Das Barleber Archiv ist fest in Frauenhand

Barleben l Als Herrin des Barleber Archivs ist Marianne Lehmann hinreichend bekannt. Doch die Hüterin der uralten Dokumente ist inzwischen Rentnerin und hat den Staffelstab an Heike Thieme übergeben. Die 46-jährige Diplom-Bibliothekarin sitzt seit August im Büro in der Thälmannstraße und kümmert sich vor allem um das Verwaltungsarchiv. "Eine schöne Aufgabe", findet die temperamentvolle Magdeburgerin.

Die wunderbar wertvollen Gemeindebücher, die über die Jahrhunderte erhalten geblieben sind, gehören nicht zu ihrem vorrangigen Aufgabenbereich. Darum kümmert sich immer noch Marianne Lehmann, inzwischen ehrenamtlich. "Das ist eine große Hilfe", sagt Heike Thieme und verweist auf den unendlichen Wissens- und Erfahrungsschatz der ehemaligen Archivarin. Der ist überall gefragt. "Wir bekommen seit einiger Zeit unendlich viele Anfragen von Menschen aus ganz Deutschland, die bei uns ihre Wurzeln suchen", sagt Marianne Lehmann. Sowie ein Hinweis nach Barleben reicht, versucht sie zu helfen. Dabei sei kriminalistischer Spürsinn gefragt und natürlich die alten Barleber Bücher.

Das älteste stammt aus dem Jahre 1653. Marianne Lehmann lässt sich erweichen und holt "Das Gemeinbuch zu Barleben" aus dem Archiv. In diesem Buch sind alle Großgrundbesitzer des Dorfes gelistet. Marianne Lehmann trägt es behutsam. Der goldfarbene Pergamenteinband war vor wenigen Jahren noch schwarz, hat seine ursprüngliche Farbe erst nach einer Restaurierung zurückbekommen. Die schwarze Farbe habe er durch Brände bekommen, ist sich die Archivarin sicher. Die geschwärzten Seitenränder erzählen noch immer davon. Marianne Lehmann zieht vorsichtig die Lederschlaufen auf und öffnet das Buch. Saubere Sütterlinschrift hat die Zeit überdauert.

Heike Thieme sieht dieses Buch zum ersten Mal. "So lange bin ich ja schließlich noch gar nicht hier", sagt sie und betrachtet das Buch ehrfürchtig. Und dann freut sie sich, auch bald mit dem historischen Archiv arbeiten zu können.