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Coronavirus Wolmirstedter gehen wegen Corona auf Distanz

Wolmirstedt in der Corona-Krise: Die Straßen leeren sich. Immer mehr Geschäfte richten Barrieren zwischen Menschen ein.

Von Gudrun Billowie 20.03.2020, 00:01

Wolmirstedt l Es ist gespenstisch ruhig in der Stadt. Der Zulauf in die Einkaufsmärkte scheint wieder auf Normalbetrieb geschaltet. Immer mehr Händler rüsten auf: mit Desinfektionsmittel, Barrieren, Plexiglas. Es soll um jeden Preis vermieden werden, dass Menschen sich zu nahe kommen.

Das E-Center im Lindenpark hat am Eingang Sicherheitskräfte postiert. Die achten darauf, dass jeder, der den Einkaufsmarkt betritt, die Hände desinfiziert. Die Kunden reagieren sofort, die meisten ohne, dass sie aufgefordert werden müssen. Damit ist das Team um Marktchef Frank Jeschke wieder einen Schritt weitergegangen. Weitere Schutzmaßnahmen für Kunden und Personal gibt es schon länger.

Die Kassiererinnen arbeiten hinter Plexiglas, der Abstand zu Frischeständen wird mit Kisten am Fußboden erzwungen. Kassiererinnen wie Franziska Lattner fühlen sich geschützt und auch die Kunden schätzen diese Schutzmaßnahmen. Böse Worte fallen nur gegenüber Hamsterkäufen.

Die seien nicht nötig, sagt Frank Jeschke und zeigt das Lager. Das ist bis obenhin gefüllt, trotzdem werden Toilettenpapier, Nudeln, Seife und andere zurzeit begehrte Artikel nur in handelsüblichen Mengen abgegeben. „Damit nicht wieder alles ausverkauft ist.“ Jeschke hofft, dass die Menschen wieder auf ausreichende Versorgung vertrauen.

Inzwischen ziehen auch andere Einkaufsmärkte nach und richten Barrieren zwischen Personal und Kunden ein. Im Hagebaumarkt werden Kunden viertelstündlich per Lautsprecherdurchsage dazu aufgerufen, einen Abstand von zwei Metern zu anderen zu wahren. Intensive Beratungsgespräche sind ebenfalls vorübergehend ausgesetzt. Unterbunden werden auch Gruppen- und Familieneinkäufe. „Am Vormittag haben sehr viele Menschen bei uns eingekauft“, sagt Marktleiter Detlef Rademacher. Vor allem Blumen und Baumaterial seien gefragt gewesen. „Trotzdem werden wir die Pflanzenbestellungen stark zurückfahren.“

Die Rathaus-Apotheke setzt nicht auf Plexiglas, sondern auf wenige Personen. Bürger dürfen nur einzeln eintreten, müssen draußen unterm Dach warten, bis sie dran sind. Auch dafür zeigten die Kunden Verständnis.

Stefan Michaelis betreibt in der Wolmirstedter Innenstadt einen Handyshop, der geschlossen bleiben muss. Trotzdem möchte er vor allem die Senioren nicht hängen lassen. Wenn sie eine neue Handykarte brauchen, können sie sich melden, dann bringt er sie nach Hause. „Natürlich trage ich dabei Schutzhandschuhe und Maske.“

Auch Frank Seggelke, Einrichtungsleiter des Seniorenwohnparks, hat „seine“ Senioren im Blick und bringt ihnen etwas aus den Geschäften mit. „Sie möchten am liebsten selbst einkaufen gehen, weil sie dann mal was anderes sehen“, sagt er, „aber es ist besser, sie gehen nicht raus.“ Ausreichend frische Luft gibt es auch im heimeigenen Park.

Die Tische in den Cafés und Gaststätten verwaisen zusehends. Die Tische müssen zwei Meter auseinanderstehen. Dafür hat auch Käffchen-Inhaberin Susanne Kützing gesorgt, trotzdem läuft der Betrieb sehr ruhig. „Manche holen sich Kuchen für zu Hause“, sagt sie. Trotzdem: Die Tische, die sonst am Nachmittag zumeist besetzt sind, bleiben leer.