Frauen- und Kinderschutzhaus im Landkreis Börde besteht seit 20 Jahren Die Frauen brauchen Zeit, Kraft zu schöpfen
LandkreisBörde l 20 Jahre alt wird das Frauen- und Kinderschutzhaus im Landkreis Börde in diesem Herbst. Angefangen hat das Engagement für Frauen und Kinder mit einem Frauen- und Kinderschutzhaus im damaligen Landkreis Wolmirstedt. Mit jeder Kreisfusion erweiterte sich auch der Einzugsbereich, aus dem hilfesuchende Frauen ins schützende Haus kommen, um der häuslichen Gewalt zu entrinnen, erinnert sich Wladilena Engelbrecht, die sich seit vielen Jahren um die Frauen kümmert.
Gab es anfangs nur eine geschützte Wohnung, erstreckten sich die Räumlichkeiten, die den Frauen und Kindern zur Verfügung gestellt werden konnten, bald auf eine ganze Etage. Die Bedingungen verbesserten sich im Laufe der Jahre weiter, inzwischen stehen im Frauenhaus acht Räume zur Verfügung, die jeweils als Mini-Wohnung mit WC immer einer Frau mit ihren Kindern zur Verfügung steht. Während sich in den ersten Jahren die Verweildauer manchmal bis zu einem Jahr hinzog, sei sie jetzt im wesentlichen begrenzt bis auf ein halbes Jahr, erläutert Wladilena Engelbrecht. Meistens sind es nur noch drei Monate.
"Die Frauen brauchen Zeit, wieder Kraft zu schöpfen, manche sind traumatisiert", begründet Wladilena Engelbrecht. "Das Frauenhaus war damals etwas Neues. Es hat ein Zeichen für die Frauen gesetzt: Ich darf mich wehren und ich bekomme Hilfe."
Die Mitarbeiterinnen bieten Hilfe sowohl im Haus, aber auch über Beratungsstellen im Landkreis an. "Wir wollen den Frauen Mut machen, ihnen die Möglichkeit geben, über das Erlebte zu sprechen." Das Frauenhaus ist für Frauen, die sich aus häuslicher Gewalt befreien wollen, eine Zuflucht. In einer anderen Umgebung bekommen sie eher Abstand.
Mit der Angst fertig werden
Selbst wenn der Mann aus der Wohnung, aus dem häuslichen Umfeld verwiesen wurde, bestehe die Gefahr, dass er zurückkommt, weiß auch Surki Stubbs aus ihrer langjährigen Tätigkeit. Die Frauen können die Angst nicht ablegen. Surki Stubbs ist die Leiterin der beiden Frauenhäuser des Vereins Rückenwind Bernburg. Neben dem Haus im Landkreis Börde ist der Verein auch Träger für das Frauenhaus in Staßfurt.
In anderer Umgebung erinnert nicht alles an das familiäre Drama, ergänzt Wladilena Engelbrecht. Hier finden die Frauen Sozialarbeiterinnen, die ihnen zuhören, die sie ernst nehmen, und sie finden andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen. Hier bemühen sich die Mitarbeiterinnen, auch den Kindern zu helfen. Denn sie sind meistens genauso traumatisiert wie ihre Mütter.
Längst gibt es im Frauenhaus einen Entspannungsraum. Und für die Kinder soll jetzt auf dem Grundstück ein kleiner Spielplatz entstehen. Dafür könnte der Verein noch finanzielle Unterstützung gebrauchen. Gern nehmen die drei Mitarbeiterinnen auch andere Hilfe für die Frauen in Anspruch. "Da geht schließlich auch mal ein Kühlschrank oder eine Waschmaschine kaputt", sagt Surki Stubbs. Auch guterhaltene Wäsche - Bettwäsche, Handtücher - oder Geschirr und Bestecke werden immer gebraucht. Die Mitarbeiterinnen freuen sich, wenn Frauen, die eine Zeit lang bei ihnen gelebt haben, mal wieder vorbeischauen und erzählen, wie es ihnen geht, dass sie Arbeit haben und dass es auch den Kindern gut geht. Für solche Gespräche gibt es sogar ein so genanntes Hausfrühstück, zu dem sich Frauen in größerer Runde treffen. Natürlich gibt es auch Rückschläge.
Am nächsten Mittwoch findet in der Kulturfabrik in Haldensleben eine Festveranstaltung statt. Dazu wird ein kleines Theaterstück präsentiert, das nachdenklich macht, und es gibt Diskussionsrunden, die vielleicht auch neue Anregungen bringen für die Arbeit. Zu sehen ist dann auch eine Ausstellung zum Thema "Spuren häuslicher Gewalt" mit Schwarz-Weiß-Fotos. Diese Ausstellung wird auch am Donnerstag und Freitag, dem 3. und 4. November, in den Räumen des Kinderschutzbundes Börde in Haldensleben am Waldring 113c gezeigt. Eröffnet wird sie am Donnerstag um 10 Uhr. Interessenten, auch Schulklassen, werden dort jeweils eine Mitarbeiterin des Frauenhauses als Gesprächspartnerin finden. Anmeldungen von Gruppen wären wünschenswert.
Wer das Frauenhaus unterstützen möchte, zur Festveranstaltung oder Ausstellung kommen möchte, kann sich an die Mitarbeiterinnen der Einrichtung wenden.
Das Frauenhaus ist telefonisch zu erreichen unter (039201) 709765 oder (0175) 2763313, per Mail unter frauenhaus-wms@rueckenwind-ev.de