Lessig wird seine Gaststätte „Zur Post“ in Groß Ammensleben ebenfalls erst am Freitag öffnen. „Alles andere hätte mir zu viel Aufwand gebracht“, sagt er. „So hat eine schriftliche Information an das Gesundheitsamt des Landkreises Börde genügt.“ Bislang hat er in der Zeit der Corona-Sperre einen Lieferservice für Speisen angeboten. „Wir fangen bei Null und ganz langsam wieder an und dann muss man mal sehen, wie sich alles entwickelt.“ Den Optimismus hat er nicht verloren, wenn er auch erst einmal allein in die „neue Freiheit“ startet. „Gut, die Regeln und Vorgaben müssen umgesetzt werden, das bekomme ich hin.“ Der Papierkram beschäftige einen Gastronomen schon gewaltig, da geht es ihm nicht anders als seinen Berufskollegen.