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Coronavirus Barlebens Bürgermeister als Krisenmanager

Barlebens Gemeindeoberhaupt Frank Nase (CDU) hat lange Arbeitstage in Zeiten der Corona-Krise.

Von Christian Besecke 30.03.2020, 14:45

Barleben l Die kalten Kinderfüße am frühen Morgen signalisieren Frank Nase, dass es Zeit ist aufzustehen. „Dann ist es sechs Uhr und der Tag beginnt“, beschreibt er. „Gleich nach der Morgenhygiene werfe ich aber erst einmal den Blick in E-Mails und Nachrichten.“ Danach plant er den Tag mit seiner Ehefrau. Sie ist Lehrerin und gerade krank daheim – hat aber keine Corona-Symptome.

Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr beginnt der offizielle Arbeitstag und der bedeutet erste Telefonate mit der Büroleitung. Danach folgen andere wichtige Telefonate – der Terminkalender ist damit voll. So sind Gespräche mit dem Landrat Martin Stichnoth (CDU) und dem Gemeinderatsvorsitzenden Ulrich Korn (CDU) an der Tagesordnung. „Um 8.30 Uhr gibt es einen Chat mit dem Krisenstab“, erzählt Nase weiter. „Eine halbe Stunde später folgt auch schon der nächste Chat. Dieses Mal mit den Leiterinnen der Kindertagesstätten.“

Ab halb zehn steht dann die „übliche“ Arbeit auf dem Programm. Dazu gehört die tägliche „Wasserstandsmeldung“ der Verwaltung. Es geht um die Auswahl von Themen je nach Relevanz, Dienstanweisungen müssen formuliert werden. „Die Mitarbeitersteuerung, gemeinsam mit den Amts- und Bereichsleitungen ist da wichtig“, formuliert er. „Die Schließung der öffentlichen Gebäude ist das eine, dennoch muss das Management der Dienstleistungen in den öffentlichen Einrichtungen erfolgen.“

So habe die Verwaltung Sperren von Sport- und Spielplätzen durchsetzen müssen, dabei ging es um das Umsetzen von Anordnungen der Landesregierung und des Landkreises. „Es waren wenig populäre Dinge darunter, der in Krisenzeiten müssen die Vorgaben zum Schutz der Bevölkerung umgesetzt werden“, sagt der Bürgermeister. „Den Jersleber See zu schließen, ist auf wenig Gegenliebe gestoßen, aber wir halten uns damit nur an die Vorgaben.“

Außerdem erfolgt jeden Tag die Weiterentwicklung von Strategien, zu möglichen weiteren Maßnahmen. Es gibt einen Austausch mit Schulen und nachgeordneten Einrichtungen. „Die Absprache über Themen für die Internetseite der Gemeinde ist auch sehr wichtig“, erzählt Nase weiter. „Die Menschen sollen mit aktuellen Nachrichten auf dem Laufenden gehalten werden.“ Das geschieht mittlerweile ausführlich über eine Unterseite der Homepage, die quasi sofort ins Auge fällt. Hier gibt es gesicherte Informationen im Unterpunkt corona.barleben.org.“

Neben den allgemeinen Informationen gibt es hier noch einmal spezielle Themen, die auf die Gemeinde bezogen sind. So wird auf Angebote für Schüler verwiesen oder über Öffnungszeiten von Arztpraxen oder Dienstleisterninformiert. „Da sind wir ganz sicher beispielgebend für andere Gemeinden“, ist sich der Bürgermeister sicher. „Wir müssen aber die Einwohner entsprechend informieren und ihnen auch deutlich vor Augen führen, dass die Verwaltung nach wie vor für sie arbeitet und da ist.“

Zwar sind die Räumlichkeiten für den Besucherverkehr bis auf weiteres geschlossen, dennoch gibt es ein Bürgertelefon. „Das wird auch rege genutzt“, versichert Nase. „So 20 bis 40 Nachfragen gibt es am Bürgertelefon täglich. Das ist eine gute Quote.“ Die Hotline ist übrigens im Schichtsystem besetzt.

Frank Nase tauscht sich mit anderen Bürgermeistern des Landkreises Börde aus, besucht Informationsveranstaltungen des Bundes, des Landes und des Kreises und veranlasst die Erstellung eines sogenannten Firmen-Newsletters zur Info für Unternehmer.

„Bauanträge werden übrigens weiter von der Verwaltung bearbeitet“, sagt er. „Außerdem sind Breitbandausbau und die Erschließung der Schulen mit schnellem Internet auch weiterhin ein Thema, auch in Krisenzeiten.“ Dinge wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die entsprechenden Dienstanweisungen müssen rechtssicher gestaltet und ausformuliert werden.

„Zuletzt haben wir die Aktion Gutscheinhilfe vorbereitet. Dabei geht es darum, dass die Bürger örtliche Firmen durch den Erwerb von Gutscheinen unterstützen können“, erklärt der Bürgermeister. Hinweise dazu gibt es ebenfalls auf der Internetseite.

„Weiterhin werden Videobotschaften erzeugt. Es muss Post an etwa 1000 Unternehmen erzeugt werden“, zählt er auf. „Außerdem sind Rücksprachen mit dem Unternehmerbüro zu halten.“ Nicht zuletzt gibt es Informationsabsprachen mit den Freiwilligen Feuerwehren. „Damit sind wir auch schon bei der Beschaffung von Schutzkleidung“, sagt Nase. „Da haben wir kürzlich eine Sammelbestellung mit dem Landkreis und den anderen Gemeinden ausgelöst.“ (Volksstimme berichtete). Ziel sei es, die Mitarbeiter auszustatten.

Es geht mittlerweile auch um eine Wiederanlaufstrategie, die mit der schrittweisen Aufhebung von Anordnungen beginnen soll. „Auch dafür müssen wir einen Ablaufplan haben“, sagt der Bürgermeister. „Was passiert nach der Krise und wie bekommen wir alles wieder zum Laufen?“

Aufgaben wie die Vorbereitung von Sitzungen werden schon jetzt erledigt. Auch die Beschlussvorlagen für die Sitzungsfolge im April und Mai müssen vorbereitet werden. Zuletzt stand auch die Entscheidung zur Kitabeitrags-Problematik auf der Tagesordnung. Genau so ist aber der Bürgermeister bestrebt, die Gedanken der Bürger bei den Entscheidern im Land kund zu tun. „Es laufen natürlich weiterhin politische Prozesse“, sagt Nase. „Dazu gehört auch, dass das Land die Bürger erreicht und mitnimmt.“

Um 18 Uhr ist Frank Nase dann meist zu Hause bei seiner Familie, dann gibt es das gemeinsame Abendbrot. „Spätestens 19.30 Uhr müssen die Kinder ins Bett gebracht werden“, erzählt er augenzwinkernd. „Das ist ganz sicher die größte Herausforderung des Tages für uns.“

Danach gönnen sich die Nases etwas Entspannung vor den Fernseher. „Gegen 23 Uhr ist dann wirklich Feierabend, aber nicht ohne einen Blick in eventuelle Benachrichtigungen per Mail oder Telefon“, sagt er. „Schließlich müssen wir auf dem Laufenden bleiben.“