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Engagement Ohne Satzung kein Jugendbeirat

In Wolmirstedt wollen Jugendliche künftig in der Kommunalpolitik mitmischen und ihre Interessen stärker vertreten.

Von Gudrun Billowie 01.12.2020, 00:01

Wolmirstedt l Simon Reidenbach hat eine klare Haltung entwickelt: „Wer, wenn nicht wir?“ Der 17-jährige Abiturient möchte sich zusammen mit seinen Mitstreitern für die Jugendlichen Wolmirstedts einsetzen, darauf aufmerksam machen, was junge Menschen umtreibt, was sie wollen, was ihnen fehlt. Wenn nichts dazwischenkommt, wird er Vorsitzender des künftigen Jugendbeirats.

Doch worauf kommt es jungen Leuten an? „Wir wollen erst einmal in die Schulen gehen und über das Mitspracherecht aufklären“, formuliert Simon Reidenbach. Vielen Jugendlichen sei nicht klar, wie sie sich für ihre Interessen stark machen können, dass sie durchaus ein Mitspracherecht in ihrer Kommune haben. Weiterhin wollen sie darüber aufklären, wie Kommunalpolitik funktioniert, welche Aufgaben ein Stadtrat, eine Bürgermeisterin hat, wollen junge Leute fit machen, für ihre Interessen einzustehen. „Jugendliche sind ja auch Teil der Kommune.“

Aktuell gibt es neun junge Leute, die sich vorstellen können, in einem Jugendbeirat mitzuarbeiten. Bisher sind noch keine Mädchen dabei. Simon Reidenbach hofft, dass sich noch mehr Jugendliche einbringen wollen. Maximal 27 Mitglieder im Alter von 12 bis 21 Jahren können im Jugendbeirat mitmachen. Das steht im Satzungsentwurf.

Die Satzung war lange der Zankapfel, als es um die Gründung eines Jugendbeirates ging. Bereits im Mai 2019 war von UWG-Stadtrat Klaus Mewes ein Entwurf vorgelegt worden, nur gab es damals keinen einzigen Jugendlichen, der in einem Jugendbeirat mitmachen wollte. Doch der Gedanke, dass Jugendliche ihre Interessen vertreten können, ist im politischen Raum hängen geblieben, erreichte die Jugendlichen jedoch zunächst nicht.

Im Februar startete die Stadtverwaltung einen Versuch, warb um die Mitarbeit in einem Jugendbeirat, wandte sich an den Jugendclub, an Schulen, Vereine. Schließlich fanden sich mit Marten-Ole Spelsberg und Thomas Höding zwei Interessenten. Später kam Simon Reidenbach dazu. Die Idee, tatsächlich einen Jugendbeirat zu gründen, war bei der jungen Generation auf fruchtbaren Boden gefallen. Doch die wollte ohne Satzung nicht arbeiten.

Wie passt sprichwörtliches jugendliches Ungestüm mit dieser Forderung zusammen? Warum glauben junge Leute, erst agieren zu können, wenn eine Satzung beschlossen ist? „Ohne Satzung können wir kein Geld, keine Fördermittel akquirieren“, erklärt Simon Reidenbach, „ohne Satzung sind uns die Hände gebunden.“

Geld braucht der Jugendbeirat unter anderem, um ein Logo, die Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln, Visitenkarten drucken zu lassen. Die sollen helfen, dass Jugendliche schnell Kontakt zu den Beiratsmitgliedern aufnehmen können.

Die einst von UWG-Stadtrat Klaus Mewes vorgelegte Satzung wurde verworfen. „Wir haben uns an Satzungen der Jugendbeiräte anderer Städte orientiert“, erzählt Simon Reidenbach. Dabei haben sie mit dem Jugendsozialarbeiter Nico Schmidt, Keven Kirschner vom Jugendclub sowie Vertretern der Stadtverwaltung zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit soll fortgeführt werden. Doch bei welchen Themen wollen sich Jugendliche einmischen, was interessiert in der Kommunalpolitik?

Simon Reidenbach nennt ein Beispiel: „Es gab ja die Idee, einen großen Spielplatz für alle Generationen anzulegen. Leider ist diese Idee wohl vom Tisch.“ Bei dessen Gestaltung hätten sie gern mitgemischt.

So ein Generationenspielplatz sollte auf dem Gelände des Stadion des Friedens angelegt werden, doch inzwischen kristallisiert sich heraus, dass dieses Areal für den Eigenheimbau zur Verfügung gestellt wird.

Weitere Themen sind die fahrradfreundliche Stadt oder Hundespielplätze. „Wir wollen auf jeden Fall weitere Ideen sammeln“, sagt der designierte Vorsitzende.

Zuvor müssen jedoch die Formalitäten geklärt werden. Der Stadtrat muss am 14. Dezember der Satzung zustimmen, erst dann kann der Jugendbeirat gebildet werden, der Vorsitzende bestimmt, die Arbeit aufgenommen werden. In Corona-Zeiten wird hauptsächlich kontaktlos gearbeitet. „Bisher haben wir uns in Online-Konferenzen ausgetauscht.“

Sobald der Jugendbeirat ins Leben gerufen ist, kann er Anträge, Anfragen, Empfehlungen oder Stellungnahmen an den Stadtrat oder die Verwaltung herantragen.

Umgekehrt soll der Jugendbeirat bei allen Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen, gehört werden. Diese Themen lassen sich meist unter den großen Überschriften Kultur und Soziales, Infrastruktur, Schule und Kinder- und Jugendförderung finden.

Bevor der Stadtrat über die Satzung entscheidet, steht das Thema am Mittwoch, 2. Dezember, im Kultur- und Sozialausschuss, sowie Montag, 7. Dezember, im Hauptausschuss in der Halle der Freundschaft auf der Tagesordnung.