Telekom Die letzte Telefonzelle in Wolmirstedt ist weg, telefonieren lässt sich trotzdem
Die Telefonzelle in der Wolmirstedter Fußgängerzone wurde entfernt. Sind solche öffentlichen Telefonzellen im Handy-Zeitalter überhaupt noch nötig?

Wolmirstedt - Die Telefonzelle in der Fußgängerzone bietet schon lange kein schönes Bild mehr. Die Scheiben sind eingeschlagen und beschmiert, uralte Plakate fleddern ein tristes Dasein. Nun wurde sie entfernt, jedenfalls die Hülle. Die eigentliche Telefonsäule wird als Telestation weitergeführt. Von dort aus lässt sich telefonieren, weiterhin bietet die Station schnelles Internet, im Umkreis von etwa 500 Meter können sich Bürger kabellos ins Internet einwählen.
Grundsätzlich gilt, Telefonzellen werden nur aus zwei Gründen abgebaut: Entweder müssen sie nach Vandalismus entfernt werden und werden später repariert an Ort und Stelle wieder aufgebaut, oder sie werden nicht genutzt.
Als extrem unwirtschaftlich gelten Telefonzellen, wenn der Umsatz monatlich weniger als 50 Euro beträgt. Das nimmt die Telekom als Indiz dafür, dass die Zelle nicht mehr benötigt wird.
In Wolmirstedt gibt es keine weitere Telefonzelle. Bis vor Kurzem stand eine am Bahnhof, aber die wurde inzwischen komplett entfernt. Lediglich der Anschluss ist immer noch vorhanden.
Die Telekom betreibt bundesweit rund 17000 Telefonzellen, generell werden sie besonders an Flughäfen oder Bahnhöfen genutzt. Dennoch sinkt deren Bedeutung. Statistisch gesehen hat jeder Bürger mindestens ein Handy und kann somit von fast jedem Ort der Welt aus überall anrufen.
Immer weniger Gespräche aus Telefonzellen
Dieser Trend zeigt sich in der sinkenden Zahl der Gespräche, die von öffentlichen Telefonzellen geführt werden: Waren es 1999 noch rund eine Milliarde Gespräche, sank die Zahl in den darauffolgenden Jahren kontinuierlich. 2010 wurden nur noch 120 Millionen Gespräche geführt.
Der große Handyboom für jedermann begann Mitte der 1990er Jahre. Erst wenige Jahre zuvor hatte es für viele Bürger der ehemaligen DDR einen Qualitätssprung in der privaten Telefonie gegeben. Sie bekamen in den Jahren nach dem Mauerfall erstmals ein Festnetztelefon ins Haus. Zu DDR-Zeiten, bis 1989, war das nur wenigen vergönnt.
Zu DDR-Zeiten gab es zu Hause kaum Telefone
Welche Bedeutung kam damals den Telefonzellen zu? Da müssen die Wolmirstedter sehr weit in der Erinnerung zurückgehen. Martina Kirchner erinnert sich, dass sie an einem schneereichen Wintertag früh nicht zur Arbeit fahren konnte, die Zugverbindung von Wolmirstedt nach Magdeburg war eingestellt. Da habe sie das öffentliche Telefon am Bahnhof genutzt, um ihrem Chef in Magdeburg Bescheid zu sagen. Ansonsten galt: Es gab kaum Privatleute, die angerufen werden konnten. Kaum jemand hatte zu Hause ein Telefon, nur wenige ausgewählte Bürger. In den Telefonzellen lagen Telefonbücher aus, in den Geldschlitz mussten Zwanzigpfennigstücke gesteckt werden. Das galt für Inlandsgespräche. Gespräche ins Ausland mussten bei der Post vermittelt werden.
Inzwischen telefoniert jeder, wie er mag oder was sein Vertrag hergibt. Außerdem findet das kabellose Internettelefonieren längst den Weg in den öffentlichen Raum, in Busse und Bahnen. Innerhalb von Städten können sich Passanten in sogenannten Hotspots kabellos über WLan in das Internet einwählen, per Laptop oder Smartphone im Internet surfen. Auch Rufbusse lassen sich über die Basistelefone der Deutschen Telekom rufen.
Wolmirstedt bekommt digitales System
Ein digitales Informationssystem wird bald auch in Wolmirstedt eingerichtet, zunächst am Wolmirstedter Busbahnhof im Zuge der Bahnhofsumgestaltung. So ein digitales Fahrgastinformationssystem informiert Reisende zu den Abfahrtzeiten von Bussen und Bahnen und meldet Störungen im Nahverkehr.
Das erste Fahrgastinformationssystem Sachsen-Anhalts wurde bereits 2010 in Barleben an der Haltestelle Sonnenhof in Betrieb genommen.
Im Übrigen gilt für Nostalgiker: Wer möchte, kann sich eine alte Telefonzelle kaufen. Informationen über Preise und Konditionen gibt es bei der Telekom.