Rund 40 Teilnehmer erkunden Historie und Besonderheiten von St. Pankratius in Hamersleben Eine Reise durch die Jahrhunderte: "Sommerabenteuer" in der Klosterkirche
Das Kloster Hamersleben entstand vor genau 900 Jahren. Die dazugehörige Kirche St. Pankratius ist in ihrer Architektur in Deutschland beinahe einmalig. Beim "Sommerabenteuer" ließen sich gestern etwa 40 Gäste in die Geheimnisse des ehrwürdigen Gebäudes einweihen.
Hamersleben l "Unsere Kirche ist älter als der Halberstädter Dom und der in Magdeburg", erklärte Pfarrer im Ruhestand Ludger Kemming nicht ohne Stolz. Mit einem ausführlichen Vortrag führte er seine Gäste zunächst in die Geschichte des Hamersleber Klosters ein.
Dieses wurde auf Veranlassung des Bischofs von Halberstadt von Augustinermönchen gegründet - allerdings zunächst in Osterwieck. Erst zwei adligen Damen gelang es durch umfangreiche Schenkungen, die Mönche zu einem Umzug zu bewegen. "Wer ein Kloster bauen will, braucht Kapital. Sonst geht es nicht, auch wenn man noch so fromm ist", erklärte Ludger Kemming.
Hamersleber Bauleute gehörten zu den Besten ihrer Zunft
Im Jahr 1112 war der Umzug vollzogen. Wann genau die Kirche vollendet war, ist ungewiss. Doch laut Kemming haben die Hamersleber aus übrig gebliebenen Steinen die Kirche in Gunsleben gebaut - und zwar ab 1141. Für die Errichtung des Klosters habe man extra Bauleute aus Norditalien kommen lassen. "Man suchte sich die besten Architekten aus, die es damals gab", so Ludger Kemming.
Nicht zuletzt deshalb ist die St.-Pankratius-Kirche wegen ihrer Architektur berühmt. "Wir haben allen Grund, die Handwerker und Künstler jener Zeit zu bewundern. Diejenigen, die hier in Hamersleben gearbeitet haben, gehörten zu den Besten ihrer Zunft", betonte Ludger Kemming.
Während in den meisten deutschen Kirchen jener Zeit das Dach von trutzigen Pfeilern getragen wird, gibt es in Hamersleben fast nur schlanke Sandsteinsäulen. "Das war ein technisches Wagnis", so Ludger Kemming. Zwar habe man die elegante Wirkung der Säulen geschätzt, doch ihre Tragkraft sei deutlich geringer.
Auch im Mittelalter sei Hamersleben keine große Stadt gewesen. Doch dass dort ein derart bedeutsames Kloster entstand, sei trotzdem nicht verwunderlich. "Diese Region bildete damals praktisch den Mittelpunkt des Reiches", so Ludger Kemming. Das Kloster habe sogar eine eigene Schreibstube besessen, so dass mittelalterliche Handschriften aus Hamersleben heute unter anderem in London, New York und Moskau zu sehen seien.
Vor allem aber ist die Hamersleber Basilika dafür bekannt, dass sie baulich kaum verändert wurde. So bildet sie noch immer ein Musterbeispiel romanischer Architektur.
"Es gab keinen Krieg, der das Gebäude zerstört hätte. Einzig kurz vor Aufhebung des Klosters im Jahr 1804 schlug im Nordturm einmal der Blitz ein", sagte Kemming. Auch eine "Zerstörung aus Übermut", weil man beispielsweise "Modetorheiten" nacheifern wollte, habe es nie gegeben. Sogar die Eichenbalken unter dem hohen Kirchendach seien vermutlich noch original. "Eiche hält an einer solchen Stelle besser als Eisen", sagte Ludger Kemming. Die Akustik im Inneren der Kirche sei so gut, dass man auf Mikrofon und Lautsprecher vollständig verzichten könne. Zur Verdeutlichung stimmte Kemming das österliche Halleluja an.
"Sommerabenteurer" zeigten sich begeistert
Vereinzelte Beispiele für Veränderungen gibt es jedoch auch in Hamersleben: So wurde die im Westen angebaute Vorkirche entfernt - mit einschneidenden Folgen. Denn das zweigeschossige Gebäude diente als Gegengewicht zur restlichen Kirche. Trotz verschiedener Sicherungsmaßnahmen sei der jetzige Westgiebel bereits um 40 Zentimeter aus dem Lot geraten. Bei einem anschließenden Rundgang konnten die "Sommerabenteurer" die Besonderheiten der Kirche aus nächster Nähe bestaunen. Dabei lernten sie unter anderem auch die in einem Innenhof lebende Pfauenfamilie kennen.
"Ich fand die Veranstaltung sehr schön. Man fährt immer am Kloster vorbei und denkt sich: Da müsste man mal hinein gehen. Das ¿Sommerabenteuer\' war dafür eine prima Gelegenheit", meinte Teilnehmerin Ursula Rössing aus Kloster Gröningen. "Ich fand vor allem den Gesang schön. Das war Gänsehaut pur", erklärte Angelika Höde aus Barneberg.
Das "Sommerabenteuer" ist die neue Ferienaktion der Volksstimme. Sie soll Lesern Einblicke ermöglichen, die ihnen der Alltag sonst verwehrt. Den Abschluss und Höhepunkt bildet am Mittwoch, 29. August, ein Besuch des Gefechtsübungszentrums in der Colbitz-Letzlinger Heide. Dabei handelt es sich um den drittgrößten und modernsten Truppenübungsplatz Deutschlands. Die Aktion beginnt um 9.30 Uhr.
Anmeldung für Besuch im GÜZ läuft bereits
Wer dabei mitmachen möchte, kann den untenstehenden Coupon ausfüllen und an die Volksstimme zurückschicken. Pro Coupon können sich bis zu drei Personen anmelden. 20 Plätze stehen zur Verfügung. Die Teilnahme ist diesmal nicht kostenlos. Da der Besuch fünf Stunden dauert, ist ein Mittagessen eingeplant. Die Kosten betragen 3,77 Euro pro Person. Unter den Interessenten entscheidet am Ende das Los.
Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt. Die Anfahrt zum GÜZ erfolgt privat. Ebenfalls wichtig: Aus Sicherheitsgründen müssen Namen und Wohnort der Teilnehmer der Bundeswehr mitgeteilt werden.