Feuerwehr Wenn die Sirene heult...

Noch immer wird die Wolmirstedter Feuerwehr durch eine Sirene alarmiert. Ist es noch zeitgemäß, die ganze Stadt zu übertönen?

Von Gudrun Billowie 19.10.2019, 01:01

Wolmirstedt l Heult die Sirene auf, schärfen sich die Sinne. Steigen Rauchwolken gen Himmel, sind Detonationen zu hören oder gab es einen schweren Unfall? Kaum ist der letzte Sirenenton verklungen, rückt die Feuerwehr aus, Blaulicht blinkt, Martinshörner tönen. Akustisch ist die ganze Stadt beteiligt. Muss das sein?

„Ja“, sagt Wolmirstedts Ortswehrleiter Marco Reinhardt, „und zwar immer dann, wenn Menschenleben in Gefahr sind.“ Dann will die Feuerwehr auf Nummer sicher gehen und alle Kameraden alarmiert wissen. „Dann kommt es auf jeden an.“

Längst sind die Feuerwehrleute mit einem Pieper ausgestattet, der offiziell digitaler Funkmeldeempfänger heißt. Die funktionieren ähnlich wie ein Handy, die Anfangsschwierigkeiten sind behoben, sie arbeiten fast zuverlässig. Trotzdem: Nicht jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau hat die Pieper pausenlos am Körper. Wer im Garten gräbt oder des nachts tief schläft, hat das Gerät zwar in Reichweite, doch nicht stets ein Auge drauf. Schwillt hingegen über der Stadt das Heulen der Sirene an, ist jeder alarmiert.

Die Sirene löst längst nicht bei jedem Einsatz aus. Nur etwa ein Viertel der Einsätze werden auf diese Weise angekündigt. Bei zwei Einsatzstichworten ist die Sirene unerlässlich. Heißt es „Brand Gebäude“ muss davon ausgegangen werden, dass Menschen in Gefahr sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gebäude eine Garage, Wohnung oder Schule ist. Bei „Brand Gebäude“ rückt die gesamte Stadtwehr aus.

Manchmal stellt sich vor Ort heraus, dass eine Brandmeldeanlage ausgelöst hat, weil sie defekt oder das Essen angebrannt ist. „Kein Handlungsbedarf“, heißt es dann. Die Feuerwehr rückt wieder ab, wäre aber im Ernstfall dagewesen, und zwar innerhalb der zwölf Minuten, die vorgeschrieben sind. Dabei ist eine Tendenz erkennbar: „Die Einsätze, die auf defekte Brandmeldeanlagen zurückzuführen sind, sind deutlich weniger geworden“, sagt Marco Reinhardt.

Das zweite Einsatzstichwort für ein Sirenenheulen lautet „FR“. Das steht für Feuerwehr und Rettungsdienst und kann heißen, dass beispielsweise bei einem Verkehrsunfall Personen im Auto eingeklemmt sind.

Bei allen anderen Einsätzen werden nur die Pieper ausgelöst, sei es, wenn Ödland brennt oder eine Ölspur beseitigt werden muss.

Feuerwehreinsätze bleiben kostenfrei - bis auf wenige Ausnahmen. In diesem Jahr wurden schon vier Ölspurbeseitigungen in Rechnung gestellt.