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Erfolglos Wolmirstedt wird Jahnhalle nicht los

Die Stadt Wolmirstedt möchte die Jahnhalle verkaufen, wird sie aber nicht los. Der jetzige Mieter hätte sie gern, jedoch nicht um jeden Preis.

08.10.2019, 23:01

Wolmirstedt l Die Jahnhalle scheint an der Stadt zu kleben. Auch eine europaweite Ausschreibung hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Neben der Ausschreibung hatte die Stadt bei namhaften Fitnessstudios der Region angefragt. Doch auch in diesen Kreisen zeigte niemand Interesse, den geforderten Preis zu zahlen. Langsam schwimmen der Stadt die Felle davon. Wird Wolmirstedt die Halle nicht los?

Die Halle hatte dem Taekwondoverein „Wolves“ gehört, nach endlosem Hick-Hack um die ordnungsgemäße Abrechnung von Fördermitteln und der Insolvenz des Vereins ist die Halle in diesem Jahr wieder in das Eigentum der Stadt zurückgegangen. Eigentlich sollte sie bereits verkauft sein, deshalb wurde zum 30. September der Vertrag mit dem Gesundheits- und Leistungszentrum „Speed“ gekündigt. „Speed“ ist Mieter der Halle und wird von Sascha Zimmermann geführt.

Sascha Zimmermann möchte das Studio gerne in Wolmirstedt weiterführen und bis zum Jahresende ist das auch möglich. Die Stadt hatte den Weiterbetrieb gestattet. Das freut viele Nutzer, doch die ungewisse Zukunft forderte bereits ihren Tribut. „Wir haben leider sehr gut ausgebildetes Personal verloren“, berichtet er, „und können mit der aktuellen Mitgliederzahl eigentlich nicht mehr lang durchhalten.“ Statt bisher drei gibt es nur noch einen Trainer. Außerdem haben sich in den vergangenen 13 Monaten mehr Sportfreunde ab- als angemeldet.

Im „Speed“ trainieren Sportfreunde aller Altersklassen. Vormittags kommen gern Menschen im Rentenalter. Jutta Fischer hält sich bereits seit acht Jahren fit.„Früher habe ich an den Geräten trainiert“, sagt die 66-Jährige, „heute besuche ich vor allem die Kurse.“ Sie schätzt vor allem, dass die Trainer ihr zeigen, wie sie fit bleiben, ihre Mobilität erhalten kann. An schlechten Tagen sagt sie sich: „Morgen ist wieder Sport und dann ist es wieder gut. Das klappt.“ Sie wünscht sich, dass das Fitnesszentrum in Wolmirstedt bleibt. „Es wurde so viel investiert, auch für Leute mit Rückenproblemen.“ Stattdessen in einem Verein Sport zu treiben, käme für sie nicht in Frage.

Im „Speed“ trainieren auch Profis. Die Basketballer der SBB Baskets pushen dort ihre Athletik. Die Mannschaft spielt in der 1. Regionalliga Nord, der vierthöchsten bundesdeutschen Spielklasse, und strebt den Aufstieg an. Trainer Eiko Potthast schätzt vor allem, dass die Trainingsstätte flexibel nutzbar ist. „Wir gehen auch weiter davon aus, dass wir dort trainieren können.“

Ob das im neuen Jahr noch möglich ist, ist unklar. Wenn niemand die Halle kauft, bleibt sie im Eigentum der Stadt. Die braucht aber diese Halle nicht. Wolmirstedt verfügt über ausreichend Sporthallen, die für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen. Daneben die Jahnhalle weiter zu betreiben, würde zu den freiwilligen Leistungen der Stadt zählen und dafür muss Geld übrig sein. Der Haushalt droht jedoch im kommenden Jahr arg ins Minus zu rutschen, vor allem weil die Kreisumlage steigt und die Landeszuweisungen sinken.

Schon in der ersten Ausschreibungsphase hatte es Interessenten gegeben, aber deren Angebote lagen unterhalb des Verkehrswertes. Sascha Zimmermann hält seinen Hut im Ring. Auch er hat Bauchschmerzen mit der geforderten Summe. „Die werden mir die Banken nicht zur Verfügung stellen.“ Auch wegen der niedrigeren Mitgliederzahlen.

Ist die Halle zu teuer? Marlies Cassuhn erklärt, wie der Preis zustande kam: „Wir berufen uns auf den Verkehrswert, der von einer öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen ermittelt wurde.“ Die genaue Zahl wird nicht genannt. Momentan sieht sie wenig Spielraum, an der Preisschraube zu drehen. „Die Kommune ist nach dem Kommunalverfassungsgesetz verpflichtet, den aktuellen Verkehrswert zu fordern.“ Dennoch strebt sie eine Lösung an. „Nun ist im Rathaus und mit dem Stadtrat zu klären, wie mit der Halle weiter verfahren werden soll, ob ein Verkauf unterhalb des Verkehrswertes möglich ist und wie weit die Abstriche sein können.“

Sascha Zimmermann hofft auf eine schnelle Entscheidung. „Ich werde ein Angebot abgeben.“ Was, wenn das abgelehnt wird? „Dann werden wir mit unserem Zentrum die Stadt verlassen.“