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Denkmalschutz Asphalt für die Amtstor-Straße

Die Amtstor-Straße und die Amtsbrücke in Wolmirstedt werden ab Montag fünf Monate lang gesperrt. Die Straße wird saniert

Von Gudrun Billowie 02.05.2020, 01:01

Wolmirstedt l Die Straße Am Amtstor führt am Fuße der Bibliothek und des Schlossgartens entlang, zwischen der Damaschkestraße und der Amtsbrücke. Wer auf dieser Straße unterwegs ist, würde sie auch mit geschlossenen Augen erkennen. Der alte Pflastersteinbelag ist extrem uneben, unregelmäßig abgesenkt, dazwischen klaffen fiese Schlaglöcher. Wer über diese Straße fährt, hört sein Auto rumpeln oder das Fahrrad klappern. Das soll nach der Sanierung anders sein. Trotzdem ist die Freude bisher nur gedämpft. Warum?

Die Straßendecke wird künftig aus Asphalt bestehen und das können sich nur wenige vorstellen. Doch die Denkmalschützer des Landkreises haben ein klares Votum abgegeben, sehen eine Asphaltdecke im historischen Kontext als durchaus angemessen an. Ute Burchhardt, Leiterin des Bauordnungsamtes, erklärt: „Asphalt ist im Gegensatz zu Betonstein ein historischer Baustoff, der bereits in der Antike Anwendung fand.“

Betonstein hatte sich die Stadt gewünscht und zunächst auch damit geplant. Die Amtstorstraße sollte einen Belag bekommen, mit dem auch die benachbarten Straßen Burgstraße und Damaschkestraße gepflastert sind. Im Rathaus und im Stadtrat herrschte Einigkeit, dass sich dieses Altstadtpflaster gut an das historische Ensemble der Schlossdomäne anfügt. Doch gegen diesen Plan intervenierten die Denkmalschützer.

Sie sehen eine „Verfremdung und Schwächung des Denkmals“, wenn die historischen Natursteine durch neuzeitliches Material, wie zum Beispiel Betonstein, ersetzt worden wären. Nun also Asphalt.

Viele Stadträte mochten sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden, haben sich vor Ort mit den Denkmalschützern des Landkreises getroffen, doch die waren nicht von ihrer Meinung abgewichen. Also blieb Wolmirstedt nichts anderes übrig, als sich zu fügen. „Sonst wäre uns die Baugenehmigung versagt worden“, erinnert sich der Stadtratsvorsitzende Heinz Maspfuhl.

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Uwe Claus hat sich einen Belag jenseits des Asphalts gewünscht. „Wenn wir schon ein schönes, historisches Ensemble haben, soll die Straße auch einen angemessenen Belag bekommen.“ Auch er hätte sich - weil Naturstein teuer ist - eine optisch ähnliche Variante gewünscht.

Inzwischen sehen die Stadträte dem künftigen Asphaltbelag gelassener entgegen. „Für die Autofahrer ist er sicher günstig“, sagt Uwe Claus. Heinz Maspfuhl will sich eine Meinung bilden, wenn die Straße fertig ist.

Das wird in gut fünf Monaten so weit sein. Vor dieser langen Bauzeit graut Dorit Junghans ein bisschen. Ihr Eiscafé „Cassuhn“ liegt vom Stadtkern aus hinter der Baustelle und ist aus dieser Richtung ab Montag nur zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen. Sie hofft, dass die Eis-, Kuchen- und Pizzafreunde trotzdem kommen. „Erst Corona, nun die Baustelle...“ Dorit Junghans verliert trotzdem nicht den Optimismus. „Fußgänger und Radfahrer können die gewohnten Wege nehmen, Autofahrer erreichen und aus Richtung Elbeu.“

Es ist nicht das erste Mal, dass ihr Eiscafé wegen Bauarbeiten abgeschnitten ist. Im Laufe der Jahre blickt die Inhaberin auf zwei Sanierungen der Amtsbrücke sowie mehrere Erneuerungen der Wasserleitungen zurück.

Die Sperrung betrifft auch den Weg zur Schlossdomäne. Das Tor zwischen Torhaus und Bibliothek dürfen nur Anwohner, Rettungskräfte, Feuerwehr, Polizei, Geschäftsinhaber und deren Zulieferer passieren. Die Parkplätze auf der Schlossdomäne sind nur von der anderen Seite, durch das enge Tor am Lustgraben und für Pkw erreichbar.

Am 12. Oktober soll alles fertig sein. Dann ist die Fahrbahn asphaltiert, auch der Straßenuntergrund wird neu. Die Gehwege jedoch bekommen Betonsteinpflaster. Zwischendrin werden die alten Natursteine der Straße zu Mosaiken verlegt. Die Zufahrten zur Schlossdomäne werden mit dem vorhandenen Kopfsteinpflaster versehen.

Die alten Lampen werden abgebaut, dafür werden am Gehweg drei neue gesetzt. Die Baum-Strauchhecke an der Straße wird erhalten, alte Mauerreste neben der Volkssolidarität müssen weichen. Eingeschlossen in die Bauarbeiten wird auch die Kreuzung zur Damaschkestraße, der ungünstige Kurvenradius wird erweitert. Die Treppe Richtung Jungfernstieg wird mit einer elf Meter langen Fahrradschiene ergänzt.

Die Straße gehört zum Wolmirstedter Sanierungsgebiet, deshalb fallen keine Straßenausbaubeiträge für Anlieger an.